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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0585

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125. Des fürstenthumes Ankalt policei und landes ordenung. 1572.

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erzeige und sich, wie einem christen gebüret,
vorhalte, dann rohlose, mutwillige vorechtere
gottes und seines worts sind wir nicht gemeint,
noch schuldig in unsern landen wissentlich zu
gedulden.
In sonderheit aber wöllen wir, das sich
menniglich zu anhörunge gottes worts vleissig
halte und zu förderst an den sontagen oder andern
festen vleissig zur kirchen gehe und andere ge-
schehe und arbeit die zeit uber, da gottes wort
und die heilige sacramenta gehandelt, einstelle,
und sol in allen unsern emptern, stetten und
dörfern verboten sein, das unter den predigten
an feier und sontagen kein gelag, zechen, spiel-
pletze oder dergleichen gehalten , sondern, da
solches uberfahren, mit einer ziemlichen geltbusse,
oder auch am pranger oder gefenknns, nach ge-
legenheit der stelle, gestraft werden, daran denn
die superintendenten und prediger jedes orts bei
den gerichtsbevehlhabern erinnerunge thun und
darob sein sollen, das deme also nachkommen,
oder, do nachlessigkeit gespüret, uns gebürlichs
einsehen zu haben, berichten.
Es sol auch ein itzlicher wissen und vorwarnet
sein, das wir alle leichtfertigkeit, fürwitz, mut-
willen, so gereicht zur unehre gottes, seines heiligen
und seligmachenden worts und des heiligen mini-
sterii, nach scherfe der rechte und mit ungnaden
zu strafen, nicht unterlassen wollen.
Hinwider sollen die superintendenten, des-
gleichen unser befehlhabere, ritterschaft und rethe
der stedte in unserm lande auf die pfarherr und
kirchendiener gut achtunge geben, damit sie mit
guten exempeln iren zuhörern vorgehen, sich alles
ergerlichen rohen lebens enthalten, und, do sie
mengel fünden, die sie nicht abwenden könten,
uns berichten, darmit ergernus vormieden, auch
nicht falsche lehre einreisse.
Wir wollen auch zum oftern und, do es die
notturft erfördert, alle jahr in unsern landen visi-
tiren lassen, damit kirchen und schulen erhalten,
und das, was ergerlich einreissen wolte, abgeschafft
würde, und wollen der unterthenigen erinnerung
und bitt unser gesampten landschaft, das gleich-
förmige ceremonien in allen unser lande kirchen
sollen gehalten werden, mit gnaden eingedenk sein ;
was wir auch hierin mit rat unser geistlichen
vorordenen, deme sol sich menniglich in unsern
landen gemess und gehorsamlich vorhalten.
II.
Geistliche gerichte.
Als auch teglich allerlei irrunge in ehe- und
andern gewissen-sachen fürfallen, sol ein itzlicher
superintendent in seiner befohlenen superinten-
denz und craise, so weit sich der erstrecket,

solche sachen zu verrichten und volgender massen
darinnen zu gebaren haben.
Erstlichen, do solche sachen zwischen den
parten vorfielen, welche gütliche handlung be-
dürftig, auch in der güte vorhoffentlich möchten
ohne vorletzung der gewissen beigelegt werden,
sol ein jeder superintendent, neben seinen zu-
geordneten, an müglichen vleisse, die parten in
der güte zuvorgleichen, nichts erwinden lassen.
Zum andern aber, do die güte entstünde,
oder do die sachen sonsten an ir selbsten also ge-
wandt, das sie zu rechte gedeien und nach recht-
lichem erkentnus müssen entscheiden werden, und
es aber an deme, das gemeinlich solche sachen
dermassen privilegirt, das nicht nötig, weitleuftigen
oder sonsten gemeinen rechts-process darin zu-
halten, sondern möge darin de simplici et plano
procedirt werden, so sollen unser superintendenten
darin auch weitleuftigkeit meiden, und, do die
sache nicht sogar vorwirret, das sie können sum-
marie in eine frage gefast werden, auf den fall
die sache wol einnemen, eine frage stellen und
auf beider part unkosten auf ein consistorium
oder scheppenstuel zuvorsprechen schicken.
Were aber die sache di sputirlich oder die
parten weren mit der frage nicht einig, sollen die
parten zugelassen werden, mit setzen gegen ein-
ander zuvorfahren und ire notturft selbsten zu
deduciren.
Und damit gleichwol hierin vorgeblicher un-
kosten und weiterung vorhütet, sollen sie die super-
intendenten folgendermassen ungefehrlich vor-
anlassen :
Nach deme sich irrungen und gebrechen
zwischen N. clegern an einem und N. beklagten
andersteils in N. sachen zugetragen, derwegen sie
heute vor mich N. superintendenten und meine
zugeordente vorbeschieden, und aber uber allen
eingewanten vleis die gute nicht stet finden wollen,
oder die sachen also geschaffen, das sie in der
güte nicht haben können entschieden werden, als
habe ich beide teil mit irer selbstbewilligunge
zu rechte vorfasset, wie folget, und also:
Das cleger seine clage innerhalb vierzehen
tagen, gezweifachet, bei mir gerichtlich, mit und
neben angelobunge der gewehr, einlegen, davon
sol dem beclagten die eine abschrift von der clage
zugeschickt, und von der zeit an er solche em-
pfehet, gleiche frist, als vierzehen tage, zugelassen
sein, dawider seine exceptiones dilatorias, ob er
der etzliche fürzuwenden hette, zusampt der ant-
wort auf die clage und litis contestation, auf ein
mal auch gedoppelt einzubringen.
Darauf als dann cleger seine replica, wider
gezweifacht, und in vierzehen tagen, und beclagter
seine duplica, in gleicher frist, sol für mir ein-
bringen, itzlicher bei vorlust des satzes, das also
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