130. Ordnung für den Küster zu Törten. Vom 8. November 1594.
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oder trägheit eine einige seele solten versäumen,
und dieselbe durch des teufels list und betrug
(welcher mit seinen anfechtungen unaufhörlichen
anhalten thut und sonderlich der todesnoth wohl
wahrnimpt) verleitet werden, dass man solch blut
am jüngsten tage von ihren händen fordern wird, und,
damit sie einige normam haben christlicher lehre
und bekenntnüss, thun wir ihnen darzu folgende
bücher benennen, als die heilige biblia des alten
und neuen testaments, die drei haupt symbola,
apostolicum, Nicaenum et Athanasianum, die augs-
purgische confession und derselben apologia, wie
die anno 30 und 33 heiser Carln den fünften
allerhochlöblichster, christlicher gedächtnüss über-
geben und in offenen druck ausgangen, welche
auch weiland der hochgeborne fürst herr Wolfgang,
fürst zu Anhalt etc. hochlöblicher christseligster ge-
dächtnüss etc. unser geliebter vater mit eigener hand
neben andern chur und fürsten und ständen unter-
schrieben, die schmalkaldischen artikul von d. Mar-
tino Luthero anno 37 verfertiget, und itzt gemeldes
herren doctoris klein und grossen catechismos,
welches sie pro confessione und norma sanctorum
verborum halten und dabei in christlicher einfalt
bleiben, auch alle weitläufige, unnötige, ärgerliche
gezänke meiden, und nach der lehre und vor-
mahnung des heiligen Pauli sich derselbigen ent-
schlagen sollen ; neben solchen gebühret ihnen
130. Ordnung für den Küster zu
[Aus Dessau, Sup.-Archiv, I. Hauptabtheilung,
Als vorruckter weil die gemeine zu Torten uf
die kirchrechnung und sonsten zu unterschiedenen
malen ihnen einen eignen custodem doselbst,
welcher schule halten und in abwesen des pfarners
in der kirchen lesen konte, zuzuordenen, im ampte
alhier gebeten, darauf ihnen dan der besoldung
wegen sich mit einander entlich zu vorgleichen
auferlegt, uf das also dan der fürstlichen anhaldi-
schen hofregierung alhier solchs vorgetragen und
bei derselben die confirmation gesucht werden
mochte, demnach weil dinstags den 3. septembris
bemelte gemein zu Torten sich einer gewissen an-
lage im ampte vorglichen und durch den super-
intendenten und amtsvorwalter zu volnziehung dieses
christlichen werkes mit eingerathen, und den fürst-
lichen anvorordenten herrn hofräthen hirvon
relation gethan worden, als haben heute dato ob-
gedachte herrn hofräthe die ganze gemein zu
Torten vor sich erfordert und uf ihrer aller in-
gemein, auch eines jeden insonderheit einwilligung
und vorpflichtung, was des custodis amt und be-
soldung sein sol, domit weder die leut künftig
uber gebuer beschweret, noch auch der custos
seiner besoldung ungewis werden mochte, dieses
fleissig zu lesen die scripta Philippi Melanchtonis,
des herren Lutheri und unsers abermals gottseligen
vetters, fürst Georgen zu Anhalt etc. hinterlassene
bücher und schriften , welche wir ihnen als ein
besonders anhaldisch kleinod hiermit vorstellen
und befehlen, s. seel. liebden in derselben christ-
lichen lehr und wandel als einen rechten bischof
eiferig nachzufolgen. Es gehöret aber nechst christ-
licher lehre auch ein gottseliger erbar wandel dar-
zu etc. et paulo post. Desgleichen sollen unsere
verordnete befehlen, dass der kleine catechismus
Lutheri sel. gedächtnüss nach den text und inhalt
derselben auslegung in den kirchen und schulen
fleissig getrieben und zum wenigsten des jahres
zweimal um der jugend, des gemeinen mannes
und gesindes willen in jeder kirchen ausgeprediget
werde, damit sie die fundamenta pietatis daraus
fassen und ihnen dieselben gemein und läuftig
machen mögen etc., zu welchen unsern christlichen
und väterlich vorhaben uns und unsern abgesanten
gott, der allmächtige, aus gnaden um Christi willen
seinen heiligen geist und reichen segen geben wolle.
Geschehen und gegeben zu Dessau nach Christi,
unsers lieben herren geburt im funfzehenhunderten
acht und achtzigsten jahre am tage Matthaei
apostoli den 21. tag des monats september.
Hans Georg f. z. Anhalt
manu propria.
Törten. Vom 8. November 1594.
7. Unterabtheilung, Nr. 8. Vgl. oben S. 540.]
alles in einen schriftlichen abschied bringen lassen,
wie volgt.
Der custos sol nicht allein in gemein alles,
was ihme mit leuten, singen, kirchuf und zu-
schliessen, kehren, altar und taufstein bereiten,
an und auskleidung des pfarners, nichts aus-
genommen, zustendig und gehorig, hochstes und
treues vleisses vorrichten, sondern auch insonder-
heit alle tage in der wochen, wie in schulen
breuchlich, vor und nachmittage idesmals zwo
stunden, darzu er mit den kleinen glöcklein klingen
sol, vor knaben und megdlein (die ernte aus-
genommen) schule halten, sie vleisig beten,
lesen und schreiben lehren und alle mitwochen
und sontage im mittage die kinderlehre halten,
sowohl alle son- und festage frue, wen der pfarner
doselbst entweder gar nicht oder zum wenigsten
erst nach mittage predigt, die lectiones der episteln
und evangelien aus der kirchenpostil mit ihren
summarien lesen und alle morgen frue umb funf
uhr und abends, wan die sonne zu rüste gehen wil,
den gewohnlichen puls leuten, ohne des pfarners
vorwissen nicht vorreisen noch aussenbleiben,
sondern dem pfarner in allen billichen sachen ohn
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oder trägheit eine einige seele solten versäumen,
und dieselbe durch des teufels list und betrug
(welcher mit seinen anfechtungen unaufhörlichen
anhalten thut und sonderlich der todesnoth wohl
wahrnimpt) verleitet werden, dass man solch blut
am jüngsten tage von ihren händen fordern wird, und,
damit sie einige normam haben christlicher lehre
und bekenntnüss, thun wir ihnen darzu folgende
bücher benennen, als die heilige biblia des alten
und neuen testaments, die drei haupt symbola,
apostolicum, Nicaenum et Athanasianum, die augs-
purgische confession und derselben apologia, wie
die anno 30 und 33 heiser Carln den fünften
allerhochlöblichster, christlicher gedächtnüss über-
geben und in offenen druck ausgangen, welche
auch weiland der hochgeborne fürst herr Wolfgang,
fürst zu Anhalt etc. hochlöblicher christseligster ge-
dächtnüss etc. unser geliebter vater mit eigener hand
neben andern chur und fürsten und ständen unter-
schrieben, die schmalkaldischen artikul von d. Mar-
tino Luthero anno 37 verfertiget, und itzt gemeldes
herren doctoris klein und grossen catechismos,
welches sie pro confessione und norma sanctorum
verborum halten und dabei in christlicher einfalt
bleiben, auch alle weitläufige, unnötige, ärgerliche
gezänke meiden, und nach der lehre und vor-
mahnung des heiligen Pauli sich derselbigen ent-
schlagen sollen ; neben solchen gebühret ihnen
130. Ordnung für den Küster zu
[Aus Dessau, Sup.-Archiv, I. Hauptabtheilung,
Als vorruckter weil die gemeine zu Torten uf
die kirchrechnung und sonsten zu unterschiedenen
malen ihnen einen eignen custodem doselbst,
welcher schule halten und in abwesen des pfarners
in der kirchen lesen konte, zuzuordenen, im ampte
alhier gebeten, darauf ihnen dan der besoldung
wegen sich mit einander entlich zu vorgleichen
auferlegt, uf das also dan der fürstlichen anhaldi-
schen hofregierung alhier solchs vorgetragen und
bei derselben die confirmation gesucht werden
mochte, demnach weil dinstags den 3. septembris
bemelte gemein zu Torten sich einer gewissen an-
lage im ampte vorglichen und durch den super-
intendenten und amtsvorwalter zu volnziehung dieses
christlichen werkes mit eingerathen, und den fürst-
lichen anvorordenten herrn hofräthen hirvon
relation gethan worden, als haben heute dato ob-
gedachte herrn hofräthe die ganze gemein zu
Torten vor sich erfordert und uf ihrer aller in-
gemein, auch eines jeden insonderheit einwilligung
und vorpflichtung, was des custodis amt und be-
soldung sein sol, domit weder die leut künftig
uber gebuer beschweret, noch auch der custos
seiner besoldung ungewis werden mochte, dieses
fleissig zu lesen die scripta Philippi Melanchtonis,
des herren Lutheri und unsers abermals gottseligen
vetters, fürst Georgen zu Anhalt etc. hinterlassene
bücher und schriften , welche wir ihnen als ein
besonders anhaldisch kleinod hiermit vorstellen
und befehlen, s. seel. liebden in derselben christ-
lichen lehr und wandel als einen rechten bischof
eiferig nachzufolgen. Es gehöret aber nechst christ-
licher lehre auch ein gottseliger erbar wandel dar-
zu etc. et paulo post. Desgleichen sollen unsere
verordnete befehlen, dass der kleine catechismus
Lutheri sel. gedächtnüss nach den text und inhalt
derselben auslegung in den kirchen und schulen
fleissig getrieben und zum wenigsten des jahres
zweimal um der jugend, des gemeinen mannes
und gesindes willen in jeder kirchen ausgeprediget
werde, damit sie die fundamenta pietatis daraus
fassen und ihnen dieselben gemein und läuftig
machen mögen etc., zu welchen unsern christlichen
und väterlich vorhaben uns und unsern abgesanten
gott, der allmächtige, aus gnaden um Christi willen
seinen heiligen geist und reichen segen geben wolle.
Geschehen und gegeben zu Dessau nach Christi,
unsers lieben herren geburt im funfzehenhunderten
acht und achtzigsten jahre am tage Matthaei
apostoli den 21. tag des monats september.
Hans Georg f. z. Anhalt
manu propria.
Törten. Vom 8. November 1594.
7. Unterabtheilung, Nr. 8. Vgl. oben S. 540.]
alles in einen schriftlichen abschied bringen lassen,
wie volgt.
Der custos sol nicht allein in gemein alles,
was ihme mit leuten, singen, kirchuf und zu-
schliessen, kehren, altar und taufstein bereiten,
an und auskleidung des pfarners, nichts aus-
genommen, zustendig und gehorig, hochstes und
treues vleisses vorrichten, sondern auch insonder-
heit alle tage in der wochen, wie in schulen
breuchlich, vor und nachmittage idesmals zwo
stunden, darzu er mit den kleinen glöcklein klingen
sol, vor knaben und megdlein (die ernte aus-
genommen) schule halten, sie vleisig beten,
lesen und schreiben lehren und alle mitwochen
und sontage im mittage die kinderlehre halten,
sowohl alle son- und festage frue, wen der pfarner
doselbst entweder gar nicht oder zum wenigsten
erst nach mittage predigt, die lectiones der episteln
und evangelien aus der kirchenpostil mit ihren
summarien lesen und alle morgen frue umb funf
uhr und abends, wan die sonne zu rüste gehen wil,
den gewohnlichen puls leuten, ohne des pfarners
vorwissen nicht vorreisen noch aussenbleiben,
sondern dem pfarner in allen billichen sachen ohn
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