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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0534
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Wied

[10.] Von ahnordnung eines scheffenbuchs.h
[11.] Von bestraffung etlicher excessen.
Die bey vielgemelter visitation angezeigte grobe ex-
cessen unndt andere straffbahre laster wöllen wir
besonders verzeichnen, unsern ibeampten zustellen
und nach eingenommenen fernern bericht,i |14| weß
dessen bereits nicht geschehen, also bestraffen las-
sen, daß inskünfftig die frommen under unserm
schutz und schirm sicherlich leben und von den
mutwilligen keinen ublichen gewalt und betrang
verhoffentlich zu gewarten haben mögen.
[12.] Conclusio et admonitio.
Wir erinnern und ermahnen endliche alle unsere un-
derthonen, zu- und angehörige sampt unnd sonders
nachmalß ernstlich, daß sie deß lieben gebets, son-
derlich bey diesen betrubten, gefehrlichen zeiten,
nicht vergessen, sich zum gehör gottlichen worts,
heimbergern, geschwornen unnd schätzleuten angesetzt
[und] gebraucht unnd die leut nit ubernommen, sondern
lohn in altem weesen und wie angeregt landordnung mit
sich bringt, gelassen werden. 4. Auff das mahlwerck
unnd sonderlich zu Runckell soll solche achtung gegeben
werden, daß aller untrew soviel möglich vorgebawet
unnd niemandt uber die gebür beschweret und sonder-
lich erster tagen die vorlengst ahnbevohlene mühle wag
zu Runckell uffzurichten den burgermeistern daselbsten
nochmalß bey vermeidung 20 fl. straff in monats frist
nach publicirter dieser ordnung ins werck zu richten ahn-
bevohlen, auch ein geschworner wagenmeister anzuset-
zen unnd dabey befelch geschehen, dan diejenige, so da-
hin zu mahlen schuldig, aber ein zeitlang nicht gethan
und umb den gebürenden molter [Mahllohn des Müllers]
entziehen, alßdan solche nicht gleich andern bey ver-
meidung unnachlässiger straff zu gebrauchen schuldig
sein sollen. |13|
Und ob es wol dieser mängel und gebrechen halben ge-
wisse und special ordnung auffzurichten gemeint gewe-
ßen, demnach aber bereits hierin unsere vorfahren nütz-
liche verordnungen auffgericht und noch vorhanden,
auch in der benachbarschafft gute brauch und gesätz ge-
macht und gehalten, dieselb auch theils in offnem truck
außgangen, so wollen wir es vor diesmol biß uff bessere
gelegenheit dabey gelassen, unsern beampten dahin ge-
wießen, auch ihnen sampt und sonders ernstlich anbe-
vohlen haben, sich denen zu conformiren und vor ihre
persohn also zu verfahren, daß wir mit dergleichen kla-
gen inskunfftig verschonet bleiben und ahn auffsicht,
manutention und handhabung nichts mangeln möge.

gebrauch der heyligen sacramenten und lehr des ca-
techismi fleissig halten, der gottes forcht und aller
christlichen tugenden nach anweisung unserer ord-
nung, sonderlich aber der gebotten Gottes und der
ersten und zweiten tafel Moysis, sich von hertzen
befleissigen, allen lastern, schanden und sünden, so-
viel ahn ihnen, hertzlich feindt sein unnd nit zweif-
feln, der allmechtige Gott werde solches alles her-
nach reichlich und in ewigkeit belohnen und unß
und ihnen auch hie zeitlich desto reicherer segnen
und alle wolfahrt auß gnadt bescheren.
Unnd solches haben wir vor dißmal unsern undert-
honen zum besten und zukunfftiger verbesserung
bey vielobgedachter visitation vorgelauffener män-
gel also auffs papier bringen, obrigkeitswegen ver-
ordnen und von allen cantzlen zu eines jeglichen
nachrichtung zu publiciren und abzulesen bevohlen,
unß aber dabey mehr- und minderung, ab- und zu-
setzung außtrucklich vorbehaltendt.

h Demnach auch von etlichen eines gerichts- oder schef-
fenbuchs umb mehrer richtigkeit willen wolmeinende er-
innerung gethan worden und wan desselben nutz offer-
mahl und in viel weg gespüret, so wollen wir, daß auch in
unserer herschafft Runckell in jeglichem zenten ein be-
sonder scheffen- oder gerichtsbuch gemacht, darin alte
contracten, kauff, käust [kaut = Tauschgeschäft], testa-
ment, gifften [Gift = Schenkung] und waß dergleichen
mehr sein mag, von unserm landschreiber in beysein je-
des orts lanschultheisen und dazu gehörigen fein ordent-
lich beschrieben und auffgezeichnet und damit also umb-
gangen werde, wie dießfalß herkommen und in unserm
ampt Dierdorff auch breuchlich ist.
Auff daß nun solches desto eher ins werck gerichtet und
die bucher zu bestendiger nachrichtung nutzlich ange-
stelt und gebraucht werden mögen, so sollen unsere be-
ampten, rhät und dienere allen landschultheisen ernst-
lich anbevehlen, solche bucher forderlich zu verfertigen
und inn ublichen brauch kommen zu lassen, ihnen auch,
da nötig, besondere formulas, wie sie sich mit einschrei-
bung deren dahin gehörigen sachen verhalten sollen, vor-
schreiben und mit fleiß anwenden, auch gute auffsicht
haben, damit solch nutzlich werck gegen nechstkunfftig
jahr zum richtigen wesen und brauch gelangen und da-
hero in allen sachen gute nachrichtung genommen wer-
den möge.
i-i Letzte Zeile dieser Seite fehlt im Original, ergänzt nach
Abschrift.

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