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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0077
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6. Kirchenordnung 1573

tauffen verordnet, jedoch, nach dem der Sohn Got-
tes und seine Aposteln kein sonderliche zeit hierin
bestimpt, sondern der Kirchen ir freyheit gelassen,
auch viel Kinder irer schwacheit halben die ob be-
stimpte zeit des Tauffs nit erreichen möchten, So
wöllen wir auß disen und andern hochwichtigen ur-
sachen, daß die Kinder zu jeder gebürlicher zeit, da
es von irent wegen ordenlich begert und sie für-
bracht, getaufft werden. Jedoch achten wir es für
nützlicher, daß die Kinder, ausserhalb72 der not irer
schwacheit, nit zur zeit, da kein Kirchen versam-
lung vorhanden, sonder auff den Sontag oder ander
Feyertag oder auff den wercktag, da Predig gehal-
ten und ein menge des Volcks in der Kirchen bey-
einander versamlet, zu tauffen fürgetragen werden,
damit menniglich73 bey dem Kindertauff nit allein
des gebrauchs und nutz des Tauffs erinnert, sondern
auch Gottes Namen uber das Kind anzurüffen und
dem Kind umb ein rechten Christlichen glauben,
der im zu rechter empfahung des Tauffs und zur se-
ligkeit nötig, zubitten ermanet und bewegt wurde.
Wir wöllen aber hiemit niemandts gestat haben, das
er mit seines Kindes Tauff auß verachtung, gefehr-
licher weiß und irriger unchristlicher meinung in die
lenge verziehe, Dann, wo solchs geschehe, geden-
cken wir dasselb nach gelegenheit des handels ernst-
lich zustraffen.
Darnach sol auch fürnemlich hierin bedacht werden,
das die Substantia oder das wesentlich stück eines
rechten Christlichen Tauffs nit an der menge und
viele der Ceremonien, so vor diser zeit bey dem
Tauff im brauch gewesen, sondern furnemlich an
dem gelegen sey, das der Tauff gereicht werde im
Namen Gott, des Vaters und des Sohns und des Hei-
ligen |17| Geists74. Darumb alle Lectiones, verma-
nung und Gebet bey dem Tauff dahin gericht wer-
den sollen, daß dises wesentlich stück recht verstan-
den und gebraucht werde.

72 Mit Ausnahme, s. FWb 2, Sp. 1371.
73 Jedermann.
74 Mt 28,19.
75 Ein Adiaphoron, nicht heilsnotwendig.
76 Sowohl [...] als auch, s. FWb 3, Sp. 880-882.

Das aber das Kindt im tauffen ein- oder außge-
wickelt sey, eyn oder drey mal begossen, in das Was-
ser eingetaucht oder mit wasser besprenget, ist an
im selbs mittelmeßig75.
Jedoch, dieweil es in diser Landts art gebreuch-
lich, das Kind eingewickelt zulassen, auch das haupt
allein zubegiessen, wöllen wir bey derselben gemei-
nen ordnung aller Nachpaurschafft gern bleiben.
Es sol auch beide76 von den Eltern und Pfarhern
fürsehung geschehen, daß zu Gevattern77 des
Kindtstauff nicht leichtfertige Personen, so in of-
fentlichen lastern unbußfertig verhafft, sondern ehr-
liche und gottsfürchtige Leut angenommen werden,
damit nit durch der Gevattern unerbarkeit das hei-
lig Sacrament des Tauffs vor der Kirchen geschen-
det werde. Und zu beforderung78 diser sachen sollen
die Pfarherrn das Volck von der Cantzlen fleißig
vermanen und ernstlich darob halten, daß die El-
tern, die Gott mit erben des leibs gesegnet, allweg
zuvor und ehe sie die Gevattern ansprechen, irem
Pfarherrn anzeigen, was Personen sie darzu gebrau-
chen, und ohne ires Pfarherrn wissen und willen kei-
ne gewinnen.
Hierauff sol nachfolgende ordnung im Tauff gehal-
ten werden:
Erstlich frag der Kirchendiener, wie man das Kindt
nennen wölle und ob es nit jachtaufft79 sey. So es
nun nicht jachtaufft ist, spreche er also: |18|
Form des Tauffs:
Es ist uns ein Kindtlein fürgetragen und von seinet
wegen begert, daß es dem Gebet gemeiner Christli-
chen Kirchen befohlen und nach ordnung und ein-
satzung unsers Herren Jhesu Christi80 getaufft wer-
de. Damit wir aber bericht empfangen, auß was
grund Göttlicher Schrifft wir uns des Kindleins an-

17 Paten.
78Unterstützung, s. FWb 3, Sp. 528 (s.v. befürderung).
79 Notgetauft, s. FWb 8, Sp. 251.
80 Mt 28,18-20; Mk 16,15-16.

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