Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0238

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
224 Die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein und Stift und Stadt Quedlinburg.

obrigkeit des orts davon berichten und bei der-
selben suchen, das sie entweder solche leute gar
hinweg weisen, oder ja genugsame kundschaft von
inen nemen lassen, das man gewiss sei, man werde
nicht betrogen, und könne inen mit guten gewissen
mit unserm ampt gedienet werden.
Auch treget sich zu, das die personen, so
ehelich werden wollen, zu weilen ehe mit einander
zu bette gangen seind, denn sie den kirchgang
gehalten haben, darauf oftmals schwengerungen
erfolget sein. Da nun solches rüchtbar würde,
ehe sie umb das aufgebot und copulation an-
suchen , kan inen solch aufgebot und gebete der
kirchen anderer gestalt nicht zugesagt und mit
getheilt werden, sie haben denn ire sünde, das sie
unrecht gethan, und andern ergernis gegeben
haben, erkennet, und lassen solches christlich ab-
bitten. Als denn erginge mit dem ersten aufgebot
die abbit, in den andern nachfolgenden aufgeboten
würde es geschwiegen. Bliebe aber solches für
dem aufgebot und copulation gar heimlich, und
würde erst hernach, wenn die weibes person zu
zeitlich in die wochen keme, offenbar, so lest man
es in honorem coniugii, bei der abbit, (so doch
mit namen geschehen muss) bleiben.
VIII.
Das traubüch lein.
Lieben freunde in Christo, es sind diese gegen-
wertige personen, braut und breutigam, willens,
nach gottes gebot und ordnunge in den heiligen
ehestand zu treten, und haben sich nach löb-
licher gewohnheit unserer kirchen drei mal offent-
lich aufbieten und gott den almechtigen fur sich
anrufen lassen. Und ist solches darumb geschehen,
ob jemand hindernis zwischen inen wüste, das sie
in solchem stande nach göttlichen, natürlichen,
und ordentlichen beschriebenen rechten, nicht bei
einander wohnen könten, das solches bei zeit an-
gezeiget würde. Weil sich aber bis daher nichts
befunden, auch inen selbst nichts bewust ist, das
sie hindern möchte, so erscheinen sie nu allhie
für gott und seiner heiligen christlichen kirche
und begeren, damit sie ehrlich für aller welt bei
einander wohnen und die zeit ires lebens christ-
lich zubringen mögen, das solches ir angefangenes
ehelichs leben volzogen, und nach der heiligen
christlichen kirchen ordnung möge bestetiget
werden, welchs sie mit irem jawort also bekennen
werden.
Nach dem aber auch wissentlich ist, das der
satan als ein feind gottes dem heiligen ehestande
und christlichen eheleuten zum höchsten entgegen
ist und nach irem schaden und Unglücke trachtet,
wo er kan,
so ist je in allewege von nöten, das wir für

diese personen auch itzundes, da wir zu iren
hochzeitlichen ehren, von in gebeten, zusammen
komen, den lieben und treuen gott mit ernst an-
rufen und für sie bitten.
1. Erstlich, das er nach seiner allmechtigen,
väterlichen, milden güte, inen einen glückseligen,
christlichen guten eingang zu solchem irem stande
verleihen wolte.
2. Das er auch seinen göttlichen segen,
welchen er uber diesen stand gesprochen, an in
erfüllen, mit leibes früchten begaben, und die-
selben zu seinen ehren und allem guten erhalten
wolle.
8. Das sie denn auch weiter, durch seine
göttliche gnade, in herzlicher liebe und einigkeit,
in langwiriger gesundheit und gutem gedeien
die zeit ires lebens in solchem stande bei ein-
ander zubringen und für des giftigen satans bösen
anschlegen, trachten, und furnemen und allem
leide und ergernis verwaret und behütet werden.
Damit sie glücklich anfahen, christlich fort-
fahren, und seliglich beschliessen mögen.
Solche bitte, wie sie christlich ist und von
unserm lieben herrn Jesu Christo zusage hat, das
sie nicht vergebens geschehen, sondern in seinem
namen erhöret werden soll, wollen wir dem him-
lischen vater in den worten, die uns sein lieber
son geleret hat, furtragen, und also beten:
(Folgt das Vaterunser.]
Auf solchen eingang sollen braut und breuti-
gam zusammen gegeben werden.
Erstlich fraget der priester den breutigam.
N. Ich frage euch an gottes stat, ob ir
gegenwertige N. zu einem ehelichen gemahl be-
geret, und wo ir solches begeret, so sprechet ja.
Hernach frage er die braut.
N. Ich frage euch an gottes stat, ob ir gegen-
wertigen N. zu einem ehelichen gemal begeret,
und wo ir solches begeret, so sprecht ja.
Wenn nu braut und breutigam ja gesaget
haben, so lasse sie der priester einander die trau-
ringe geben, und füge ire beide rechte hende zu-
sammen, und spreche:
Weil denn diese gegenwertige personen, offent-
lich für gott und dieser versamlung bekennen, das
sie einander zur ehe begeren, auch darauf ein-
ander trauringe und hende gegeben,
so wil ich auf solch ir bekentnis, begeren
und willen sie ehelichen zusammen sprechen in
gottes namen.
Derhalben N. befehl ich euch an gotts stat,
diese N. zu einem christlichen lieben ehegemahl.
Also das ir dieselbe als von gott selbst gegebenes
und zugeordnetes ehegemahl annemen, erkennen
und halten wollet, bei ir mit vernunft wonen,
sie von herzen" lieben, mit treuen meinen und
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften