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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0321

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49. Des durchlauchtigen hochgebornen fürsten und herrn, herrn Georg Ernsten, kirchen ordnung. 1582. 307

schliessen, und förter die beichte nach oben er-
wehnter massen verrichten.
An denen orten aber, da es viel filial, so in
der heupt pfarrkirchen ihre pfarrliche recht suchen
müssen, und demnach auch viel communicanten
hat, derwegen denn umb ein uhr bis daher zur
beichte geleutet worden, sol und mag es, so wol
auch an andern orten, do es gleichwol nicht ge-
breuchlich gewesen, jedoch wie erst gemeldt, viel
communicanten gibt, welche, sonderlich zu winters
zeiten, nach der vesper bei tage nicht alle verhört
werden können, auch furter gelassen und solcher
gestalt gehalten werden.
Wann aber die beicht von denen, so auf ge-
meine feiertage communiciren wollen, gehalten
werden solle, wird hernacher seines orts sonder-
lich angemeldet.
Wie auch alle pfarrherrn und prediger auf
dem lande, do nicht allzeit zween ministri neben
einander verhanden sein können, sich dessen christ-
lich zu bescheiden wissen werden, das sie des jars
ein mal oder etlichs, nicht allein andern gemeinen
leuten zum guten exempel, sondern auch ihnen
selbest zu trost und besten, der heiligen absolution
bei ihren benachbarten pfarrherrn, auf das und
damit also darneben einer den andern seines ampts,
und dessen fleissiger abwartung, zu reiner lehr
und erbaulichem ordentlichem leben, zu ermanen
und sonsten, wo von der not, von ergerlichen ge-
brechen , wo die etwa verhanden sein möchten
oder würden, treulich, freundlich und brüderlich
abzuweisen habe, sich erholen, darzuwir sie denn
auch, so wol die in stedten und flecken, hiermit
gnediglichen erinnert haben wollen.
Wie man das ampt der predigt, des-
gleichen die communion oder das
abendmal Christi halten und verrichten
solle.
Anfenglich sollen eine gute weile nacheinander
zwei zeichen geleutet, und dann, wo mehr als
eine glocken verhanden, zum dritten mal mit allen
zusamen geschlagen werden, und sol als dann ein
jeder, ehe zum dritten mal recht ausgeleutet, sich
zur kirchen finden, und vom anfang bis zum ende
der predigt und andern christlichen ubungen bei-
wonen.
Und wollen wir auch, das in allen kirchen -
versamlungen die manns personen uf einer, und
dann die weibs personen auf der andern seiten
oder stelle in der kirchen, unterschiedlich und
ordentlich in iren stülen stehen oder sitzen sollen,
und nach obvermeltem drifachen puls, sol erst-
lich ein stück oder moteten, nach gelegenheit der
zeit oder sonst, gesungen, darnach, wo ein orgel
verhanden, dasselbe oder ein anders geschlagen,
oder aber erstlich auf der orgel geschlagen, und

darnach figuraliter gesungen, und nachmals ein
deutscher gesang oder psalm, von der zeit, oder
wie sichs sonsten schicken wird, mit der ganzen
gemeine gesungen werden.
Wo aber keine orgel verhanden, sol, wie ob-
berürt, ein stück von der zeit oder sonst nach
gelegenheit, figurirt, und dann dasselbige deutsch,
wofern es sein kan, oder sonsten ein ander geist-
lich lied oder psalm, gesungen werden.
Aber in den flecken, do weder cantor noch
schüler, so figuriren können, zugegen, sol der
schulmeister oder kirchner mit einem deutschen
psalm den anfang machen, und mit der ganzen
gemeine zugleich singen.
Nachfolgends sol die uf solche fest geordnete
epistel und eine kurze summa davon (wie denn
deren gewise summarien jedem pfarrherrn zu-
gestellet werden sollen) an stat der gewöhnlichen
vermanung durch den kirchendiener dem volk
verstendiglich und wol vernemlich vorgelesen
werden.
Nach verlesung der epistel und summarien
aber, sol der cantor das symbolum (Wir gleuben)
mit der ganzen gemein singen.
Wenn nu solcher gesang geendet, sol der
kirchendiener auf den predigstuel treten, das volk
mit verstendiglichen lauten worten, wie er sonst
im predigen zu reden pflegt, zu dem gebet des
lieben vater unsers bei sich selbst zu beten er-
manen , nach gesprochenem vater unser den text
des evangelii, so auf den selben tag verordnet,
ablesen und furter zuerkleren anfahen, und mit
derselbigen erklerung und dem gemeinen gebet
ufs lengste ein stunde ohngefehrlich zubringen,
wie denn d. Luther seliger selbs den predigern
es dermassen zu halten geraten, aus der ursach,
damit die leute nicht müde oder uberdrüssig ge-
macht und zur predigt soviel lieber und williger
komen und sich einstellen, desgleichen auch, das
sonderlich die gemeine schlechte leute und das
junge gesindlein die predigt oder doch die fur-
nembste sprüche daraus desto besser ins gedecht-
nis und zu herzen fassen und ihnen einbilden
mögen.
Unter der predigt aber sol das klingelseck-
lein auf die sontag und hohe fest in der kirchen
herumb getragen, den armen das almosen ge-
samlet und colligirt werden. Und sollen die ein-
samler desselben, darmit niemand, der darein
geben wölte, ubersehen werde, sich befleissigen.
Nach der predigt sol der kirchendiener das
volk zum gebet, fur alle stende und not der
christlichen kirchen vermittelst nachfolgender
form mit vleis abermals ermanen.

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