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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0079
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6. Kirchenordnung 1573

Ein ander Gebet:
Allmechtiger, ewiger Gott, der du durch die
Sündflut nach deinem gestrengen Gericht die un-
glaubige Welt verdampt und den gleubigen Noha
selb acht89 nach deiner grossen barmhertzigkeit er-
halten90 und den verstockten Pharao mit allen sei-
nen im Roten Meer erseufft und dein Volck Israel
trocken hindurch geführet91, auch durch solches das
Badt deiner heiligen Tauff zukünfftig bezeichnet
und bedeutet, Deßgleichen durch die Tauffe deines
lieben Kindes, unsers Herrn Jhesu Christi, den Jor-
dan92 |22| und alle wasser zur seligen Sündflut und
reichlicher abwaschung der Sünden geheiliget und
eingesetzt hast, Wir bitten dich durch dieselbe deine
grundtlose barmhertzigkeit, du wollest disen N.
gnediglich ansehen und mit rechtem glauben im
Geist beseligen und stercken, das durch dise heilsa-
me Sündflut an im ertrincke und untergehe alles,
was im von Adam angeboren ist, ζDaß er auch auß
der zal der ungleubigen gesündert in der heiligen
Arca93 der Christenheit trocken und sicher behalten
werde, deinem Namen allzeit brünstig im Geist zu
dienen, auff das er mit allen Glaubigen deiner ver-
heissung ewiges Leben erlangen möge, durch Jhe-
sum Christum, unsern Herren, Amen94.
Last uns auch sprechen das Gebet, so uns unser
Herr Christus selbs gelehrt und befohlen hat zu be-
ten, und nicht allein unsere und des Kindes not-
turfft darein begreiffen, sondern auch darmit uns
gewißlich zuerhören verheissen hat:
Sprecht ein Vater unser.
Nach dem Gebet sprech der Kirchendiener die Ge-
vattern an also:
Lieben freundt in Christo, nach dem ir von we-
|23| gen dises N. begert haben, daß er (oder sie) in
dem Namen Jhesu Christi getaufft und durch den
Tauff in die heilige gemein Gottes Volcks angenom-
ζ Nota. Wan ein altes getaufft wird, sol man dise wort
(und er selbs dazu gethon hat) hinzu setzen.
89 Zu acht, s. dazu Grimm, DWb 16, Sp. 426 (s.v. selb II
6c).
90 1Mos 7 und 8; 2Petr 2,5.
91 2Mos 14.

men und eingeleibt werde, so ist euch alß Christen
unverborgen, daß, welcher sich zu der gemeinen
Christlichen Kirchen thut, der begibt sich in ein
Geistlichen streit, darin wir nicht allein mit Fleisch
und Blut, sondern auch mit dem bösen Geist die tag
unsers lebens hie auff Erden zukempffen haben95,
welchen streit auch wir ohn rechten glauben in Gott
Vater, Sohn und Heiligen Geist nit volfüren mögen.
Hierauff, dieweil ir euch auß Christlicher lieb und
freundtschafft dises noch unmündigen N. haben an-
genommen und vertretten in diser offentlichen
Christlichen handlung, So wolt mir an seiner stat
antworten, damit offentlich bekandt werde, warauff
er getaufft werde:
N., Widersagstu dem Teuffel und allen seinen
wercken und wesen?
Antwort: Ja, ich widersag.
N., Glaubstu an Gott Vater, Allmechtigen,
schöpffer Himels und der Erden?
Antwort: Ja, ich glaub. |24|
N., Glaubstu an Jhesum Christum, seinen einge-
bornen Sohn, unsern Herrn, der empfangen ist von
dem Heiligen Geist, Geboren auß Maria der Jung-
frawen, Gelitten unter Pontio Pilato, gecreutziget,
gestorben und begraben, Abgestigen zur Hellen, Am
dritten tag aufferstanden von den todten, Auffge-
faren gen Himel, Sitzend zu der rechten Gottes, des
Allmechtigen Vaters, von dannen er künfftig ist, ur-
teil zu geben uber die lebendigen und die todten?
Antwort: Ja, ich glaubs.
N., Glaubstu auch an den Heiligen Geist, ein
heilige Christliche Kirch, gemeinschafft der Heili-
gen, Ablaß der Sünden, Aufferstehung des Fleisches
und ein ewigs Leben?96
Antwort: Ja, ich glaubs.
Erkennet ir auch dise unsere Gemein und alle,
die sich bei jetzt erzehlten Artickeln des Christli-
chen Glaubens mit warhafftigen hertzen halten, für
92 Vgl. Mk 1,9par.
93 Arche.
94 Das Gebet stammt aus dem „Taufbüchlein“, s. BSLK,
S. 539 mit Anm. 1.
95 Vgl. Eph 6,12.
96 Vgl. BSLK, S. 21.

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