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Mühlhausen.
dieser Richtung ganz ferne ständen, und dass der Rath nur darauf bedacht sei, „kirchen und
schulen nach ihro kurfürstl. gnaden christlich-gestellter kirchenordnung zu erhalten“ (Frohne,
Programm von 1711, S. 5).
77. Kirchen-Ordnung für die Dörfer der Stadt Mühlhausen und die Vogtei. 1541.
[Aus Weimar, B., Nr. 202. Dresden, H.St.A. 8211.]
Nach deme die pfaren der pflege durch gottes
gnaden mit zimlichen pfarhern versehen, so soll
keinem unberufenen schleicher oder schwermer
weder in offendlicher gemeine noch sonst in sonder-
heit zu predigen oder sacramenta zu handeln ge-
stattet, sondern do dieselbigen sich einiges orts
ahn bevel unterschleifen und ergriffen würden, von
der obrickeit angenomen und gestraft werden.
Die pfarher und seelsorger sollen ein ider in
seiner gemein mit predigten des evangelii und
reichunge der sacramenta sich der augspurgischen
confession gemess halten und diejenigen, so der-
selbigen zuwider leren oder handeln, im amt der
selsorge nicht geduldet werden.
Insonderheit sollen sie fleissig sein, den cat-
echismum wol zu treiben, damit beide junge und
alte in christlicher lare und glauben nottürftigen
unterricht empfaen mogen.
Mit reichunge der heiligen sacrament und des
catechismi predigt, desgleichen auch mit andern
christlichen ceremonien sollen die pfarherrn sovil
inen moglich gleiche forme und weise halten, damit
durch ungleichheit solcher eusserlichen übungen
das gemeine volk an der lahr dester weniger vor-
hindert und geergert werde.
Es sollen auch die selsorger sampt den kirch-
dienern für ire person ein nüchtern züchtig und
unergerlich leben und wandel füren samt iren
weib und gesinde, uf das nimand irenthalb die
lahr und ir amt zu verachten und zu scheuen
billiche ursachen furzuwenden haben moge.
Die kirchendiener sollen eins iden orts jer-
liche von pfarher und gemeine zugleich ufgenomen
und enturlaubt werden. Die sollen auch ires
kirchamts zu gepürlicher zeit mit allem vleis bei-
neben dem pfarher abwarten und doran durch
niemandes abgezogen oder vorhindert werden.
Idermann soll sich seines ordentlichen gepür-
lichen kirchgang halten und ein ider hausvater
darob sein, das er selbst sein weib, kind und ge-
sinde zu gepürlichen zeiten daran nicht seumig
erfunden werde.
Unberufene landleufer und schleicher, so sich
in winkeln predigens und sacrament handlung
unterstehen, sol niemand horen viel weniger sie
hausen oder herbergen, sondern wo die selbigen
ir unterschleich haben wulten, der obrickeit
solchs vormelden.
Unter gotlichen amten, als wan man prediget
und sacrament handelt, sollen keine zechen in
schenkheusern oder sonst dergleichen, auch keine
sammlung auf den gassen oder anderswo, keinen
tanz noch spiel geduldet, sondern wo solche leicht-
fertigkeit unter den gotlichen amptern erfaren
wurd, gestraft werden.
Gottes lesterung mit fluchen, schweren oder
welcherlei weise dieselbigen wider die allerhochste
gottliche majestät und ihr heiliges wort von
imandes vormarkt wurde, soll alleweg ernstlich
gestraft werden.
Ehebruch, hurerei, fullerei, spiel und wucher
sambt ander unchristlichen unzucht und laster sol
von den seelsorgern auf der canzel mit allem vleis
und ernst, dergleichen auch von der obrickeit zur
besserung gestrafet werden.
Der kirchen guter und was zu gottes dienst
gestiftet, sol niemand in sein eignen nutz wenden,
sondern sollen bei den kirchen erhalten, durch die
kirchveter oder altarleut treulich eingebracht, zu
gepürlichen milden sachen widerumb aufgewandt
und jerlich ordentlicher weise berechnet werden.
Es soll ein jede gemeine samt den eingepfarten
dorfschaften und hofen ire pfarr- und kirchhause
zu erbauen und sovil die haupt- oder erbgebäude
betrifft, in baulichem wesen zu erhalten verpflicht
sein. Was aber ausserhalb der hauptgebäude bei
einem jeden pfarherr wandelbar und zu flicken
wirt, solchs sol er von dem seinen selbst bessern.
Es sol auch dem pfarherrn und kirchdienern
ir zinse, dezem, zehend und anders, so man inen
kegen iren diensten zu geben schuldig ist, von
einem idermann zu gepürlicher zeit und mit dem,
das tüchtig ist, entrichtet und bezalt werden.
Kein pfarherr sol macht haben von den pfar-
gütern ichtes erblich [von: durchgestrichen] der
pfarr zu entwenden, auch keinen contract weiter
dan so lange er die pfarr in verwaltunge und ge-
prauch haben wurd, zu erstrecken.
Und als oftmals durch unfleis und nachlessig-
keit der pfarherrn der pfarlichen güter und ein-
kommen fast geschmelert und geschwecht werden,
so sol den pfarherrn gesagt und bevolen werden,
das ir jeder sein pfarr register von jaren zu jaren
underschiedlich und ordentlich halte , damit nach
ihm andere seine nachkommen derselbigen zu-
gebrauchen und die pfarrer bei den iren bleiben
mogen.
Wann pfarren je zu zeiten vorlediget und
Mühlhausen.
dieser Richtung ganz ferne ständen, und dass der Rath nur darauf bedacht sei, „kirchen und
schulen nach ihro kurfürstl. gnaden christlich-gestellter kirchenordnung zu erhalten“ (Frohne,
Programm von 1711, S. 5).
77. Kirchen-Ordnung für die Dörfer der Stadt Mühlhausen und die Vogtei. 1541.
[Aus Weimar, B., Nr. 202. Dresden, H.St.A. 8211.]
Nach deme die pfaren der pflege durch gottes
gnaden mit zimlichen pfarhern versehen, so soll
keinem unberufenen schleicher oder schwermer
weder in offendlicher gemeine noch sonst in sonder-
heit zu predigen oder sacramenta zu handeln ge-
stattet, sondern do dieselbigen sich einiges orts
ahn bevel unterschleifen und ergriffen würden, von
der obrickeit angenomen und gestraft werden.
Die pfarher und seelsorger sollen ein ider in
seiner gemein mit predigten des evangelii und
reichunge der sacramenta sich der augspurgischen
confession gemess halten und diejenigen, so der-
selbigen zuwider leren oder handeln, im amt der
selsorge nicht geduldet werden.
Insonderheit sollen sie fleissig sein, den cat-
echismum wol zu treiben, damit beide junge und
alte in christlicher lare und glauben nottürftigen
unterricht empfaen mogen.
Mit reichunge der heiligen sacrament und des
catechismi predigt, desgleichen auch mit andern
christlichen ceremonien sollen die pfarherrn sovil
inen moglich gleiche forme und weise halten, damit
durch ungleichheit solcher eusserlichen übungen
das gemeine volk an der lahr dester weniger vor-
hindert und geergert werde.
Es sollen auch die selsorger sampt den kirch-
dienern für ire person ein nüchtern züchtig und
unergerlich leben und wandel füren samt iren
weib und gesinde, uf das nimand irenthalb die
lahr und ir amt zu verachten und zu scheuen
billiche ursachen furzuwenden haben moge.
Die kirchendiener sollen eins iden orts jer-
liche von pfarher und gemeine zugleich ufgenomen
und enturlaubt werden. Die sollen auch ires
kirchamts zu gepürlicher zeit mit allem vleis bei-
neben dem pfarher abwarten und doran durch
niemandes abgezogen oder vorhindert werden.
Idermann soll sich seines ordentlichen gepür-
lichen kirchgang halten und ein ider hausvater
darob sein, das er selbst sein weib, kind und ge-
sinde zu gepürlichen zeiten daran nicht seumig
erfunden werde.
Unberufene landleufer und schleicher, so sich
in winkeln predigens und sacrament handlung
unterstehen, sol niemand horen viel weniger sie
hausen oder herbergen, sondern wo die selbigen
ir unterschleich haben wulten, der obrickeit
solchs vormelden.
Unter gotlichen amten, als wan man prediget
und sacrament handelt, sollen keine zechen in
schenkheusern oder sonst dergleichen, auch keine
sammlung auf den gassen oder anderswo, keinen
tanz noch spiel geduldet, sondern wo solche leicht-
fertigkeit unter den gotlichen amptern erfaren
wurd, gestraft werden.
Gottes lesterung mit fluchen, schweren oder
welcherlei weise dieselbigen wider die allerhochste
gottliche majestät und ihr heiliges wort von
imandes vormarkt wurde, soll alleweg ernstlich
gestraft werden.
Ehebruch, hurerei, fullerei, spiel und wucher
sambt ander unchristlichen unzucht und laster sol
von den seelsorgern auf der canzel mit allem vleis
und ernst, dergleichen auch von der obrickeit zur
besserung gestrafet werden.
Der kirchen guter und was zu gottes dienst
gestiftet, sol niemand in sein eignen nutz wenden,
sondern sollen bei den kirchen erhalten, durch die
kirchveter oder altarleut treulich eingebracht, zu
gepürlichen milden sachen widerumb aufgewandt
und jerlich ordentlicher weise berechnet werden.
Es soll ein jede gemeine samt den eingepfarten
dorfschaften und hofen ire pfarr- und kirchhause
zu erbauen und sovil die haupt- oder erbgebäude
betrifft, in baulichem wesen zu erhalten verpflicht
sein. Was aber ausserhalb der hauptgebäude bei
einem jeden pfarherr wandelbar und zu flicken
wirt, solchs sol er von dem seinen selbst bessern.
Es sol auch dem pfarherrn und kirchdienern
ir zinse, dezem, zehend und anders, so man inen
kegen iren diensten zu geben schuldig ist, von
einem idermann zu gepürlicher zeit und mit dem,
das tüchtig ist, entrichtet und bezalt werden.
Kein pfarherr sol macht haben von den pfar-
gütern ichtes erblich [von: durchgestrichen] der
pfarr zu entwenden, auch keinen contract weiter
dan so lange er die pfarr in verwaltunge und ge-
prauch haben wurd, zu erstrecken.
Und als oftmals durch unfleis und nachlessig-
keit der pfarherrn der pfarlichen güter und ein-
kommen fast geschmelert und geschwecht werden,
so sol den pfarherrn gesagt und bevolen werden,
das ir jeder sein pfarr register von jaren zu jaren
underschiedlich und ordentlich halte , damit nach
ihm andere seine nachkommen derselbigen zu-
gebrauchen und die pfarrer bei den iren bleiben
mogen.
Wann pfarren je zu zeiten vorlediget und