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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0359

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65. Ritschenhausen. Gottesdienst-Ordnung. 1562.

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davon predigt, und also fortan bis zu ende des
catechismi, und, wens also aus ist, beschliessen
wir mit dem psalm: Es wolt uns gott gnedig sein
oder: Gott der vater wone uns bei etc. und das
ist die mittagspredigt mit dem catechismo.
Mitwochen und freitag.
In der wochen pflege ich zwei mal zu pre-
digen, als uf die mitwochen und freitag. Auf die
mitwochen habe ich geprediget das alte testament
und habe geprediget die fünf bucher Moisi und
alwege ein capitel für mich genomen mit den
summarien Wenzeslai Lincken, die haben mir am
besten gefallen, den die summarien Viti Diterich
uber das alte testament sind gar zu kurz, daraus
der gemein man wenig daraus lernen kan. Das
buch Josua habe ich auch geprediget und habe
itzt fur das buch der richter.
Freitag.
Auf den freitag habe ich fur das neue testa-
ment, pflege zu predigen den evangelisten Mattheum

und habe denselben volendet bis auf das 24. capitel.
Vormals hab ich geprediget den evangelisten
Lucam und auch volendet. Nach der predigt
singen wir das exaudi und miserere, den wir haben
keine schüler, die do könten singen die litaniam.
Comunicanten.
Die comunicanten pflege ich auf die hohe
festa nach der vesper zuvorheren und den morgen
wie geheret zu comuniciren, sonsten auf die son-
tag pflege ich die comunicanten in der kirchen
nach dem ersten puls zuverhören und nach der
predigt zu comunicirn und vermane die pfarr-
kinder sich fein einzutheilen in die zeit, auf das
wir alle sontag und festa communicanten megen
haben und nicht sparen auf die weihenachten und
ostern, wie im babstum, das sie alle mit haufen
wolten kummen und sich comunicirn lassen und
bleib also bei der nürnbergischen ordenung, wie
oben bemelt ist.

Ritschenhausen.
Aus Anlass der Visitation 1562 (vgl. oben S. 271) berichtete der Pfarrer Georg Linke
die von ihm beobachtete Gottesdienst-Ordnung; dieselbe wird aus dem Henneberg. Gem. Archiv
erstmalig abgedruckt. (Nr. 65.) Linke schilderte 1566 seine Gottesdienst-Ordnung ausführ-
licher; diese drucken wir aus dem Henneberg. Gem. Archiv ebenfalls erstmalig ab. (Nr. 66.)

65. Gottesdienst
Erstlich sovil belanget die zeit, so predige ich
auf 1. die gewonliche und breuchliche fest, wie sie
in den agend Viti Dieterichs ordentlich verzeichnet
und zu Meiningen gehalten werden,
desgleichen auf die sontag, mittwochen und
freitag; idoch kan ich hierin keine gewisse stund
beite zu morgen oder mittag anzeigen, weil es bei
uns keine uhr noch zeiger hat.
Zum 2. Wie? Solches solt billiger von an-
deren denn mir selbst angezeiget werden, idoch
halte ich in meinen predigten gemeiniglich diesen
proces und ordnung.
1. Vermane ich das volk zum gebet, darnach
vertir ich aus einem buch den text des ordent-
lichen evangelii oder historien und zeige kurzlich
den inhalt, desgleichen, wo es in die stück christ-
licher lehr gehorig, an; nehme nochmals heraus
1, 2 oder 3 lehr nach gelegenheit der zeit und
zuhorer, darauf ich die dieselbe applicire.
Entlichen widerhole ich kürzlich was ge-
handelt und beschlis also die predigt mit dem
gemeinem gebet für alle stend und anligende not
der ganzen christenheit und weret die ganze pre-
digt uber 3 virtel einer stund nicht.
Sehling, Kirchenordnungen. Bd. II.

Ordnung. 1562.
Zum 3., wo ich predige, wisset ir selbst,
nemlich in meiner bevolene pfar zu Ritschenhausen,
wilche on einige filial ist, und geschicht solches
offentlich für der gemein in der kirchen und
keinem anderm ort.
Zum 4., was ich predige auf ide zeit, fest,
sontage und andere tage, hierin hat es mit mir
diese gelegenheit. Auf die fest Christi als wei-
nacht etc., item auf pfingsten und trinitatis handele
ich zur ersten in der frue predigt die historiam
oder evangelium ides fests, in der andern und
mittags predig aber erklere ich den andern artikul
des glaubens, darumb solch fest fürnemlich zu
feiern verordnet ist.
Auf der aposteltage thue ich frue eine predigt
aus dem ordentliche darauf verordneten evangelio,
zu mittag aber handele ich den catechismum. Auf
die sontag predige ich zu morgen das gewonliche
evangelion, nach mittage aber erklere ich aufs
kurzst und einfeltigste den catechismum. Auf die
mittwochen repetire ich ein stück christlicher lehr
mit der auslegung d. M. Lutheri, Auf den freitag
aber habe ich itziger zeit fur mir das 15. cap.
1. Corinth. Solches hab ich euch her decan etc.
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