Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Dörner, Gerald [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0133
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
3. Zuchtordnung [1553]

weßen gewißen, alle ergerliche secten, lehr, laster
unnd mißbreuch hingenomen etc.,
mit angehenckhterg unndertheniger bitt, das wir
euch solch euwer furbringen annderst nit, dan der es
ohn allen furwitz unnd absunderung einicher unn-
cristlicher lehr, sunder recht unnd gut meinen, auf-
nemen unnd vermerckhen unnd euch zu solchen
obvermelten zweyen predigern mit einerh vorge-
schribnen christlichen policey unnd zucht ordnung
beraten9 unnd verhelffen wolten etc., das haben wir
alles ferrers innhalts unnd nach der leng vernomen.
Dieweil wir unns dan auß gnaden deß almechtigen
als euwer ordentliche oberkheit, auch was furnemb-
lich zue der ehren Gottes, pflanntzung seines haili-
gen worts, christenlicher zucht unnd wanndels
dienstlich unnd furderlich sein kan | unnd mag, nit
allein schuldig erkhennen, sunder begurig seyen
unnd nicht liebers sehen wolten, dan das die vilfel-
tigen ubel unnd laster, so laider bey villen menschen
hohes unnd nider stanndts unnd ye lennger ye mehr
einreißen, dardurch gewißlich Gott, der almechtig,
gegen seinem christlichen volckh zue zorn bewegt,
hingenomen unnd abgestelt weren,
so haben wir demnach itzu10 ermeldt euwer fur-
bringen, bittlich ansuechen unnd begeren, furnemb-
lich der zweyer priester unnd prediger halben, fur
nottwendig, christlich unnd billich geacht, auch
keins wegs abzueschlagen wußen unnd hiemit zue-
geloßen, das denselbigen predigern iauferlegt, das
hailig evangelium lauter unnd rain zupredigeni, das
volckhe, von ubeln unnd lastern abzuestehen unnd
sich in ein christlich bußfertig unnd Gott seelig le-
ben zuerichten, mit allem ernst unnd vleiß zu er-
manen, dardurch der anstoß unnd ergernuß des
nechsten benomen unnd sunders derer, so das haillig
evangelium verargwonnen11 unnd lestern, als wer es
nicht das rein wort deß herren, weil demselben
g Erg. am Rand.
h Korr. aus: euwer.
i-iAm Rand ergänzt.
j Korr. aus: darneben.

9 Versehen, versorgen, s. FWb 3, Sp. 1340f.
10 Jetzt.

durch die jenigen, die es angnomen unnd bekhen-
nen, nitt gmeß unnd gleichförmig gelebt wurdt, dar-
umbenj, zue furkhomung aller laster unnd unord-
nung, sovil menschlich unnd muglich, unnd zue
pflanntzung aller zucht unnd erbarkhait, auch er-
haltung gueter policy12, mit gueter vorbetrachtung
nachvolgende ordnung begrifen13 unnd verfaßen lo-
ßen, gnediglich unnd trewlich ermanenden, auch
zum ernstlichsten hiermit gebietenden, das sich alle
unnd yede obgemelte unnderthanen, inwoner unnd
inwohnerin deß Leberaw unnd Eckhricher thals,
jung unnd alt, reich unnd arm, derselben zuegehor-
sam fleißen, gewiß halten | unnd geleben wöllen, bey
vermeidung darin außgetruckten14 unnd annder
strafen. Darnach wuße sich meniglich zuerichten
unnd vor straf unnd nachtheil zuverhueten.
Ermanung zu predig deß wort Gottes unnd
christlichen gotsdiensten
Dweil der inwenndig mensch allein durch das wort
Gottes zum ewigen leben erbawen unnd erhalten
wirdt, so hat meniglich zuerachten, wie schadlich,
verweißlich unnd verterblich es sey, an der verkhun-
digung, anhörung unnd besuchung der lehr des hai-
ligen evangelii unnd annderer christlichen ybung
träg, seumig unnd hinleßig zuseyn, das es auch zu
einer sundern verachtung der gemeindt reichet, da-
von ein yeder zu seiner zeit gahr schwere rechen-
schafft geben mueß, demnach ermanet unnser gne-
diger herr ire unnderthanen trewlich unnd ernstlich,
das sie wöllen bedenckhen, wie groß unnd hoch an
der predig deß hailigen evangelii gelegen, dardurch
die verheisung deß ewigen lebens unns geschenckht,
unns geburen wil, mit allem christlichen eiffer unnd
emsigkhait daßelbig mitt allen christlichen yebun-
gen gebrauch, die hailigen sacramenten zehren unnd
dardurch sich gegen dem nechsten zuebeweißen15,

11 Mit Argwohn betrachten, verdächtigen, s. Grimm,
DWb 25, Sp. 85.
12 Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung, s. FWb 4,
Sp. 746f.
13 Formulieren, s. FWb 3, Sp. 665.
14 Explizit bezeichneten, s. FWb 2, Sp. 958f.
15 Sich zu erweisen, s. FWb 3, Sp. 2256f.

113
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften