Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Dörner, Gerald [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0060
License: Free access  - all rights reserved
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Grafschaft Hanau-Lichtenberg

3. Eheordnunga
2. April 1565

Des Wolgebornen Herren, Herren Philipsen, Graven zu Hanaw und Herren zu Liechtenberg etc., Neuwe
Ordnung wider die heimlichen Eheverlobnüssen, und das sich keiner ihrer gnaden underthanen in denen
darinn erzelten verpotnen graden der Blutfreündtschafft und Schwagerschafft verheurathen soll.
Publiciert und verkhündt den zweyten Aprilis im Jar M.D.LXV.
[Wappen] |A 2r|

Wir, Philips, Grave zu Hanaw und Herr zu Liech-
tenberg etc., der Elter1, Empieten allen und jeden
unsern Amptleuten, Bevelhabern2, Räthen, Die-
nern, Schaffnern, Kellern, Stettmeistern, Schulthei-
ßen, Heimburgen3, Burgern, Gemeynden, auch allen
andern underthanen, hindersassen und angehörigen
inn unserer Graffschafft Hanaw und Herschafft
Liechtenberg unsern gruß und füegen euch zuver-
nemen:
Als wir in dem Januario des jüngstverschienen fünff
und fünfftzigsten jars eine satzung und ordnung ha-
ben uffrichten4 und euch die dasselbig mal unnd
seither zu mehrmalen offentlich verkhündigen las-
sen des Inhalts, das in unser Obrigkheit und Herr-
schafft niemand, Männlichs oder weiblichs ge-
schlechts, sich mit dem andern heimlich, one rath,
vorwissen und willen seiner eltern oder nechsten
freünd5, auch vögt und vormünder, ehelich ver-
sprechen und verheurathen soll, und dann auch, daß
diejhenige personen, wölche sich in die ehe bege-
|A 2v ben wöllen, ehe und [bevor] sie sich miteinan-
der ehelich verpflichten, zuvor fürsichtiglich und

a Textvorlage (Druck): Des Wolgebornen Herren, Herren
Philipsen, Graven zu Hanaw und Herren zu Liechten-
berg etc., Neuwe Ordnung wider die heimlichen Ehever-
lobnüssen, und das sich keiner ihrer gnaden underthanen
in denen darinn erzelten verpotnen graden der Blut-
fründtschafft und Schwagerschafft verheurathen soll
[...], Straßburg: Christian Müller 1565 (Exemplar: FA
Braunfels, Sign.: A 61.1 III 556b).

1 Zu Philipp IV. von Hanau-Lichtenberg s. das Biogramm
unter Nr. 2, Anm. 2.
2 Zu den unterschiedlichen Bedeutungen des Wortes befel-

mit Rath handlen solten, damit durch solche ire ver-
heurathung sich nicht ettwan verpottne fäll, als
nahe bluts- oder sunst verwante freündtschafft oder
was mehr dergleichen, zutragen möchten, alles bey
vermeidung unserer darin vermelter straff, und wir
derhalb von euch hierin gebüerlichen gehorsam und
das ir dem also nachgesetzt6, gespüert haben solten,
So khommen wir doch inn glaubwürdige erfarung,
daß ohnangesehen gedachts unsers Christlichen ge-
pots zuo zeiten junge leut durch schenckhen7 und
Kuplereien in heimlichen ehegelüpten hinder-
füert8 unnd iren eltern, ehe dann sie zu rechtem ver-
standt und alter khommen, entzogen werden, Auch
etwan die jungen auß eygner boßheyt und ohnge-
horsam gegen iren eltern, deren unbefragt9, sich mit-
einander verheurathen, zuwider den Göttlichen, Na-
turlichen und Kayserlichen Rechten, Unnd dann
auch, daß ettwan einiche personen, zum theyl auß
unverstandt, zum theyl auß fürsatz und boßheit,
onbefragt sich one schame mit denen Personen, wel-
che inen von geblüt oder schwagerschafft zu na-
hent10 zugethan und die inen die Göttliche, Natur-
liche und Weltliche gesatz und ordnungen zu eheli-

haber s. den entsprechenden Artikel in FWb 3, Sp. 470f.
3 Zu heimburge vgl. Nr. 6, Anm. 221.
4 Die Eheordnung aus dem Jahr 1555 scheint nicht mehr
erhalten zu sein.
5 Verwandten.
6 Folge geleistet, s. DRW 9, Sp. 1247f.
7 Gaben, Geschenke, s. Grimm, DWb 14, Sp. 2542f.
8 Getäuscht, betrogen werden, s. Grimm, DWb 10,
Sp. 1501 und DRW 5, Sp. 1041.
9 Ohne diese zu fragen.
10 Zu nahe, in Bezug auf die Verwandtschaft, s. Grimm,
DWb 13, Sp. 294.

40
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften