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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Dörner, Gerald [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0067
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5. Verpflichtungserklärung der Pfarrer bei ihrem Amtsantritt 1570

5. Verpflichtungserklärung der Pfarrer bei ihrem Amtsantritta
1570

Forma eines Reverß, so hinfuro ein jeder Pfarher, so new ankhombt,
hinder sich geben muß Inn die Cantzley

Ich, N., Bekhenn und thue Kundt Aller menig-
lich1 Inn Crafft dieses Brieffs, das ich auf heut dato
von dem wolgebornnen Herren, Herren Philippsen,
dem Elttern2, Graven zu Hanaw und Herren zu
Liechtenberg und Ochstenstein, meinem gnedigen
Herren, zu einem Pfarherr und seelsorger gehn N.
N., im Ambt N. N.3gelegen, bestelt und angenom-
men. Demnach aber die Kirch unseres lieben Herren
und Hailandts Jhesu Christi gemahell4, Er auch die-
selbig mitt seinem thewren Blut erlöset5, und inn
alleweg pillich ist, das einer seinem Ambt treulich
vorstehe, so versprech und verheiss ich bey meinen
ehren und trewen, das ich wölle mir mein Kirch und
Pfar Volkh6 in allem trewen bevolhen sein lassen,
dasselbig mit rechter Leer des Worts Gottes nach
Inhalt profhetischer und apostolischer schrifften,
wie es summarischer weise inn der Augspurgischen
Confession verfasset, weiden und unterrichten, Die
heiligen Sacramenta willig und gern reichen, damit
niemants verseumen7, auch mit studiren und erbar-
lichem Wandel sambt meinem Weib und Kindt mein
leben dermassen anrichten, das, ob Gott will, nie-
mants geergeret oder zu clagen pillicher weise soll

verursacht werden, Item, meines gnedigen Herren
notwendigen und der Kirchen zu gut angestellten
Ordnungen, als Visitation, Synoden8 und derglei-
chen, willigen gehorsam leisten.
Solte es sich aber begeben, das Ich an mir also
selbst vergessen sein würde, davor mich doch der
allmächtige gnediglich behüten wölle, dass ich mei-
nen Pfarrkindern falsche und irrige Lehr predigte, in
meinem Ambt saümlich und ohnfleissig were oder
mit ohnzüchtigem Leben mein befohlene Kirch und
gemeine ergerte, so soll als dann wolgedachter mein
gnediger Herr von Hanaw macht haben, mich nicht
allein als baldt meines Pfarrdienstes zu entsetzen,
sondern auch nach Gestalt der Versprechung mich
zu straffen, davor mich nichtzit, was hiewider er-
dacht werden möcht, schützen, schirmen und
freyen9 soll, alles getrewlich und ohne alle ge-
fährdt10.
Dessen zu waren Urkhundt hab ich, N., diesen
Reversbrief mit eigener hand unterschrieben, Der
geben wart den Tag des Monats, als man zalt von
Christi, unseres Heylandts, gepurt tag 1570 Jar.

a Textvorlage (Abdruck): Kiefer, Pfarrbuch, S. 11f.

1 Jedermann.
2 Siehe das Biogramm zu Philipp IV. von Hanau-Lichten-
berg unter Nr. 2, Anm. 2.
3 Zu den Ämtern der Grafschaft Hanau-Lichtenberg vgl.
die Karte in Schildberg, Pastorat, S. 15.
4 Zur Kirche als Braut Christi vgl. 2Kor 11,2 und Eph
5,25-27.
5 Vgl. Off 1,5.

Die Gesamtheit der Pfarrangehörigen, s. DRW 10,
Sp. 812.
Vernachlässigen, s. Grimm, DWb 25, Sp. 1045.
Vgl. dazu die in der Kirchenordnung (Nr. 6, S. 73-77)
aufgenommene Visitations- und Synodalordnung von
1566.
Befreien.
Zur Verbindung ohne alle gefährdt - „aufrichtig“, „gut-
willig“ s. FWb 6, Sp. 428.

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