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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0132
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Herrschaft Rappoltstein

3. Zuchtordnunga
[um 1553]1
Policeyordnung zu Mariakirch

Wir, Egennolf, herr zu Rapoltzstein, Hohennackh
unnd Geroltzeckh am Waßichin2 etc., embieten allen
unnd yeglichen unnsern bergkrichteren, gwer-
ckhen3, schmeltzern, hutleuten4 unnd in gemein al-
len berckhwercks verwanndten, auch landtrichtern,
mayern, gerichts geschwornen unnd anndern unn-
derthanen im Lebraw unnd Eckhrichter thal5, unn-
sern gunstigen grues.
Nachdem wir jungste ewer suplicationsschrift zwey-
er prediger, euwer christliche polycei unnd zucht
ordnung halben, mit erzellung unnd außfuerung,
dweil Gott, der almechtig, durch sein gnadenreich,
milte barmhertzigkheit euch arbeitseeligen6 berckh-
leuten durch sein wunderbahrlich geschöpf der
berckhwerck das täglich brot der leiblichen narunng
bescheren thet, damit ir euwere kindlin unnd hutlin
außbringen7 unnd erhalten unnd, sovil es mer wun-
derbarlicher dan anndere menschnarung unnd fur
ein sundere Gottes gab geacht unnd gehalten, sovil
mehr ir billichen betrachten unnd bekhennen sollen,
vor allen dingen seinen gottlichen gnaden mit peni-
tentz unnd buesfertigen hertzen ohne underlaß lob,
ehr unnd dannckh zusagen schuldig sein unnd nit
allein umb das zeitlich, sunder auch umb daß him-
lisch brot ewigen lebens mit hochstem vleiß unnd
ernst zu bitten unnd nachzuekhomen,

a Textvorlage (Handschrift): AD Haut-Rhin E 2040 (ohne
Blattzählung).
b-b Korr. aus: christ.
c-c Korr. aus: schriftlicher laßter.
d Korr. aus: unnd.
e Korr. aus: zugegen.
f Korr. aus: werckh.

1 Zur Datierung der Zuchtordnung s. die Erläuterungen in
der Einleitung S. 99.
2 Wasgau.
3 Personen, die sich mit anderen unter Bezahlung einer
zubusse zum gemeinsamen Betrieb eines Berg- oder Hüt-

dieweil aber Got, dem almechtigen, aigentlich
nichts anngenemers noch gefelligers, dan das man
seinem gottlichen wort, deß seligmachenden haili-
gen evangeliums seines geliebten sohns, unnsers her-
ren Jesu Christi, glaubt, vertraut, liebt, ehret unnd
behelt, zu welchem ir nicht euwern kleinen funckh-
lin christlichs eifers mit mehr erlichtung gottlicher
gnaden, daßelbig sein wort nach seinem aller hoch-
sten, bernstb-| lichsten gebotten der verleihung unnd
verhaisung ewiger seeligkhait anzunemen unnd zue
gehorsamen, willig unnd begurig seyen,
dieweil aber laider bey euch vil cstreflicher la-
sterc, auch ettliche vor vil hundert jaren verdampte
secten unnd leut, so alher auf das berckhwerckh
khomen unnd daßelbig zu arbeiten nit begeren, wel-
cher ir in der gemein (als ob ir alle mit irem irthumb
befleckt) von den außlendigen unnschuldigklich be-
schreit8 werden, so wißen den ir demnach zu beße-
rung gemeinen stanndts unnd lebens erretung, der
sellen hail unnd seeligkheit kein annder mittel dan
das Gotes wort, von baiden sprachen, theutsch unnd
welsche zungen, durch zwen gelert, from unnd ver-
stenndig priester oderd prediger in ordenlicher kir-
chen nach christlichem verstanndt geprediget unnd
was demselben zuwidere vermitten, das volckhf zu
christlicher penitentz unnd aller erbarn zucht unnd

tenwerks verbunden haben, s. FWb 6, Sp. 1935-1937
und Lex. d. MA. 4, Sp. 1421f.
4 Der Begriff hutleute ließ sich in den Wörterbüchern nicht
nachweisen. Es dürfte sich aber um Aufseher oder
Schichtmeister im Bergwerk handeln, s. die Bezeichnung
hutmann in Grimm, DWb 10, Sp. 1992f. und DRW 6,
Sp. 158.
5 Lebertal (Val de Lièpvre bzw. heute: Val d’Argent) und
Eckericher Tal (Val d’Échery).
6 Mühseligen, s. Grimm, DWb 1, Sp. 544.
7 Durchbringen, erhalten, s. FWb 2, Sp. 931.
8 Verleumdet, s. FWb 3, Sp. 175f.

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