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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Dörner, Gerald [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0124
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Herrschaft Rappoltstein

Da in der Hl. Schrift die Bilder ausdrücklich verworfen werden, sollen diese, wo sie in den Kirchen noch
vorhanden sind, umgehend zerstört werden. Das gleiche gilt für die Altäre und ander geschirr und instru-
ment. Mit Fassungslosigkeit sieht Banc, daß trotz der biblischen Weisungen, eine Reihe von Reformatoren
und Obrigkeiten an den Bildern festhält.
Bancs Nachfolger, Jean Figon, reichte entsprechend zusammen mit den Diakonen und Ältesten der
Gemeinde im Januar 1562 eine Bittschrift bei Egenolph IV. ein, worin eine Säuberung der Kirchen in
Eckerich und Markirch gefordert wurde. Das mit zahlreichen Stellen aus der Bibel und den Schriften der
Kirchenväter versehene Gesuch lehnt sich eng an den letzten Teil von Bancs Bericht an81. Mit der Zustim-
mung Egenolphs wurden zunächst die Bilder und Altäre in der Kirche in Eckerich entfernt. Während der
Vertretung Peter Hogers durch den in Mülhausen entlassenen Pfarrer Konrad Finck82 ließ Egenolph dann
auch den Altar, den Taufstein und das Sakramentshaus in der Mattenkirche beseitigen83. Durch ein
anonymes Schreiben erhielt die österreichische Regierung in Ensisheim von der Aktion Kenntnis. Diese
gebot Egenolph in einem Mandat vom 27. März 1562, die Mattenkirche wieder in ihren früheren Zustand
zu versetzen, Finck aus dem Dienst zu entlassen und die Reformierten aus dem Tal auszuweisen84. Egenolph
widersetzte sich zunächst der Forderung aus Ensisheim, mußte aber einlenken, als sich Kaiser Ferdinand I.
am 5. Mai aus Prag persönlich in die Angelegenheit einschaltete85. Nach einer Versammlung der gewärcke,
ausschutz und knapschaft im Gerichtshaus in Markirch wurde beschlossen, die Mattenkirche wieder in ihren
ursprünglichen Zustand zu versetzen86.

9a. Bekenntnis des Predigers der französischen Gemeinde Nicolas François, 16. Juli 1562 (Text S. 146) / 9b.
Revers des Predigers, 17. Juli 1562 (Text S. 147) / 9c.Vom Prediger abgelehnte Artikel, [27. Juli 1562] (Text
S. 148)
Nach dem Wegzug Bancs nach Frankfurt a. M. kam der aus Metz stammende Jean Figon als Prediger in
das Lebertal. Figon war Mitglied der französischen Gemeinde in Straßburg gewesen; möglicherweise hatte
er sich 1560 zum Studium einige Zeit in Genf aufgehalten. Als er die Stelle im Lebertal antrat, war er erst 26
Jahre alt. In seinem jungen Alter könnte auch der Grund liegen, daß er die Bestätigung als Pfarrer noch
nicht erhalten hatte87. Auf die fehlende Bestätigung machten Guillaume Houbraque88 und die Ältesten der
Straßburger Gemeinde jedenfalls Egenolph IV. in einem Brief vom 7. April 1562 aufmerksam. In diesem
Schreiben forderten sie, die Prediger nurmehr nach einer ordentlichen Wahl und Prüfung in das Pfarramt zu
berufen89. Drei Tage später kam eine Delegation der Straßburger Gemeinde in das Lebertal, der u.a. Giro-
lamo Zanchi und Jean Garnier angehörten. Die Delegation hielt eine Gemeindeversammlung ab, über die
Zanchi und Garnier Egenolph Bericht erstatteten90.

81 AD Haut-Rhin E 2079: Votre devoir est de repurger ledit
temple et aultres de votre juridiction de telles pestes et infic-
tions.
82 Zu Konrad Finck und seiner Entlassung in Mülhausen
vgl. S. 180f.
83 Auch Denis, Églises, S. 297 sieht Egenolph IV. und
nicht Finck als Urheber der Aktion in der Mattenkirche.
84 AD Haut-Rhin E 2066.
85 Das Schreiben des Kaisers und die Antwort Egenolphs
finden sich in AD Haut-Rhin 19 J 136 / 55.
86 Vgl. Adam, Kirchengeschichte Elsaß, S. 362f.; Denis,
Églises, S. 296-298.
87 Vgl. Denis, Églises, S. 293f. sowie L. Greib; Jean

Figon von Metz, Pfarrer zu Rauweiler (1586-1607), in:
Sonne und Schild 10 (1935) und 11 (1936).
88 Zum Prediger der französischen Gemeinde in Straßburg
Guillaume Houbraque s. das Biogramm in Sehling,
EKO XX,1, S. 467 sowie ebd., S. 85-87.
89 AD Haut-Rhin 1 E 83 / 157, Abdruck in Denis, Églises,
Annexes 15, S. 659f.: si ce n’est que ceux qui doivent estre
pasteurs, et principaux membres du corps de l’église soyent
appelez er ordonnez légitimement, de sorte qu’en bonne con-
science ils ayent le tesmoignage de leur vocation, leur doc-
trine estant bien prouvée et approuvée par le jugement de
l’église [...].
90 Der Bericht ist erhalten in AD Haut-Rhin 1 E 83 / 157,
Abdruck in Denis, Églises, Annexes 16, S. 660-663.

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