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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0285
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3. Kirchenordnung 1566

lige Schrifft reichlich bezeuget. Dann so saget S.
Paulus 1. Cor. 11: Wann wir vom Herrn gerichtet
werden, so werden wir gezüchtiget, auff daß wir
nicht mit dieser Welt verdampt werden.154 Item, zun
Römern am 8. cap.: Denen, die Gott lieben, müssen
alle ding zum besten dienen und kan sie von der
liebe Gottes in Christo Jesu nichts abscheiden, es
sey fewer, schwerd, hunger, Todt oder Leben.155
Zum Vierdten. Weil nun dem also und du auß dem
heiligen Evangelio, durch den mund des Sons Got-
tes, unsers Herrn Jesu Christi, geprediget und mit
seinem Todt und aufferstehung bezeuget, deß auffs
aller gewissest und sicherst bist, daß alle |77v| deine
sünde von dir auff Christum, ja nun auch von Chris-
to gantz unnd gar hinweg gethan unnd ewig vertil-
get sindt und also gar vor Gottes angesicht kein ur-
sach des zorns unnd verdamnuß uber die Glaubigen
vorhanden, sondern eitel gnad, trost, leben und se-
ligkeit. Sintemal unser lieber Herre Gott dich nun in
seinen augen hat nicht als ein bösen, verdampten
sünder, von Adam geborn, sondern als ein gantz ge-
rechts, heiliges, liebes kind in Christo, in wölches
gerechtigkeit unnd leben du so gewißlich leben unnd
sein solt (so ferr du es glaubest) ewiglich, als gewiß
und warhafftig er nicht in seinen eignen, sondern inn
deinen sünden Gottes zorn getragen und gestorben
ist. So sihe und tröste |78r| dich solcher gnaden und
wiß, daß die Sünde, Gottes gericht, Todt unnd Helle
gar nichts mehr mit dir zu schaffen haben, sondern
Christus, das einig Lamb Gottes, tregt sie, Joannis
am ersten,156 der sie auff sich genommen und nicht
allein auff sich genommen, sondern auch durch sich
selbst uberwunden und ewig getilget hat.
Derhalben du durch und in demselbigen Herrn Jesu
Christo aller genaden, trosts, heil unnd seligkeit zu
Gott, dem Vatter, dich versehen und in solcher
tröstlichen zuversicht in seinen gnedigen, Vätterli-
chen willen ergeben solt und sagen: Der Herr ist
mein liecht, für wem solt ich mich förchten?157 Mein
Vatter im Himmel, dein wil geschehe, inn deine hen-
de |78v | befilhe ich meinen Geist.158 Amen.
154 1Kor 11,32.
155 Röm 8,28.
156 Joh 1,29.

Wie man die krancken Communiciren sol.
Wenn der kranck zuvor durch Gottes wort unter-
richtet und mit dem wort der Absolution getröstet
ist, so bereite man den Tisch mit Brodt und Wein
ehrlich, mit auffgedecktem tuch etc., zu der Com-
munion, und wann solches geschehen, spreche man
dem krancken einen feinen tröstlichen Bett-Psalmen
für, Als den XXV.:
Nach dir, Herr, verlanget mich, Mein Gott, ich hof-
fe auff dich, laß mich nicht zu schanden werden, daß
sich meine feinde nit freuwen uber mich, dann kei-
ner würt zu schanden, der dein harret, Aber zu
schanden müssen sie werden, die losen verächter.
Herr, zeige mir deine wege unnd lehre mich deine
steyge, leyte mich in deiner warheit und lehre mich,
Dann du bist der Gott, der mir hilfft, teglich harre
ich dein. |79r| Gedenck, Herr, an deine Barmhertzig-
keit unnd an deine güte, Die von der Welt her ge-
wesen ist. Gedenck nicht der sünden meiner Jugent
unnd meiner ubertrettung. Gedenck aber mein nach
deiner Barmhertzigkeit umb deiner güte willen. Der
Herr ist gut und frumb, Darumb unterweiset er die
Sünder auff dem wege. Er laitet die elenden recht
Und lehret die elenden seinen weg. Die wege des
Herrn seind eitel güte unnd warheit Denen, die sei-
nen bund und zeugnuß halten. Umb deines Namens
willen, Herr, sey gnedig meiner missethat, Die da
groß ist. Wer ist der, der den Herrn förchtet? Er
würt in unterweisen den besten weg. Seine seele
würt im guten wohnen Unnd sein same würt das
Land besitzen. Das geheimnuß des Herrn ist unter
denen, die in förchten, Und seinen Bundt lest er sie
wissen. Meine augen sehen stets zu dem Herrn,
Dann er würt meinen fuß auß dem netze ziehen. |79v |
Wende dich zu mir und sey mir gnedig, Dann ich bin
einsam und elend. Die angst meines hertzens ist
groß, Führe mich auß meinen nöten. Sihe an mein
jammer und elend Unnd vergib mir alle meine sün-
de. Sihe, daß meiner feind so vil ist, Unnd hassen
mich auß frevel. Bewar meine seele unnd errette
157 Ps 27,1.
158 Ps 31,6; Lk 23,46.

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