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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Dörner, Gerald [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0110
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Herrschaft Fleckenstein

II. Die Einführung der Reformation in der Herrschaft Fleckenstein
Die Archivalien zur Herrschaft Fleckenstein sind weit verstreut: Der bedeutendste Bestand liegt im Frei-
herrlich-von-Gaylingschen Archiv auf Schloß Ebnet bei Freiburg i. Br.11; größere Sammlungen finden sich
weiterhin im AD Bas-Rhin in Straßburg, im Landesarchiv Speyer, im Hauptstaatsarchiv Darmstadt, im
Generallandesarchiv Karlsruhe sowie im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München12. Dokumente zur
Einführung der Reformation und zur Neuordnung der Kirche im 16. Jh. fehlen weitgehend.
Im Jahr 1543 begann Heinrich VIII. von Fleckenstein mit der Zustimmung seiner Brüder Georg I. und
Johann, die Reformation in der Gesamtherrschaft einzufiihren13. Er berief Wilhelm Schramm zum Hofka-
plan auf Burg Fleckenstein. In seinem Werk über die evangelischen Geistlichen im Elsaß und in Lothringen
bezeichnet Bopp den aus Thüringen stammenden Schramm, der neben seiner Tätigkeit auf Burg Flecken-
stein auch die Pfarrei in Lembach versah, als den eigentlichen Reformator der Herrschaft14. Die Entwick-
lung in den einzelnen Ämtern und Pfarreien verlief unterschiedlich. So gibt es einige Pfarreien, die wie
Wingen im Amt Fleckenstein oder Bühl im Amt Rödern erst nach 1570 evangelisch wurden15. In den
Pfarreien scheinen auch unterschiedliche Agenden in Gebrauch gewesen zu sein; erst nach 1624 konnte sich
die Straßburger Gottesdienstordnung in der gesamten Herrschaft durchsetzen16. Neben Straßburg übte vor
allem Hanau-Lichtenberg Einfluß auf die kirchliche Entwicklung in der Herrschaft Fleckenstein aus. So
wurde die erste Gesamtvisitation 1578 auch von Geistlichen aus der Grafschaft Hanau-Lichtenberg durch-
geführt17.Nach dem Übergang Fleckensteins unter die französische Oberherrschaft 1680 wurde in den
meisten Gemeinden das Simultaneum eingeleitet18.
Unter den Materialien der obengenannten Archive finden sich keine Kirchenordnungen19.

11 Vgl. dazu das Verzeichnis von Friedrich Hefele,
Freiherrlich von Gaylingsches Archiv im Schloß zu
Ebnet bei Freiburg, in: ZGO 70 (1916), S. m74-m120, 71
(1917), S. m11-m112, 76 (1922), S. m5-m30, 92 (1940),
S. m2-m64 und 93 (1941), S. m1-m53.
12 Vgl. Müller, Herren von Fleckenstein, S. 10-21.
13 Vgl. Adam, Kirchengeschichte Elsaß, S. 168; Vogler,
Protestantisme en Outre-Fôret, S. 53. Als Unterlandvogt
(ab 1544) gehörte Heinrich VIII. von Fleckenstein auch
zu den Förderern der Reformation in der benachbarten
Reichsstadt Hagenau, vgl. dazu die Einleitung zu Hage-
nau S. 408. 1549 nominierte ihn die Stadt Straßburg als
Vermittler im Schiedsverfahren mit dem Bischof, vgl.
Sehling, EKO XX,1, Nr. 37a, S. 368.
14 Vgl. Bopp, Geistliche, Nr. 4744.

15 Vgl. den Überblick über die einzelnen Ämter in Adam,
Kirchengeschichte Elsaß, S. 170-177.
16 Vgl. Vogler, Protestantisme en Outre-Fôret, S. 54.
17 1569 hatte Ludwig von Fleckenstein bereits eine Visita-
tion für die in seinem Besitz befindlichen Ämter Rop-
penheim, Kutzenhausen und Weitersweiler durchführen
lassen.
18 Vgl. Adam, Kirchengeschichte Elsaß, S. 169.
19 Noch am ehesten erfüllt dieses Kriterium vielleicht ein
im Freiherrlich-von-Gaylingschen Archiv befindliches
Mandat von 1606, in welchem Friedrich von Flecken-
stein und sein Bruder Ludwig die Untertanen im Kirch-
spiel Sulz zum fleißigen Besuch des Gottesdienstes
ermahnen (s. Hefele, Freiherrlich von Gaylingsches
Archiv, ZGO 92, Nr. 1711).

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