Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0356

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
342

Die Grafschaft Henneberg.

anrufung gottes thue ich mit verleihung göttlicher
gnaden am feiertag die gewönliche predig des
evangelii. Nach gethaner predig volget die ver-
manung zum gemeinen gebet vor alle anligende
notturft. Darauf singen wir: Erhalt uns herr etc.
oder: Danksagen wir alle etc. Darnach verlese
ich die vermanung zu des hern abentmal. Dar-
nach sing ich das vater unser und folgends die
verba coenae, unter des singt man: Jesus
Christus etc., Gott sei gelobet etc. und nach der
communication sing ich abermal zum volk: Der
herr sei mit euch und das gewönliche gebet von
sacrament, und beschlis endlich: Der nam des
hern sei gebenedeit etc. und mit dem segen in
der agend gemeldet.
4. Nach essen, dieweil das volk bald uber
feld an den feiertagen eilet, so handle ich zwischen
elf und zwölf ohne gefer den catechismum, also
das wir erstlich ein teutschen gesang singen, dar-
nach recitire ich wider die 6 heuptstück christ-
licher lehre und erklere alsbald ein gebot, artikel
oder bitt. Nachmals frage ich das junge volk und
beschlies endlich mit einem gesang als: Erhalt
uns herr etc. oder: Es wölle uns gott gnedig etc.
und einem gebet und segen wie oben vermeldet.
5. Mit den kranken halt ichs nach gelegen-
heit seiner wie auch in ermelter agend verordnet.
6. Mit der einleitung der eheleut halt ichs

auch, wie unsers g. f. und h. ehemandat geboten
und in der agend auch vermeldet wird, allein das
ich zuvor ein hochzeitpredig thue mit verleihung
göttlicher gnaden vom ehestand und das ich bis-
hero (weil es zu Smalkalden vor gut angesehen
wurde) die wort nachzusprechen hab aussen ge-
lasen: Ich N. neme dich N. zum ehelich etc.
7. Mit den begrebnus halt ichs also, das ich
die leich mit dem kirchner, schülern und creuz
hole und singen: Mitten wir im leben etc. oder:
Aus tiefer not etc. und: Nun last uns den leib etc.
Folgents thue ich ein leichpredig etc. und beschlis
mit dem gebet und mit den lobgesang: Mit fried
und freud etc.
8. Wan ich die sacrament dispensire, brauch
ich noch ein chorkittel, weil ich mitten unter den
papisten.
9. Und deshalben zünden unsere kasthern
noch bisweilen lichter an, wan ich viel communi-
canten hab, bisweilen las ich sie nicht anzünden,
verhoff ich wölle sie mit gottes hülf bald gar hin-
weg thun, dan ich hab sie uberredet, das sie die
leuchter sampt den mesgeret wöllen verkaufen.
10. Mit den predigten verhalt ich mich laut
des vertrags ut supra.
Wolfgang Prasius
pfarrer zu Niderlauer.

Obermassfeid.
Pfarrer Nikolaus Heyden erstattete über die in seiner Pfarrei beobachtete Gottes-
dienst-Ordnung 1562 einen im Hennebergischen Gem. Archiv erhaltenen Bericht. Im Jahre 1566
lieferte er einen Ergänzungsbericht. Beide werden aus dem Henneberg. Gem. Archiv hier

erstmalig abgedruckt, (Nr. 62 und 63.)
62 und 63. Kirchen-Ordnung
a) 1562. Weil unser lieber gott der vater aller
gnaden und barmherzigkeit mich armen unwirdigen,
durch unsern gnedigen fürsten und hern von Hen-
nenberg und ihrer f. g. ehrwirdige, wolgelerte und
hochachbare verordente superintendenten und visi-
tatores, zum predigampt seines heiligen evan-
gelions gefodert und berufen hat, habe ich bis-
anhero in das vierte jar, solchs mein befolenes
ampt, so viel mir gott durch seinen geist gnade
verliehen nach meinem vermögen verrichtet und
verwaltet, gottes ehr und meiner befolenen pfar-
kinder seelen heil und seligkeit zum fördersten
gesucht und mich bisher, wie andere meine wirdige
hern und brüder in Christo, der gemeinen ge-
breuchlichen kirchenordnung gemes nach gehalten,
und als nemlich alle verordente sontage, der

für Obermassfeld. 1562. 1566.
heiligen zwolf apostel tage, ausgenomen den tag
Petri und Pauli, das fest von der frölichen gnaden-
reichen geburt unsers erlösers Jesu Christi und
die zwene nachfolgende tage S. Stephani und
Johannis evangelistae et apostoli, festum circum-
cisionis, epiphanias, purificationis Mariae, paschae
et proximum sequentem, ascensionis Christi,
pentecostes et proximum subsequentem, Johannis
baptistae, visitationis Mariae gefeiert, umb sieben
hor angefangen und mit predigen und andern
heiligen christlichen werken zubracht, den text
und materiam, so ich zu einer jeden gelegenen
zeit furgehabt, erkleret, erstlich auf der canzel
nach den erzelten sechs heuptstücken christlicher
lere und nach kurzem exordio, wie das eine jede
zeit und gelegenheit gegeben, des furgenomenen
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften