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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0459

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Stadt Magdeburg.

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und spiegel sein, dardurch es aus gottes wort er-
innert würde, auch solche spectakel ihme in die
augen leuchten solte, die grausame schwerheit
oder last der erbsünden und den schrecklichen
zorn gottes über die sünde zu erkennen, dann es
aller menschen weisheit und verstand unmüglich
ist zu erkennen und gläuben, das ein solcher grosser
ernst des schrecklichen zorns gottes über die
sünde und alles gottlose wesen dahinten steckete,
wens uns gott in seinen worte nicht verkündiget
und geoffenbaret hette und durchs lehr ambt in
die ohren schallen und durch euserliche zeichen,
unter welchen dis (der offentlichen busse), das ihr
izo gesehen und gehört habt, auch eins ist, in die
augen scheinen liesse. Derohalben billig solch
spectakel der offentlichen busse niemand als ein
schlecht oder unnüz ding verachten, besondern
ein jeder gotsfürchtiger mensch es als ein sehr
nütze und hochnötige ceremonien der christlichen
kirchen achten sol, der man ohn grossen unver-
windlichen schaden der christlichen buss predigt
(sonderlich zu dieser unser lezten bösen zeit) gar
nicht entbehren kan, dann solches von gott selber
also zu halten befohlen, auf dass in der christlichen
kirchen allzeit ein eusserlich zeichen sei, daraus

das volk lerne, die grausamkeit der sünden und
gottes zorns erkennen und alzeit ein rechtschaffen
bussfertig leben führe, nach dem auch gottes wort
lehret, dass auch die allergeringste sünde, die ein
mensch thut, würdig sei des zorn gottes und
zeitlichen und ewigen verdamniss, wo sie nicht
aus gnaden allein durch den glauben an den einigen
mitler Christum vergeben wird.
Weil es aber gewiss und war ist, dass wir
alle mit der erbsünde, darin wir leider entfangen
und geboren werden, auch mit gleichen und grossen
sünden angefochten und beschweret, und da gott
mit uns in gerichte gehen solte viel schweren
strafe, denn diese, mochten würdig erfunden
werden, so last uns auch mit diesen armen sün-
dern in rechter christlichen busse unsers herzens
und herzlicher demuth für unserm heiland Christo
nieder fallen und ihme umb gnade und ver-
gebung der sünden bitten, unzweiflicher hoffnung,
er werde uns seiner zusage nach gnädiglich er-
hören, uns unsere sünden vergeben und die wohl-
verdiente strafe unserer sünde nach seiner grossen
barmherzigkeit gnädiglich wegnehmen oder lindern
und uns entlich ewiglich selig machen, das helf
uns gott der vater und sohn und heiliger geist, amen.

Stadt Magdeburg.
Hilfsmittel: Funcke, Kirchenhistorische Mittheilungen aus der Geschichte des
evangelischen Kirchenwesens in den sechs Parochieen der alten Stadt Magdeburg. Magde-
burg 1842; Hoffmann, Geschichte der Stadt Magdeburg. Magdeburg 1856. Neubearbeitung
(1885) von Hertel u. Hülsse; Hülsse, Die Einführung der Reformation in der Stadt Magde-
burg. Magdeburg 1883, auch in: Geschichtsblätter für Stadt und Land Magdeburg. 18. Jahr-
gang. 1883. Bl. 209 ff.; Waldemar Kawerau, Eberhard Weidensee und die Reformation
in Magdeburg. 18. Heft der Neujahrsblätter, herausgegeben von der historischen Commission
der Provinz Sachsen. Halle 1894. (S. auch sächsisches Kirchen- und Schulblatt, 1894,
S. 321 ff“.); Gustav Hertel, Historia des Möllenvoigts Seb. Langhans, betr. die Ein-
führung der Reformation in Magdeburg. (1524.) Jahrschrift des Pädagogiums zum Kloster
Unserer Lieben Frauen. 26 S. Programm Nr. 202; Derselbe, Die Gegenreformation in
Magdeburg. Neujahrsblätter, herausgegeben von der historischen Commission der Provinz Sachsen.
Halle 1886; Janicke, Magdeburg beim Beginn der Reformation, in: Magdeburger Geschichts-
blätter 2, 5 ff.; Brandt, Die erste evangelische Predigt im Dom zu Magdeburg, am ersten
Advent 1567. Magdeburger Geschichtsblätter 2, 384 ff.; Fischer, Die Ordnung der evan-
gelischen Gottesdienste in der Metropolitankirche zu Magdeburg, zu Beginn des 17. Jahrhunderts,
in: Magdeburger Geschichtsblätter 7, 129 ff.; Wolter, Geschichte der Stadt Magdeburg. Fest-
schrift. Magdeburg 1890.
Archive: St.A. zu Magdeburg. Ernestin. Ges.-Archiv zu Weimar.
Über die Anfänge der Reformation s. Seckendorf 1, 246; Hoffmann 2, 39 ff.,
Neubearbeitung 1, 307 ff.; Hülsse S. 1 ff.; Kawerau, a. a. O. S. 1 ff.; ungedruektes
Material im Ges.-Archiv zu Weimar.
 
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