Einleitung
I. Die Geschichte der Herrschaft Fleckenstein
Das staufische Ministerialengeschlecht der Fleckensteiner mit ihrem ca. 15 Kilometer westlich von Wei-
ßenburg gelegenen Stammsitz, der Burg Fleckenstein, ist seit der zweiten Hälfte des 12. Jh. urkundlich
belegt. Als einer der wenigen Familien ministerialischer Herkunft gelang ihnen der Aufbau eines größeren
Herrschaftsgebietes im Elsaß1. Dieses erstreckte sich in einem Streifen zwischen den Vogesen und dem
Rhein, begrenzt durch die Weißenburger Mundat im Norden und den Hagenauer Forst im Süden. Am Ende
des Mittelalters umfaßte die Herrschaft über 30 Dörfer2. Sie war in sechs Ämter aufgeteilt: die im nördli-
chen Elsaß gelegenen Ämter Fleckenstein, Sulz unterm Wald, Rödern, Roppenheim und Kutzenhausen
sowie das weiter westlich gelegene Amt Weitersweiler3. Trotz der seit dem Beginn des 14. Jh. wachsenden
Konkurrenz durch die Lichtenberger gelang es den Fleckensteinern den territorialen Bestand weitgehend
bis zum Aussterben der Familie im 18. Jh. zu erhalten4.
In der zweiten Hälfte des 13. Jh. kam es unter den Söhnen des Hagenauer Schultheißen Heinrich von
Fleckenstein zu einer Aufspaltung des Geschlechts in drei Linien: Von Rudolf von Fleckenstein als Stamm-
vater leitete sich dabei die Fleckensteiner oder auch Bickenbacher Linie ab mit der Burg Fleckenstein als
Sitz. Im 15. Jh. spaltete sich diese Linie nochmals auf. Von Wolfram von Fleckenstein leitete sich die
(ältere) Sulzer Linie ab, von Friedrich von Fleckenstein die Dagstuhler oder Beinheimer Linie. Letztere
wurde 1467 in den Freiherrenstand erhoben5. Im 13. Jh. finden sich Fleckensteiner unter den Speyerer
Domherren; im 15. Jh. ist die Familie im Basler Domkapitel vertreten6* Mit Johann IV. stellte sie von 1423
bis 1436 sogar den Bischof von Basel'. Schon früh traten die Fleckensteiner in Verbindung zu den Pfalz-
grafen, zunächst Anfang des 14. Jh. durch die Aufnahme von Lehensbeziehungen, dann auch durch dienst-
liche Engagements8. Nach der Verpfändung der Reichslandvogtei an die Pfalzgrafen hatten mit Jakob von
Fleckenstein (ehemals Schultheiß in Hagenau) zwischen 1493 und 1504 und Heinrich von Fleckenstein-
Dagstuhl zwischen 1544-1555 auch zwei Vertreter das Amt eines Unterlandvogts inne9. 1680 kam die
Herrschaft Fleckenstein unter französische Oberherrschaft. Im Jahr 1720 starb das Geschlecht mit Hein-
rich-Jakob von Fleckenstein im Mannesstamm aus10.
1 Vgl. Clauss, Historisch-topographisches Wörterbuch,
S. 348; Vonau, Sires de Fleckenstein, S. 36-38; Mül-
ler, Herren von Fleckenstein, S. 3.
2 Vgl. Müller, Herren von Fleckenstein, S. 208-211
sowie die Karte 2 ebd., S. 718.
3 Vgl. Clauss, Historisch-topographisches Wörterbuch,
S. 349.
4 Vgl. Müller, Herren von Fleckenstein, S. 211.
5 Vgl. Vonau, Sires de Fleckenstein, S. 38f.; Müller,
Herren von Fleckenstein, S. 88-115 und die Stammta-
feln auf S. 701-706.
6 Vgl. Clauss, Historisch-topographisches Wörterbuch,
S. 348.
7 Vgl. Helvetia sacra 1,1, S. 195; H. Hirschinger, Jean
de Fleckenstein, évêque de Bâle, in L’Outre-Forêt.
Revue du Cercle d’histoire et d’archéologie de l’Alsace
du Nord 25 (1979), 28-32.
8 Vgl. Müller, Herren von Fleckenstein, S. 434.
9 Vgl. Becker, Reichslandvogtei, S. 80 und 88.
10 Vgl. Clauss, Historisch-topographisches Wörterbuch,
S. 348; Vonau, Sires de Fleckenstein, S. 44-46.
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I. Die Geschichte der Herrschaft Fleckenstein
Das staufische Ministerialengeschlecht der Fleckensteiner mit ihrem ca. 15 Kilometer westlich von Wei-
ßenburg gelegenen Stammsitz, der Burg Fleckenstein, ist seit der zweiten Hälfte des 12. Jh. urkundlich
belegt. Als einer der wenigen Familien ministerialischer Herkunft gelang ihnen der Aufbau eines größeren
Herrschaftsgebietes im Elsaß1. Dieses erstreckte sich in einem Streifen zwischen den Vogesen und dem
Rhein, begrenzt durch die Weißenburger Mundat im Norden und den Hagenauer Forst im Süden. Am Ende
des Mittelalters umfaßte die Herrschaft über 30 Dörfer2. Sie war in sechs Ämter aufgeteilt: die im nördli-
chen Elsaß gelegenen Ämter Fleckenstein, Sulz unterm Wald, Rödern, Roppenheim und Kutzenhausen
sowie das weiter westlich gelegene Amt Weitersweiler3. Trotz der seit dem Beginn des 14. Jh. wachsenden
Konkurrenz durch die Lichtenberger gelang es den Fleckensteinern den territorialen Bestand weitgehend
bis zum Aussterben der Familie im 18. Jh. zu erhalten4.
In der zweiten Hälfte des 13. Jh. kam es unter den Söhnen des Hagenauer Schultheißen Heinrich von
Fleckenstein zu einer Aufspaltung des Geschlechts in drei Linien: Von Rudolf von Fleckenstein als Stamm-
vater leitete sich dabei die Fleckensteiner oder auch Bickenbacher Linie ab mit der Burg Fleckenstein als
Sitz. Im 15. Jh. spaltete sich diese Linie nochmals auf. Von Wolfram von Fleckenstein leitete sich die
(ältere) Sulzer Linie ab, von Friedrich von Fleckenstein die Dagstuhler oder Beinheimer Linie. Letztere
wurde 1467 in den Freiherrenstand erhoben5. Im 13. Jh. finden sich Fleckensteiner unter den Speyerer
Domherren; im 15. Jh. ist die Familie im Basler Domkapitel vertreten6* Mit Johann IV. stellte sie von 1423
bis 1436 sogar den Bischof von Basel'. Schon früh traten die Fleckensteiner in Verbindung zu den Pfalz-
grafen, zunächst Anfang des 14. Jh. durch die Aufnahme von Lehensbeziehungen, dann auch durch dienst-
liche Engagements8. Nach der Verpfändung der Reichslandvogtei an die Pfalzgrafen hatten mit Jakob von
Fleckenstein (ehemals Schultheiß in Hagenau) zwischen 1493 und 1504 und Heinrich von Fleckenstein-
Dagstuhl zwischen 1544-1555 auch zwei Vertreter das Amt eines Unterlandvogts inne9. 1680 kam die
Herrschaft Fleckenstein unter französische Oberherrschaft. Im Jahr 1720 starb das Geschlecht mit Hein-
rich-Jakob von Fleckenstein im Mannesstamm aus10.
1 Vgl. Clauss, Historisch-topographisches Wörterbuch,
S. 348; Vonau, Sires de Fleckenstein, S. 36-38; Mül-
ler, Herren von Fleckenstein, S. 3.
2 Vgl. Müller, Herren von Fleckenstein, S. 208-211
sowie die Karte 2 ebd., S. 718.
3 Vgl. Clauss, Historisch-topographisches Wörterbuch,
S. 349.
4 Vgl. Müller, Herren von Fleckenstein, S. 211.
5 Vgl. Vonau, Sires de Fleckenstein, S. 38f.; Müller,
Herren von Fleckenstein, S. 88-115 und die Stammta-
feln auf S. 701-706.
6 Vgl. Clauss, Historisch-topographisches Wörterbuch,
S. 348.
7 Vgl. Helvetia sacra 1,1, S. 195; H. Hirschinger, Jean
de Fleckenstein, évêque de Bâle, in L’Outre-Forêt.
Revue du Cercle d’histoire et d’archéologie de l’Alsace
du Nord 25 (1979), 28-32.
8 Vgl. Müller, Herren von Fleckenstein, S. 434.
9 Vgl. Becker, Reichslandvogtei, S. 80 und 88.
10 Vgl. Clauss, Historisch-topographisches Wörterbuch,
S. 348; Vonau, Sires de Fleckenstein, S. 44-46.
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