Grafschaft Hanau-Lichtenberg
6. Kirchenordnunga
1573
Kirchenordnung, Wie es mit der Lehr und Ceremonien in der Graffschafft
Hanaw und Herrschafft Lichtenberg sol gehalten werden
[Wappen]
Anno MDLXXIII.
Vorrede
Wir, Philips, Graff zu Hanaw und Herr zu Liech-
tenberg etc., der Elter, Entbieten allen und jeden
unsern Pfarherren, Predigern und Kirchendienern
unser gnad und alles guts und fügen euch zuwissen:
Nach dem der Allmechtig, gütig Gott zu diser letz-
ten zeit auß besondern gnaden und one zweifel vieler
Menschen hertzlichem verlangen sein heiliges und
allein seligmachendes Wort widerumb an den tag
kommen lassen, daß wir bald zu anfang unserer Re-
gierung dahin getrachtet, wie wir sampt unsern ge-
liebten Unterthanen, welchen uns unser Herrgot
nicht allein zeitlicher wolfart halben, sondern viel
mehr, die seligkeit zubefürdern, fürgesetzet, solches
höchsten guts auch theilhafftig möchten werden,
und nach dem unser Herrgot sein gnad verliehen,
a Textvorlage (Druck): Kirchenordnung, Wie es mit der
Lehr und Ceremonien in der Graffschafft Hanaw und
Herrschafft Lichtenberg sol gehalten werden, Straßburg:
Christian Müller 1573 (VD 16, H 481). (Exemplar:
Württ. LaBi Stuttgart, Sign.: Kirch.R. qt. 268). Die bei-
den Vorreden besitzen keine Seitenzahlen. Abdruck:
Kurzer Auszug in Richter, Kirchenordnungen 2,
S. 506-508 (enthält das Kap. X zu den Visitationen und
Synoden).
1 Mit der Cölnischen Kirchenordnung ist Martin Bucers
„Einfaltigs Bedencken“ gemeint, vgl. Nr. 1 (Reformati-
onsartikel), Art. 1 mit Anm. 1.
2 Zu Herzog Christoph von Württemberg s. das Bio-
gramm unter Hagenau Nr. 2, Anm. 1.
3 Die württembergische Kirchenordnung von 1553 ist
ediert in Sehling, EKO XVI, S. 223-276.
das Evangelium predigen, auch die heiligen Sacra-
menta reichen lassen, und umb mehrer richtigkeit
und einigkeit willen uns zu der Cölnischen Kirchen-
ordnung begeben1, Demnach aber gemelte Kirchen-
ordnung sehr weitleuffig und in unsern Kirchen al-
lerley mengel, unordnung und ungleicheit gespürt
und seither durch den Durchleuchtigen, Hochgebor-
nen Für- ||sten und Herrn, Herren Christoffeln,
Hertzogen zu Würtenberg etc., hochlöblicher ge-
dechtnuß2, ein kürtzere Kirchenordnung verfasset
und in truck gegeben3, welcher hernachmals die be-
nachpaurte Fürsten und Herren zugefallen4, So ha-
ben wir sampt unserm geliebten Sohn, dem Wolge-
bornen Philipsen, Graffen zu Hanauw und Herrn zu
Liechtenberg etc., dem Jüngern5, hinfurt alle erger-
liche und gefehrliche spaltung, ab denen wir ein be-
4 Zur Übernahme der württembergischen Kirchenordnung
vgl. unten S. 50 mit den Anm. 15-17.
5 Philipp V., * 1541 in Buchsweiler als Sohn von Philipp
IV. und Eleonore von Fürstenberg, † 1599 in Nieder-
bronn. 1560 Heirat mit Ludovica Margaretha von Zwei-
brücken-Bitsch, 1572 mit Gräfin Katharina von Wied
und 1586 mit der Schenkin Agathe von Limpurg-Ober-
sontheim. Schon vor dem Tod des Vaters (1590) über-
nahm Philipp V. zu großen Teilen die Regierungsge-
schäfte. Auch die Vormundschaften über Philipp Ludwig
II. und Albrecht von Hanau-Münzenberg gingen an ihn
über. Während seiner Regierungszeit errichtete er in
Wörth die erste Hanauer Münzprägestätte. Vgl. Leh-
mann, Urkundliche Geschichte, S. 481-483; Matt, Cin-
quième centenaire, S. 68.
48
6. Kirchenordnunga
1573
Kirchenordnung, Wie es mit der Lehr und Ceremonien in der Graffschafft
Hanaw und Herrschafft Lichtenberg sol gehalten werden
[Wappen]
Anno MDLXXIII.
Vorrede
Wir, Philips, Graff zu Hanaw und Herr zu Liech-
tenberg etc., der Elter, Entbieten allen und jeden
unsern Pfarherren, Predigern und Kirchendienern
unser gnad und alles guts und fügen euch zuwissen:
Nach dem der Allmechtig, gütig Gott zu diser letz-
ten zeit auß besondern gnaden und one zweifel vieler
Menschen hertzlichem verlangen sein heiliges und
allein seligmachendes Wort widerumb an den tag
kommen lassen, daß wir bald zu anfang unserer Re-
gierung dahin getrachtet, wie wir sampt unsern ge-
liebten Unterthanen, welchen uns unser Herrgot
nicht allein zeitlicher wolfart halben, sondern viel
mehr, die seligkeit zubefürdern, fürgesetzet, solches
höchsten guts auch theilhafftig möchten werden,
und nach dem unser Herrgot sein gnad verliehen,
a Textvorlage (Druck): Kirchenordnung, Wie es mit der
Lehr und Ceremonien in der Graffschafft Hanaw und
Herrschafft Lichtenberg sol gehalten werden, Straßburg:
Christian Müller 1573 (VD 16, H 481). (Exemplar:
Württ. LaBi Stuttgart, Sign.: Kirch.R. qt. 268). Die bei-
den Vorreden besitzen keine Seitenzahlen. Abdruck:
Kurzer Auszug in Richter, Kirchenordnungen 2,
S. 506-508 (enthält das Kap. X zu den Visitationen und
Synoden).
1 Mit der Cölnischen Kirchenordnung ist Martin Bucers
„Einfaltigs Bedencken“ gemeint, vgl. Nr. 1 (Reformati-
onsartikel), Art. 1 mit Anm. 1.
2 Zu Herzog Christoph von Württemberg s. das Bio-
gramm unter Hagenau Nr. 2, Anm. 1.
3 Die württembergische Kirchenordnung von 1553 ist
ediert in Sehling, EKO XVI, S. 223-276.
das Evangelium predigen, auch die heiligen Sacra-
menta reichen lassen, und umb mehrer richtigkeit
und einigkeit willen uns zu der Cölnischen Kirchen-
ordnung begeben1, Demnach aber gemelte Kirchen-
ordnung sehr weitleuffig und in unsern Kirchen al-
lerley mengel, unordnung und ungleicheit gespürt
und seither durch den Durchleuchtigen, Hochgebor-
nen Für- ||sten und Herrn, Herren Christoffeln,
Hertzogen zu Würtenberg etc., hochlöblicher ge-
dechtnuß2, ein kürtzere Kirchenordnung verfasset
und in truck gegeben3, welcher hernachmals die be-
nachpaurte Fürsten und Herren zugefallen4, So ha-
ben wir sampt unserm geliebten Sohn, dem Wolge-
bornen Philipsen, Graffen zu Hanauw und Herrn zu
Liechtenberg etc., dem Jüngern5, hinfurt alle erger-
liche und gefehrliche spaltung, ab denen wir ein be-
4 Zur Übernahme der württembergischen Kirchenordnung
vgl. unten S. 50 mit den Anm. 15-17.
5 Philipp V., * 1541 in Buchsweiler als Sohn von Philipp
IV. und Eleonore von Fürstenberg, † 1599 in Nieder-
bronn. 1560 Heirat mit Ludovica Margaretha von Zwei-
brücken-Bitsch, 1572 mit Gräfin Katharina von Wied
und 1586 mit der Schenkin Agathe von Limpurg-Ober-
sontheim. Schon vor dem Tod des Vaters (1590) über-
nahm Philipp V. zu großen Teilen die Regierungsge-
schäfte. Auch die Vormundschaften über Philipp Ludwig
II. und Albrecht von Hanau-Münzenberg gingen an ihn
über. Während seiner Regierungszeit errichtete er in
Wörth die erste Hanauer Münzprägestätte. Vgl. Leh-
mann, Urkundliche Geschichte, S. 481-483; Matt, Cin-
quième centenaire, S. 68.
48