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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0046
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Grafschaft Hanau-Lichtenberg

Lichtenberg 1480 aufgeteilt: Philipp von Hanau, seit 1458 mit Anna von Lichtenberg verheiratet, erhielt
dabei die Ämter Buchsweiler, Hatten, Pfaffenhofen und Westhofen, Simon Wecker von Zweibrücken-
Bitsch, der Gatte Elisabeths, die Ämter Ingweiler, Wörth, Lichtenau-Offendorf und Wolfisheim. Gemein-
sam verwaltet wurden Burg und Stadt Lichtenberg, die Ämter Brumath und Willstätt sowie die Besitzun-
gen des Klosters Neuweiler11. Während der Schwerpunkt der Besitzungen der Grafen von Zweibrücken-
Bitsch bislang in Lothringen und der südlichen Pfalz gelegen hatte12, konzentrierten sich die Besitzungen
der 1429 in den erblichen Reichsgrafenstand erhobenen Herren von Hanau um den Main und in der Wet-
terau13. 1458 war es zu einer Spaltung der Hanauer in zwei Linien gekommen: Philipp der Ältere, Gatte
Annas von Lichtenberg, hatte dabei die Burg und Stadt Babenhausen mit den Besitzungen südlich des
Mains erhalten, während sein gleichnamiger Neffe die Besitzungen nördlich des Mains bekam. Nach dem
Anfall des Lichtenberger Erbes trug Philipp der Ältere den Titel eines Grafen von Hanau-Lichtenberg,
während sich Philipp der Jüngere in Abgrenzung zu seinem Onkel Graf von Hanau-Münzenberg nannte14.
In den zeitgenössischen Quellen erscheint der hessische Teil der Grafschaft Hanau-Lichtenberg gewöhn-
lich als „untere Grafschaft“, der elsässische als „obere Grafschaft“. Die ersten Grafen, Philipp der Ältere,
der noch 1480 starb, und sein Sohn Philipp II. († 1502), regierten von Babenhausen aus. Beide Grafen sind,
wie auch noch Philipp III. († 1538), zusammen mit ihren Frauen in der Kirche in Babenhausen bestattet
worden15. Von Philipp III. an regierten die Grafen dann von Buchsweiler aus das Land. Während der fast 52
Jahre lang währenden Regentschaft Philipps IV. († 1590) gelangte durch das Aussterben des Hauses Zwei-
brücken-Bitsch 1570 auch dessen Anteil an der ehemaligen Grafschaft Lichtenberg an die Hanauer, da der
Sohn Philipps IV. mit Ludovica Margaretha, der Tochter des letzten Zweibrücker Grafen Jakob, verhei-
ratet gewesen war16. Unter Johann Reinhard I., der 1599 nach dem Tode Philipps V. die Regierung antrat,
erfolgte der weitere Ausbau der Residenz in Buchsweiler: So wurde dort 1613 auch der Grundstein für eine
neue repräsentative Kirche gelegt17. Die Regierungszeit Philipp Wolfgangs (1625-1641) war durch den
Dreißigjährigen Krieg überschattet, von dessen Auswirkungen sich die Grafschaft nur langsam erholte18.
Als 1680 das Elsaß an die französische Krone überging, gehörten die links und rechts des Rheins gelegenen
Teile Hanau-Lichtenbergs fortan unterschiedlichen politischen Herrschaftssystemen an19. Zudem wurden
die Rechte der Grafen in den 1701 von König Ludwig XIV. erlassenen „Lettres patentes“ für die im Elsaß
gelegenen Gebiete stark eingeschränkt20.
Unter der Regentschaft von Friedrich Casimir (1641-1685) fiel nach dem Aussterben der Linie Hanau-
Münzenberg gemäß dem 1610 zwischen Johann Reinhard I. von Hanau-Lichtenberg und Philipp Ludwig
II. von Hanau-Münzenberg geschlossenen Erbschaftsvertrag die Grafschaft Hanau-Münzenberg an die
Lichtenberger. Eine Zusatzerklärung zum Vertrag („Reversalien“) garantierte dabei den reformierten Reli-
gionsstatus Hanau-Münzenbergs. Auch wenn Friedrich Casimir das rechtmäßige Zustandekommen der
Erklärung bestritt, war die von ihm angestrebte Rückführung Hanau-Münzenbergs zum Luthertum nicht
möglich. Der Graf unterstützte jedoch die kleine Zahl von lutherischen Gemeinden in Hanau-Münzenberg.
Nach dem Tod Friedrich Casimirs teilten seine Neffen und Erben Johann Reinhard III. und Philipp Rein-

11 Zur Teilung vgl. ebd., S. 414-418. Zu den Ämtern und
ihrer Lage s. die Karten in Schildberg, Pastorat, S. 15
sowie in Matt, Cinquième centenaire, S. 8.
12 Zu Zweibrücken-Bitsch vgl. Lex. d. MA. 2, Sp. 254;
Köbler, Historisches Lexikon, S. 64; Hans-Walter
Hermann, Die Grafschaft Zweibrücken-Bitsch, in:
Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes 2, Saarbrük-
ken 1977, S. 323-331.
13 Zur Grafschaft Hanau vgl. Lex. d. MA. 4, Sp. 1893;
Köbler, Historisches Lexikon, S. 232; Zimmermann,
Hanau, S. 55-104; Karl E. Demandt, Geschichte des
Landes Hessen, Kassel 21972, S. 288-299.

14 Vgl. Lehmann, Urkundliche Geschichte, S. 41 1f. Zur
Grafschaft Hanau-Münzenberg vgl. Zimmermann,
Hanau, passim sowie die Einleitung in Sehling, EKO
XI, S. 371-392.
15 Vgl. Matt, Cinquième centenaire, S. 64f.
16 Vgl. Lehmann, Urkundliche Geschichte, S. 472f.
17 Vgl. Klein, Festschrift, S. 6f.
18 Vgl. Schildberg, Pastorat, S. 16.
19 Weber, Lichtenberg, S. 38.
20 Vgl. Matt, Cinquième centenaire, S. 70.

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