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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0232

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218 Die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein und Stift und Stadt Quedlinburg.

weges gelassen werden, denn der herr Christus
spricht mit ernsten worten, Matth, am 7. capitel:
Ir sollet das heiligthumb nicht den hunden geben,
und eure perlen solt ir nicht für die seue werfen,
auf das sie dieselben nicht zutreten mit iren füssen,
und sich wenden und euch zerreissen. Der-
gleichen vermanet S. Paulus 2. Corinth. am 6. capit.:
Ziehet nicht am frembden joch mit den ungleubi-
gen, denn was hat die gerechtigkeit fur gemein-
schaft mit der ungerechtigkeit? Was hat das
licht fur gemeinschaft mit der finsternis ? Wie
stimmet Christus und Belial? Oder was fur ein
theil hat der gleubige mit dem ungleubigen? Was
hat der tempel gottes fur eine gleiche mit den
götzen? Auch spricht gott der herr psalm 50
zum gottlosen: Was verkündigestu meine rechte,
und nimmest meinen bund in deinen mund, so
du doch zucht hassest und wirfest meine worte
hinder dich? Wenn du einen dieb sihest, so
leufestu mit ihm und hast gemeinschaft mit den
ehebrechern, dein maul lessestu böses reden, und
deine zunge treibet falschheit etc.
Wie nu dieses klare zeugnis und ernste gött-
liche befehl sind, aus welchen, wie gesaget, folget,
das man mit ketzern, falschen lerern, und denen
so inen zugethan und verwand oder sonst in offent-
lichen ergerlichen lastern, in ehebruch, in unver-
söhnlichem hass, in jüdischem und unchristlichem
wucher und andern sünden fursetziglich und
trotzig verharren, nicht gemeinschaft haben, noch
dieselben zu dem brauch der hochwirdigen sacra-
menten nicht kommen lassen kan, damit man
das heiligthumb nicht den hunden gebe, noch die
perlen fur die seue werfe, also ist es auch gewis,
das solche leute, wenn sie zur taufe stehen und
gevattern sein sollen, mit irem gebete den armen
kindlein gar nicht dienen können, denn ir gebete
ist für gott ein greuel, weil gott der herr nicht
leiden kan, das der gottlose seinen bund in den
mund neme. So stehet auch ausdrücklich Johan. 9 :
Wir wissen, das gott die sünder nicht höret, son-
dern so jemand gottfürchtig ist und thut seinen
willen, den höret er. Und Salomon sagt, proverb.
am acht und zwanzigsten capitel: Wer sein ohr
abwendet zu hören das gesetze, des gebet ist ein
greuel. Warumb solte man denn solche leute zur
gevatterschaft bitten? Ja warumb wil man die
ehren, welche mit irem unbusfertigen ergerlichen
leben den lieben gott verachten und unehren?
Was sind auch solche leute bei der heiligen taufe
nütze? Und mit was gewissen kan ein treuer
prediger dieselben bei der taufe stehen lassen.
Aus diesem grunde schreibet und vermanet
der selige mann gottes d. Lutherus, in der Vorrede
uber das taufbüchlein, tom. 2. fol. 238 des ersten
drucks: Weil sich die paten sampt dem priester,
so da teufet, einmütiglich und ernstlich des kind-

leins not annemen, dieselbe gott dem herrn für-
tragen, und sich mit ganzem vermögen für das
kind wider den teufel setzen, und wider in beten
sollen, so sei es auch wol billich, das man nicht
trunkene noch rohe pfaffen teufen lasse, auch
nicht lose leute zu gevattern neme, sondern
feine, ernste, sittige, fromme priester und gevattern,
zu den man sich versehe, das sie die sache mit
ernst und rechtem glauben handlen, damit man
nicht dem teufel das hohe sacrament zum spott
setze und gott verunehre , der darinnen so uber-
schwenglichen und grundlosen reichthumb seiner
gnaden uber uns schüttet, das ers selbst eine
neue geburt heisset, damit wir aller tyrannei des
teufels ledig, von sünde, tod und helle los, kinder
des lebens und erben aller güter gottes und
gottes selbs kinder und Christus brüder werden.
Ach lieben christen last uns nicht so unfleissig
solche unaussprechliche gabe achten und handlen,
ist doch die taufe unser einiger trost und ein-
gang zu allen göttlichen gütern und aller heiligen
gemeinschaft. Das helf uns gott, amen. Haec
Lutherus.
Weil aber solches oftmals viel Unwillens er-
reget, wenn man solche leute (wo sie schon zu
gevattern gebeten sind) von der taufe abweiset,
so ist von nöten, das es bei dem brauch unserer
kirchen erhalten werde, das nemlich die eltern,
welchen unser lieber herr gott kinder bescheret,
vermanet werden, das sie als balde nach der ge-
burt irer kinder, ehe sie noch gevattern bitten,
zuvor zu iren kirchendienern gehen und am ersten
die taufe bei inen bestellen , nachmals denselben
auch vermelden, was sie für leute zu gevattern
bitten wollen, auf das wo sie etwa solche leute
angegeben, die mit obgedachten sünden und
offentlichem ergernis beladen weren, das sie solche
nicht zu bitten, vom prediger verwarnet werden.
Wo denn darüber jemand mit trotz fortfahren
und zu solchem unrath und unwillen, der da
pfleget aus der abweisung ergerlicher leute zu
folgen , ursach geben würde, so müste dennoch
ein treuer prediger sein ampt nicht verlassen,
sondern uber obgesetzten geboten gottes ernstlich
halten, und gegen solchen eltern mit vorwissen
des consistorii, der gebür nach, ernstlich verfahren.
Solches aber sollen die pfarherren und kirchen-
diener iren zuhörern zum wenigsten im jar ein
mal vom predigstuel offentlich verkündigen, damit
sie sich darnach richten und sich mit Unwissen-
heit nicht entschuldigen können.
II.
Das taufbüchlein.
Vermanunge an die, so die kinder zur taufe
bringen.
 
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