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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0331

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49. Des durchlauchtigen hochgebornen fürsten und herrn, herrn Georg Ernsten, kirchen ordnung. 1582. 317

Eben also sol man auch die kindlein, wenn
sie genottauft, und die, so in mutterleibe ver-
schieden und tod auf die welt komen, mit den
gewönlichen ceremonien, wie auch oben bei der
nottaufe gedacht, zur erden bestatten, in ansehung,
das dieselbigen kindlein mit dem gebet und gleu-
bigen seufzen der eltern und anderer beiwesender
christen, dem herrn Christo zugetragen worden,
der sie auch sonder zweifel, dieweil sie noch in
mutter leibe gelegen, mit seinem geist und blut,
als hieroben auch gedacht worden, getaufet.
Und sollen die ministri kürzlich die leute be-
richten, das gleich wie gott der allmechtige durch
den heiligen geist und neben der eusserlichen
sichtbarlichen taufe durchs wort und wasser von
Christo befohlen in den kindern den glauben
wirket, also könne er auch ohne zweifel, vermöge
seiner göttlichen allmacht, dieweil die kindlein
zur taufe nach Christi ordnung und befehl nicht
gebracht werden können, in den kindlein aus
gnaden durch die kraft des heiligen geistes den
glauben wol wirken und sie zu christen machen,
auch ferner darneben anzeigen, das gleich wie
die kindlein den tod, als der sünden sold, leiden,
also geniessen sie auch des todes Christi, ver-
mittelst des glaubens, zum ewigen leben.
Item, die ministri sollen auch die eltern ver-
manen, das sie mit irem andechtigen gebet gott
dem allmechtigen ihre kindlein in mutterleibe be-
fehlen und ihn umb ein selige geburt und frö-
lichen anblick anrufen, desgleichen auch selbst
die kinder durch unvorsichtigkeit oder dergleichen
nicht verwarlosen.
Wann aber ein kindlein in filialen, da eigene
begrebnussen sind, verschiede, sol es, da der pfarr-
herr aus erheblichen ursachen nicht selbst person-
lich dabei sein oder einen andern ministrum
darzu erbitten könte, der kirchner desselbigen
orts, doch mit des pfarrherrn vorwissen, wie hie-
bevor bei dem begrebnus gemeldet, mit gesengen
und einer vorgeschriebenen exhortation, die denn
durch einen jeden prediger dem kirchner so bald
nach anrichtung dieser ordnung dem volk in
solchen notfeilen vorzulesen, fürgeschrieben werden
sol, begraben.
Wir wollen auch hiermit und von obrigkeit
wegen, das die jenigen, so verstockt und unbuss-
fertig von hinnen geschieden, nicht mit gewöhn-
lichen ceremonien auf den gottsacker zur erden
bestattet werden sollen, damit andere leut desto
grösser abscheu darfur tragen und sich fur der-
gleichen lastern umb soviel desto mehr hüten mögen.
Endlich sollen die gottesäcker und kirchhöfe,
darauf viel christen, als in einer schlafkammern
versamlet ligen und ruhen, umb christliches wol-
stands willen ehrlich gehalten und also mit

mauren oder anderm verwarnt werden, damit nicht
viehe oder anders darauf komen könne. Es sollen
auch solche gottesäcker besonders, ausserhalb den
stedten, flecken und dörfern, wofern es immer
müglich, geordnet und angerichtet werden.
Volgen die collecten, nach ordnung der
zeit und festen im jar.
Auf das die pfarrherrn und kirchendiener
die versikel und reine collecten beisamen haben
mögen, ist fur gut angesehen worden, dieselben
hiernach zu setzen. Und sind solche gutes teils
hiebevor auch, ausserhalb etlicher, welche zum teil
nach gelegenheit dieser ordnung und dann auch
sonsten von neuem hinzugesetzt worden, in
unserer kirchen gebreuchlich gewesen, und erstlich
die, so auf gewise fest und zeiten, volgends andere
gemeine, so nach gelegenheit jeder vorfallender
not und sonsten pflegen gesungen zu werden.
Im advent.
Ver. Bereitet den weg dem herrn, halleluja.
Res. Machet seine steige richtig, halleluja.
Last uns beten :
Lieber herre gott, wecke uns auf, das wir
bereit sein, wenn dein son kompt, ihn mit freuden
zu empfahen, und dir mit reinem herzen zu
dienen, durch denselbigen deinen son Jesum
Christum unsern herren, amen.
Auf das fest der geburt Christi.
Ver. Uns ist ein kind geboren, halleluja.
Res. Ein son ist uns gegeben, halleluja.
Oder:
Euch ist heut der heiland geborn, halleluja.
Welcher ist Christus der herr in der stadt
David, halleluja.
Last uns beten:
Hilf lieber herre gott, das wir der neuen
leiblichen geburt deines sons teilhaftig werden
und bleiben, und von unser alten sündlichen ge-
burt erlediget werden, durch denselbigen deinen
son Jesum Christum unsern herren, amen.
Oberstag oder Epiphanias.
Sie werden aus Saba alle komen, halleluja.
Gold und weirauch werden sie bringen,
und des herrn namen verkündigen,
halleluja.
Allmechtiger herre gott, der du deinen ein-
gebornen son den weisen durch den stern ge-
offenbaret hast, wir bitten, du wollest uns, die wir
ihn durch den glauben erkant, deine göttliche
gnade verleihen, das wir mit ganzem herzen an
ihm, als unserm einigen heiland, hangen, durch
denselbigen deinen son Jesum Christum unsern
herren, amen.
 
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