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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0074
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Grafschaft Hanau-Lichtenberg

Demnach mit den Psalmen und geistlichen gesengen
von vielen Pfarherrn und Schulmeystern unge-
schickt und un-I9| ordenlich gehandelt, sollen sie die
Gesang auff folgende weiß anrichten:
I. Der Gesang in der Kirchen sol sich mit der zeit
vergleichen49: Als zu Weyhenachten sol man singen
von der Geburt Christi, zu Ostern von der Auff-
erstehung, zu Pfingsten vom Heiligen Geist etc.
II. Man sol, bevorab50 in den Dörffern, nicht vi-
lerley und seltzame Gesang brauchen, sondern etli-

che wenige, allermeist so sich zum Catechismo rei-
men, als da ist: das Vater unser51, der Glaub52, die
Zehen Gebot53, Auß tieffer not54, Es wöll uns Gott
genedig sein55 und dergleichen.
III. Die Predig sol alwegen mit eim Gesang, so
mit uberein stimmet und sich darzu reimet, be-
schlossen werden, Als auff Misericordias Do-
mini56 singt man: Auß tieffer not57, Auff Jubi-
late58: Ach Gott, vom Himel sihe darein59, Auf
Cantate60: Ein feste Burg61, Auff Trinitatis: Gott,
der Vater, wohn uns bey62 etc.

II. Vom Catechismo

Demnach kein zweiffel, der Catechismus sey ein
notwendig und nutzlich werck in der Kirchen, so sol
er von den Pfarherrn nicht versaumpt oder dem
Schulmeister allein befolhen, sondern fleißig auff
folgende meynung getriben werden. Am Sontag
nach dem morgen essen sol man mit einer |10| glo-
cken zum Catechismo leuten. Da sol man als dan ein
Gesang singen. Darnach so tret der Pfarherr auff
den Predigstul und erzele die sechs stuck von wort
zu wort, wie folget:

Die Zehen Gebot63
Das Erste:
Du solt nit andere Götter haben.

49 Übereinstimmen.
50 Insbesondere.
51 Vermutlich Martin Luthers „Vater unser im Himmel-
reich“, s. Wackernagel 3, Nr. 41, S. 24f.; AWA 4,
Nr. 35, S. 295-298.
52 Vermutlich Luthers „Wir" glauben all an einen Gott“,
s. Wackernagel 3, Nr. 23, S. 16; AWA 4, Nr. 24,
S. 238-241.
53 Luthers „Dies sind die heil’genZehn Gebot“, s. Wak-
kernagel, Nr. 22, S. 16; AWA 4, Nr. 1, S. 149-153.
54 Von Martin Luther (zwei Fassungen als Psalm- und als
Glaubenslied), s. Wackernagel 3, Nr. 5 und 6, S. 7f.;
AWA 4, Nr. 11, S. 188-193.
55 Von Martin Luther, s. Wackernagel 3, Nr. 7, S. 8;
AWA 4, Nr. 10, S. 184-187.

Das Ander:
Du solt den Namen deines Gottes nit unnutzlich
füren.
Das Dritte:
Du solt den Feyertag heiligen.
Das Vierde:
Du solt deinen Vater und deine Muter ehren,
auff das dirs wolgehe und du lang lebest auff erden.
Das Fünffte:
Du solt nicht tödten.

56 Der zweite Sonntag nach Ostern.
57 Vgl. die Nachweise unter Anm. 54.
58 Dritter Sonntag nach Ostern.
59 Von Martin Luther, s. Wackernagel 3, Nr. 3, S. 6;
AWA 4, Nr. 8, S. 175-179.
60 Vierter Sonntag nach Ostern.
61 Von Martin Luther, s. Wackernagel 3, Nr. 32 und
33, S. 19f.; AWA 4, Nr. 28, S. 247-249.
62 Von Martin Luther, s. Wackernagel 3, Nr. 24, S. 16,
AWA 4, Nr. 23, S. 236f.
63 2Mos 20,1-17, 5Mos 5,6-21. Die Gebote sind entspre-
chend der in den lutherischen Kirchen gebräuchlichen
Form gezählt.

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