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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0089
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6. Kirchenordnung 1573

außrichten. Jedoch, so die not der Krancken der-
massen so groß würde, das es langen verzug nicht |50|
erleiden möchte, mag die vermanung außgelassen,
das Gebet aber und die wort der stifftung Christi
sollen in alle weg gesprochen und der Kranck mit
dem Sacrament Brot und Weins versehen, auch her-
nach mit trostlichen sprüchen der heiligen Schrifft
und Christlichen Argumenten zum vertrawen in
VII. Ordnung des
Es ist wol und Christlich bedacht, daß die newen
Eheleut in der Kirchen vor der Gemein verkündiget
und eingesegnet werden. Dann wiewol der Ehelich
contract, gleich wie sonst ander weltliche contract,
möcht auch wol auff den Ratheusern oder andern
gemeinen öffentlichen, ehrlichen und bürgerlichen
orten verricht werden, jedoch dieweil in der ersten
außbreitung |51| des heiligen Evangelions Christi
nach der Apostel zeit sich viel funden haben, so den
Ehelichen stand für einen unheiligen stand, mit dem
die Kirch Christi nicht züthun haben solt, gehalten,
Auch sich durch anrichtung des Satans, der aller
Göttlichen ordnung feind ist, den Eheleuten in irem
stand allerley unrichtigkeit175 begegnet, darinnen
die vergwissung irer Götlichen zusammenfügung ih-
nen in iren gewissen nötig, So ist es zur besserung
der Kirchen fast nützlich, das die newen Eheleut in
offentlichen versamlungen der Kirchen eingesegnet
werden, damit menniglich darauß ermanet werde,
das der Ehestand an im selbs ein ehrlicher und Gott
gefelliger stand sey, daß auch die Eheleut, so ihnen
was unglücks begegnet, dardurch zur geduldt und
anruffung Gottes bewegt werden mögen.
Es sol aber die verkündigung und einleitung176 mit
folgender ordnung beschehen:

173 Insbesondere, s. FWb 3, Sp. 2206.
174 Die Ordnung zur Einsegnung der Ehe entstammt der
württembergischen Kirchenordnung von 1553, Seh-
ling, EKO XVI, S. 269-272.
175 Zwiespalt, Streit, s. Grimm, DWb 24, Sp. 1278f.

Herrn Christum, zur gedult und gehorsam ermanet
werden. Es sol auch der Pfarherr die gesunden, be-
vorab13die Freundtschafft und Nachbawrschafft,
vermanen, so das Nachtmal bey einem Krancken
gehalten wird, das sie sich auch darzu verfügen Und,
ob sie schon selbs das Nachtmal nicht empfahen,
doch helffen beten und irer künfftigen not hiemit
erinnert werden.
Ehe einsegnens174
Von Eheleuten, wie man die einleiten sol:
Zum ersten sol man die Leut darzu vermanen
und darob halten, daß die sich ehelich zusammen
verpflicht haben, sich gute zeit darvor, ehe dann sie
zu Kirchen gehen, irem Pfarherr anzeigen, auff daß
man sich möge erkündigen, ob solche Leut nach
GÜttlichem und natürlichen rechten on alle hinder-
nuß Ehelich mögen beieinander wonen, und nit heut
auß unwissenheit zusammen gegeben werden, die
man darnach mit schand und ergernus wider von
einander scheiden müsse. Darumb sol man forthin
ein jeglich par Volck177 in Stetten, Flecken und
Dörffern drey mal in der Kirchen, wenn die Gemein
beieinander ist versamlet, offentlichen und also ver-
kündigen: |52|
Wie man verlobte Eheleut verkündigen sol:
N. und N. wöllen nach Göttlicher ordnung zum
heiligen stand der Ehe greiffen, begeren zu solchem
ein gemein Christlich Gebet, daß sie disen Christli-
chen Ehelichen stand in Gottes Namen anfahen und
seliglichen zu Gottes lob volenden mögen. Und hat
jemandt darein zusprechen, der thu es bei zeit oder
schweig darnach und enthalt sich, etwas zuo verhin-
derung darwider fürzunemen. Gott geb inen seinen
Segen178.

176 Einsegnung, s. DRW 2, Sp. 1424.
177 Brautpaar. Zur Wendung Paar Volk s. DRW 10, Sp. 439.
178 Zu diesem Formular der Abkündigung vgl. das „Trau-
büchlein“ des Kleinen Katechismus, BSLK, S. 530.

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