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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0602

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Das Fürstenthum Anhalt.

emter sol der segen gegeben werden gegen dem
volk.
Und alle deutsche lection sollen uf den pult
gegen dem volk, die collecten aber gegen dem
altar gelesen werden.
Von hochzeiten.
In hochzeiten ist es ganz misstendig, das braut
und breutigam zur kirche alleine kommen, son-
dern es sollen die leute dazu erinnert werden, das
sie den breutigam und braut zu bequemer ge-
legener zeit ehrlichen hinein beleiten, und sollen
als dan die nach der form Martini copulirt und
gesegnet werden.
Von begrebnus.
Die leiche der verstorben sollen ehrlich be-
statet werden, und, wan die bestattung geschehen,

sollen als dan die priester samt dem chor und
dem volk in die kirche gehen und ein deuzsch
lied, als Aus tiefer not, singen, und darauf sol
der pfarher oder caplan ein lection aus der epistel
Pauli ad Thessalos oder ex Johanne gelesen,
und das opfer, so von den leuten gefellet, für die
armen gebraucht werden.
Item die sechs wochenerin sollen auch ein-
geleitet werden mit einem gebet und nach der
predigt ihr opfer auf den altar zu den gebetenen
frauen bringen.
In besuchung der kranken wollen die kirchen
diner auch vleissig sein, und mit der communion
sich auch nach inhalt der agenden halten. Des-
gleichen wol der pfar auf die schule gut acht mit
haben, damit sie in der furcht gottes erzogen und
an der lahr nicht verseumet werden.

Zerbst.
Litteratur s. oben unter Anhalt.
Zerbst war die bedeutendste Stadt des Landes und der Sitz der hervorragenden kirchlichen
Persönlichkeiten, die als Superintendenten von Zerbst den in Zerbst residirenden Fürsten zur
Seite standen. Ich erinnere nur an Fabricius, Ulrich und Amling. Es ist daher erklärlich,
dass Zerbst sowohl in der Reformationsgeschichte des Landes eine ganz hervorragende Rolle
spielte, als auch, dass es sich mancher Vorrechte erfreuen durfte.
1. Was die äussere Geschichte anlangt, so bezeichnet man das Jahr 1522 als dasjenige
des Beginnes der Reformation und nimmt die letztere als im Jahre 1524 unter Leitung des
Bürgermeisters Gysicke durchgeführt an (Wäschke, a. a. O. S. 38 ff.; Becker, Der An-
fang der Reformation in Zerbst, in: „Unser Anhaltland“, S. 357, 370. S. auch S. 513, 526).
Für die Lokalgeschichte giebt der Band XXIX des Superintendentur-Archivs zu Zerbst werth-
volle Aufschlüsse. Dieser Band enthält u. A. auf der Rückseite des ersten Blattes eine eigen-
händige Lebensskizze Wolfgang Amling’s. Diese zählt die Pastoren an St. Nicolaus von 1521
auf: Mathäus Mesebach, D. Cyriacus Jericken, M. Joan. Grunart [hierauf ist aus einem anderen
Verzeichnisse in demselben Bande eingeschoben; D. Nicolaus anno uno], D. Conradus Feigenbutz,
Superintendent M. Joan. Rosenthal, D. Theodoras Fabricius, Superintendent [von anderer Hand
beigefügt: 1544—† 16. September 1570], M. Mathäus Joannes, H. Heinrich Dressler, M. Wolf-
gang Amling, Munerstadensis Fr. [soll heissen: Franconiae; von anderer Hand beigefügt:
† 18. Mai 1606]. Die Pfarrer an St. Bartholomäi werden in demselben Bande an anderer Stelle
genannt: Johannes Luco, Henricus Rossinger, Ulricus Pollinger, Joannes Mumii, M. Lazarus
Eissenberg, M. Abraham Ulrich († 1557), M. Clemens Streso († 1586), M. Nicolaus Kindig
(† 1598), M. Caspar Ulrich († 1608). Auf der Vorderseite des ersten Blattes hat Jemand einen
Auszug aus der Leichenpredigt aufgezeichnet, welche Wolfgang Amling am 14. März 1589 dem
M. Georgius Rothe, Prediger zu St. Nikolaus, gehalten hat. In diesem Auszuge wird Folgendes
mitgetheilt: An St. Nikolaus sind während der Zeit Rothe’s in wenigen Jahren drei pastores
gestorben: Theodor Fabricius, M. Mathäus Joannes, Heinricus Dressler, und ein Diaconus
M. Gallus Dressler; zu St. Bartholomei aber hat Rothe alle drei Collegen überlebt : M. Abraham
Ulrich, M. Marcus Hesen und M. Clemens Streso. „Dadurch haben die uberlebenden pfarrer
 
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