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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0042

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28

Die vier geistlichen Gebiete Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen. I. Merseburg.

hern mit vorwissen ihres superattendenten, ader
do es vonnothen, auch des consistorii, nichts fur-
nemen noch schliessen.
Item man sol auch niemands zusammengeben,
er sei dan drei sontage zuvor aufgeboten, und
dieses, wie vormeldet, sol auf der canzel angezeigt
werden, damit sich niemands edel ader unedel
zuentschuldigen, und wird sich daruber jemands
ehe wirtschaft zu bestellen underwinden, der mag
den schaden des uncostens tragen, dan derhalben
sol keine nachlassunge geschehen.

Es truege sich dan ein solcher fal zu, das
durchs consistorium hirinne etwas nachgegeben,
desgleichen sollen alle andere offentliche laster
nicht geduldet, sondern der billigkeit nach ge-
straft werden, darnach sich ein jeder wisse zu
richten.
Sonnabent nach Nicolai im ampte Merseburg
durch Ernsten Brotuf schossern publicirt und den
ampt sassen vorlesen.

6. Einfeltiger unterricht von verbotenen personen und graden, und wes sie sich in ehesachen halten sollen,
vornehmlich vor die superattendenten und pfarrherrn im stift Merseburg, darnach auch anderen pfarrherrn
zu christlichem dienst und nutz gestalt. Anno 1548*).
[Nach einem Originaldruck im Zerbster Superintendentur-Archiv, A. Nr. 14. Die Abweichungen der Anhaltiner
Ordnung von 1599 sind in Anmerkungen unter A. wiedergegeben.]

Vou gottes gnaden, Wir, Georg, fürst zu
Anhalt, coadjutor in geistlichen sachen
zu Merseburg, graf zu Ascanien, herr
zu Bernburg und tumprobst zu
Magdeburg.
Wunschen euch, erwirdigen, achtbarn, hoch-
gelerten, und wirdigen , unsern besundern und
geliebten allen superattendenten, pfarherrn, und
predigern, so unserm ampt und jurisdiction vor-
wandt, gnad und fried von gott dem vater und reiche
erkenntnis unsers lieben heilandes Jesu Christi.
Wes wir euch zu jeder zeit in allen synodis,
und sunsten zum oftern maln, veterlichen, eurs
ampts halben erinnert, demselbigen treulichen
und mit hohem fleis nachzukommen und obzu-
ligen, haben wir keinen zweifel, ir werdet solchs
alles zu guter mas in frischem gedechtnis tragen,
dann ob wir wol alle zu diesem schweren und
hohen ampt, in welchs uns Jesus Christus gesetzt
hat, viel zu gering und ungeschickt, idoch (wie
S. Paulus spricht1) ) suchet man nicht mehr an den
dienern des herrn Christi und gottes haushaltern,
denn das sie treu erfunden werden.
Nachdeme aber zu dieser bösen zeit, da das
gottlos wesen sehr gewaltiglichen uberhand nimpt,
das kirchen regiment zu füren und zu üben ganz
schwer und ferlich, und uns schier teglich viel
unrichtigkeit und ergernissen fürfallen, wil uns,
und euch allen gebüren, mit höchstem fleis auf
unser ampt achtung zu geben, das rechte christ-
liche lahre, rechter gebrauch der hochwirdigen

1) A. giebt hier und im Folgenden stets die Stellen
aus der Bibel an: 1. Cor. 4, V. 2.

sacramenten, und rechter göttlicher (in der heiligen
schrift gegrünter) gottesdienst werde erhalten, auf
das wir uns (wie 2. Cor. 4 geboten) wol beweisen,
gegen aller menschen gewissen fur gott.
Derhalben wir euch, als unsere liebe brüder,
und mitgehülfen in Christo Jesu, abermals ver-
manen, das ihr auf euer ampt achtung gebet,
darin fleissig und wacker seid, und die treue und
herrliche vermanung des lieben apostoli Pauli, so
er act. 20 an uns alle gethan, gar oft und mit
allem fleis betrachtet, denn, wie das ampt ganz
schwer und hoch ist, so ist auch diese seine ver-
manung ganz hoch, hitzig und brünstig, da er also
spricht:
So habt nun acht auf euch selbst, und auf
die ganze herde, unter welche euch der heilige
geist gesetzt hat, zu bischofen, zu weiden die ge-
meine gottes, welche er durch sein eigen blut
erworben hat, etc.
Was künt doch heftigers gesagt werden, denn
das, welcher die gemeine gottes verseumet, oder
verfüret, der mache sich schüldig des bluts gottes,
unsers lieben herrn Jesu Christi, durch welches
er seine gemeine habe erworben. Item, Ezech. 33,2)
ich wil ihr blut von euern henden fordern.
Widerumb aber, do wir die herde Christi,
treulich weiden werden, haben wir den trost, wenn
unser erzhirte erscheinen wird, das wir die un-
verwelkliche krone der ehren empfangen werden3).
Weiter auch, was kegenwertige sache und
schrift belanget, werdet ihr euch auch wol zum

1) A.: Act. 20, V. 28.
2) A.: V. 8.
3) A.: 1. Petri 5, V. 4.

*) A.: Einfeltiger unterricht von verbotenen personen und geraden etc. Genommen aus Vorordnung
weiland herrn Georgen fürsten zu Anhalt hochlöblicher christlicher gedechtnus.
 
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