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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0316
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Leiningen-Hardenburg

Die erwachsenen aber neben dem catechismo auch
auß den predigten, item von der beicht, vom heili-
gen abendtmal, von der haußtaffell und fragstückh-
lein, warumb man zum abendtmhal gehen soll, ex-
aminiert, vor allerlei sünden gewarnet undt zue ei-
nem heiligen und gott wolgefälligen leben vermha-
net, auch daß sie füro hien sich bessern und in be-
harlicher |127v| frombkeitt sich uben wollen. Da sol-
ches geschehen, sollen gemeltte kinder und gesind
abtretten und die elttern auch verhöret und uff erm-
hanung zum besten, wie jetzo angezeigt, dimittirt
werden, und also fortan mit allen und jeden.
V. Wo sonderliche gebrechen, sünde unnd casus mit
ettlichen personen fürlauffen, wan die selbigen per-
sohnen nit offenbar und der gantzen gemeind bek-
hanndt, sollen die verbrechenden inn sonnderheit
unnd allein fürgenohmen und ihnen angezeigt, wie
ubell sie gehanndelet und neben vermeldung der
troungen unndt straffen gottes ihnen ernstlich ein-
gebunden werden, fürhin sich zue hüthen und be-
wuster ergernuß unnd sünde müssig zue gehen; da es
aber bekhanndte unnd offentliche, der gantzen ge-
meind oder burgerschafft bewüste unndt ergerliche
sünde sindt, sollen die selben nach dem examine ca-
techetico in beisein des ortts pfarrern, elttisten,
schulteissen und uffsehern ihnen fürgehaltten und
wie ubel unnd ergerlich sie gehanndlet, angezeigt
und zur besserung, wie vorstehet, mit ernst ange-
|128r| wiesen werden.

I. Weil daß werckh der generalvisitation ettwaß
weitleuffig und ein zweivell allerlei beschwerungen
vorfallen werden, so wird der wol geborne, unser ge-
nadiger herr etc. dem pfarrer zwo politische perso-
nen, so der wahren augspurgischen confession47 zue-
gethan, sambt einem schreiber genadiges zuordnen.
II. Die verordneten visitatores müssen neben den
visitationsarticuln auch gewaltts brief haben, an

VI. Da aber grobe, abscheuliche sünden beweißlich
angezeigt würden, alß zauberei und hexenwerckh,
schräckhliche gotteslesterung und mißbrauch gott-
lichen nhamens, offentliche meineid, uffrühr, mord,
buben leben oder unzucht, ehebruch, blutschanden,
diebstal, geitz und wucher, unnachleßlichs verlet-
zung anderer gutte nhame und ehren, welche alle
und jede sträfflich, sollen der hohen, unserer gena-
digen obrigkeitt in underthäniger gebüre angezeiget,
dero genaden bescheidts und resolution dann zu er-
wartten.
VII. Wenn auß der gemeindt einer oder mher burger
uber andere ihre nachbarn oder dero fürgänger,
schreiber, uffseher, gerichtspersohnen, elttisten,
glöckhner, schuelmeister, caplon, pfarrer zue kla-
genn und zue warnen, soll der selbige solches der
uffseher, der viertel- oder baumeister einen glaub-
wirdigen berichten, diesse beide sollen dann be-
schehene clag undt warnunng den visitatorn treu-
lich furbringen, soll als dann, waß rechte undt Got-
tes wort gemeß, gesprochen werden. |128v|
VIII. Da auch jemandt noch lehr undt unnderwei-
ßung in allerlei sachen, so zue unserer wharen reli-
gion, glauben und christenthumb gehörig, bedarff,
soll derselbige unngescheuet solches fürbringen, da
dann ihm grundliche unnd freundliche antwortt un-
verzöglich soll mit getheilet werden, darnach er sich
auch soll richten unnd gerne volge thun.

bedenckhen.
welchen ihnen die selbe zu verichten genädiges uff-
erlegt und die unnderthanen zue gehorsamen mit
ernst angehalten werden.
III. Der gleichen bedörffen sie ein sonnderliche in-
struction, waß sie sich in vorfallennden sachen zu
ver- |129r| haltten und wie weit und viel in handlun-
gen ihnen zue progredieren.

47 BSLK S. 44-137.

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