Leiningen-Westerburg
Ordnung des Nachtmals unsers Herrn Jesu Christi.
Der Son Gottes, unser lieber Heyland Jesus Chris-
tus, da er sich am Creutz für der gantzen Welt sünde
als das einige versönopffer wolt tödten lassen, ver-
machet er im Testament nicht allein seinen lieben
Jüngern, wölche mit ihm zu der zeit das letzte
Nachtmal hielten, sondern auch allen Christglaubi-
gen biß zum ende der Welt das aller höchste, edelste
unnd theuwerste gut mit waren, deutlichen unnd
unzweiffelhafftigen worten, nemlich seinen heiligen
Leib und sein heiliges Blut, auff daß wir sein und
seiner grossen wolthaten nimmer mehr vergessen,
sonder inn ewigket indgedenck sein möchten, wie
dann die wort der einsatzung lauten: Das thut zu
meinem gedechtnuß.81
Diese des Herrn Christi selbs eigene stifftung hat
sich der leidige Teuffel uff vilfaltige weise zuverkeh-
ren und gantz und gar umbzustossen unterfangen:
dann uff einer seiten hat erst nicht, wie es darzu von
Christo verordnet, ein außtheilung des Leibs und
Bluts Christi bleiben lassen, sonder zu einem schaw-
spiel gemacht und unzeliche erschröckliche und
Gottslesterliche abgöttereyen mit einschliessung
desselbigen erreget unnd |41v| getrieben, uff der an-
dern seiten hat ers zum blossen ledigen zeichen, als
darinn der warhafftig und gegenwertig Leib und
Blut Christi nicht wesentlich uberreicht werden,
wider des Testatoris einfeltige, schlechte,82 warhaff-
tige und gerechte wort gemacht.
Darumb, so man will vom Nachtmal des Herren
handlen, sollen sich die Kirchendiener, sonderlich zu
diesen zeiten, da an allen orten grosser und hefftiger
streit des Abendmals halben fürfelt, höchlichen be-
fleissigen, daß sie darvon recht lehren und die zu-
hörer gründtlich unterweisen, auch mit Christlicher
ordnung und der Kirchen frucht und nutz außthei-
p Von hier bis Fußnote q S. 253 aus KO Pfalz-Neuburg
1554 (mit Kürzungen im Umfeld der Einsetzungsworte).
81 1Kor 11,24.
len. Was nun die Lehr von des Herrn Christi Abend-
mal berürt, wöllen wir die gentzlich und ernstlich,
stracks allerding nach des warhafftigen Gottes Jesu
Christi worten gelehrt haben, und weil die Augs-
purgische Confession,83 zu der wir uns von hertzen
bekennen, die wort der einsatzung des heiligen
Abendmal recht und warhafftiglich erklert, erfor-
dern wir, das man ja auch nit eins fingers breit von
derselbigen schreite und abtrette, Nemlich daß im
heiligen Abendmal der Leib und das Blut Christi
warhafftiglich und gegenwertig mit Brot und Wein
außgetheilt, entpfangen und genossen wirdt. Sovil
aber die ordnung der Administration des heiligen
Abendmals belangt, sol es, wie volgt, in unsern Kir-
chen eintrechtiglichen gehalten werden.
Erstlich sol das Nachtmal Christi zum wenigsten
vier mal im jar in allen unsern Kirchen, darinnen
man das reine Gottes wort prediget, durch die Kir-
chendiener verkündigt unnd die leut ernstlich von
ihnen auß Gottes wort, daß sie sich darzu schicken,
ermahnet werden, sol auch sonsten, als offt Com-
municanten vorhanden, ohn alle unterscheit der zeit
administriert werden.
pSo dann das Nachtmal uff einen Sontag oder sonst
ein Fest zuhalten fürgenommen wirdt, sol erstlich
|42r| ein Christlicher Gesang, als Kom heiliger Geist
etc.,84 Ein Psalm oder sonst ein Gesang, darzu
dienstlich, gesungen werden. Die Predig, so zur sel-
bigen zeit geschicht, sol fürnemlich dahin gericht
werden, daß auch vom gebrauch unnd nutz des
Abendmals gehandelt werde. Darauff sol der Kir-
chendiener an dem ort, da das heilig Abendmal auß-
getheilt, nachfolgende vermahnung gegen dem
Volck deutlich vorlesen.
82 Schlichte.
83 BSLK S. 44-137.
84 Wahrscheinlich Luthers Lied, AWA 4, Nr. 15.
250
Ordnung des Nachtmals unsers Herrn Jesu Christi.
Der Son Gottes, unser lieber Heyland Jesus Chris-
tus, da er sich am Creutz für der gantzen Welt sünde
als das einige versönopffer wolt tödten lassen, ver-
machet er im Testament nicht allein seinen lieben
Jüngern, wölche mit ihm zu der zeit das letzte
Nachtmal hielten, sondern auch allen Christglaubi-
gen biß zum ende der Welt das aller höchste, edelste
unnd theuwerste gut mit waren, deutlichen unnd
unzweiffelhafftigen worten, nemlich seinen heiligen
Leib und sein heiliges Blut, auff daß wir sein und
seiner grossen wolthaten nimmer mehr vergessen,
sonder inn ewigket indgedenck sein möchten, wie
dann die wort der einsatzung lauten: Das thut zu
meinem gedechtnuß.81
Diese des Herrn Christi selbs eigene stifftung hat
sich der leidige Teuffel uff vilfaltige weise zuverkeh-
ren und gantz und gar umbzustossen unterfangen:
dann uff einer seiten hat erst nicht, wie es darzu von
Christo verordnet, ein außtheilung des Leibs und
Bluts Christi bleiben lassen, sonder zu einem schaw-
spiel gemacht und unzeliche erschröckliche und
Gottslesterliche abgöttereyen mit einschliessung
desselbigen erreget unnd |41v| getrieben, uff der an-
dern seiten hat ers zum blossen ledigen zeichen, als
darinn der warhafftig und gegenwertig Leib und
Blut Christi nicht wesentlich uberreicht werden,
wider des Testatoris einfeltige, schlechte,82 warhaff-
tige und gerechte wort gemacht.
Darumb, so man will vom Nachtmal des Herren
handlen, sollen sich die Kirchendiener, sonderlich zu
diesen zeiten, da an allen orten grosser und hefftiger
streit des Abendmals halben fürfelt, höchlichen be-
fleissigen, daß sie darvon recht lehren und die zu-
hörer gründtlich unterweisen, auch mit Christlicher
ordnung und der Kirchen frucht und nutz außthei-
p Von hier bis Fußnote q S. 253 aus KO Pfalz-Neuburg
1554 (mit Kürzungen im Umfeld der Einsetzungsworte).
81 1Kor 11,24.
len. Was nun die Lehr von des Herrn Christi Abend-
mal berürt, wöllen wir die gentzlich und ernstlich,
stracks allerding nach des warhafftigen Gottes Jesu
Christi worten gelehrt haben, und weil die Augs-
purgische Confession,83 zu der wir uns von hertzen
bekennen, die wort der einsatzung des heiligen
Abendmal recht und warhafftiglich erklert, erfor-
dern wir, das man ja auch nit eins fingers breit von
derselbigen schreite und abtrette, Nemlich daß im
heiligen Abendmal der Leib und das Blut Christi
warhafftiglich und gegenwertig mit Brot und Wein
außgetheilt, entpfangen und genossen wirdt. Sovil
aber die ordnung der Administration des heiligen
Abendmals belangt, sol es, wie volgt, in unsern Kir-
chen eintrechtiglichen gehalten werden.
Erstlich sol das Nachtmal Christi zum wenigsten
vier mal im jar in allen unsern Kirchen, darinnen
man das reine Gottes wort prediget, durch die Kir-
chendiener verkündigt unnd die leut ernstlich von
ihnen auß Gottes wort, daß sie sich darzu schicken,
ermahnet werden, sol auch sonsten, als offt Com-
municanten vorhanden, ohn alle unterscheit der zeit
administriert werden.
pSo dann das Nachtmal uff einen Sontag oder sonst
ein Fest zuhalten fürgenommen wirdt, sol erstlich
|42r| ein Christlicher Gesang, als Kom heiliger Geist
etc.,84 Ein Psalm oder sonst ein Gesang, darzu
dienstlich, gesungen werden. Die Predig, so zur sel-
bigen zeit geschicht, sol fürnemlich dahin gericht
werden, daß auch vom gebrauch unnd nutz des
Abendmals gehandelt werde. Darauff sol der Kir-
chendiener an dem ort, da das heilig Abendmal auß-
getheilt, nachfolgende vermahnung gegen dem
Volck deutlich vorlesen.
82 Schlichte.
83 BSLK S. 44-137.
84 Wahrscheinlich Luthers Lied, AWA 4, Nr. 15.
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