Herrschaft Rappoltstein
weill die gerechtigkeitt Gottes (so durch das gesatz
unnd die propheten bestettigett) offenbar ist durch
den glauben Jhesu Christi allenn und yeden, so da
glaubenn10.
[3.] Alhie predige ich weittleüffig11 vonn Jhesu Chri-
sto, welche ein breitte unnd weitte, tieffe unnd höhe
Christi seye12, vonn beiden seinen underschidlichen
naturen, nemlich der gottheitt unnd menschheitt, so
in einer person vereiniget seindt13. Vonn seinem
ampt aber handle ich weittleüffig, wie er uns vonn
Gott, dem vatter, zur weißheitt, gerechtigkeitt, heil-
ligung unnd erlösung gemacht14 für allen unsern
sünden, so durch die einige auffopfferung seines
leibs inn ewigkeitt seind gereinigett15.
Darnach, auff das Christus desto baß16 erkennet
werde, so underscheide ich die gottheitt, welche, ob
sie woll eine ist, sag ich doch, das inn ihr drey un-
derschidliche, ewige unnd inn einer gottheitt beste-
hende personen, der vatter, der sohn unnd der heil-
lig geist, gleiches wesens seyenn17.
Der welt erschaffung, erhaltung unnd regierung eig-
ne ich disem Gott inn dreyen personen also volkom-
men zu, das nichts inn dieser welt geschehe ohn sein
wissenn unnd willenn, ya, alle ding seind bey ihm
gewiß vorgesehenn unnd von ewigkeit her beschlos-
senn, welche durch sein unnergründtliche weißheitt
zertheillett18 werden nach seinem wolgefallen. Will
aber hiemitt mitt nichtenn zu verstehen geben, |
Gott seye ein anfänger der sünden, sintemal offen-
bar ist, das die sünde durch einen menschen, nem-
lich den Adam, ist inn die welt komen19, vonn wel-
cher wir noch alle beflecket seind, daher auch alles
ubel sein ursprung hatt unnd nicht vonn Gott20,
10 Röm 3,21-22.
11 Ausführlich, s. Grimm, DWb 28, Sp. 1302.
12 Vgl. Eph 3,18.
13 Vgl. Nr. 4, Art. 2.
14 1Kor 1,30.
15 Vgl. Nr. 4, Art. 7 und 8.
16 Besser.
17 Vgl. Nr. 4, Art. 1 und 2.
welcher doch nicht desto minnder nach seiner güette
und weißheitt deren woll weiß zugebrauchen21.
Unnd also halt ich vonn der ewigenn fürsehung Got-
tes.
[4.] Vonn seiner ewigenn waal aber oder predestina-
tion rede ich klärlich unnd messigklich22, welcher
erkantnus doch also gemein bey uns ist, das solche
wenig nunmehr befrembdt, so sie hörenn, das sich
Gott vonn ewigkeitt erbarme, wes er will, und ver-
stocke, welchenn er will23, unnd hiedurch nicht al-
lein sein barmhertzigkeitt, sonder auch sein gericht
erzeiget, das gericht, sage ich, uber die verstossene,
die barmhertzigkeitt aber uber die außerwel-
tenn24. Dann, gleich wie die erwelung ein ware brun-
quel ist, auß welcher die rechte erkandtnuß der
barmhertzigkeitt Gottes solle geschöpfet werden,
auß welcher der glaub entspringet, auß welcher auch
die guotte werckh iren ursprung habenn, also ist
auch die verwerffung ein anzeigung des zorns unnd
gerichts Gottes, ein offenbarung der zerstörung, ein
zeugnuß der verlassung unnd ein vorbereittung zu
dem dag der trübsall unnd bekümernuß. |
Vonn solchenn dingen aber rede ich, sover es mich
zur gottseligkeitt unnd heiligkeitt bedunckht dienst-
lich zusein, inn welcher uns nichts wurtt fürgestel-
let, dann was uns zuwissenn vonn nötten ist, ob woll
ettliche solchs als unnutz und unnöttlich verwerf-
fen, so doch herwider durch vill ursachenn und zeüg-
nussen einem yeglichen glaubigen bewußt ist, das
solcher ding unwissenheitt mancherley unfäll25 dem
menschen zubringe, als da ist undanckbarkeitt, ver-
messenheitt, verzweifflung und unsicherheitt. Dann
welcher die wunderbarlich erhaltung der geschöpff
18 Ausgeteilt, verteilt, s. Lexer 3, Sp. 1088; Grimm,
DWb 31, Sp. 789.
19 Röm 5,12.
20 Vgl. Nr. 4, Art. 4.
21 Vgl. Nr. 4, Art. 5.
22 Maßhaltend, s. DRW 9, Sp. 346.
23 Vgl. Röm 9,15.18.
24 Vgl. Nr. 4, Art. 5.
25 Unheil, s. Grimm, DWb 24, Sp. 524.
126
weill die gerechtigkeitt Gottes (so durch das gesatz
unnd die propheten bestettigett) offenbar ist durch
den glauben Jhesu Christi allenn und yeden, so da
glaubenn10.
[3.] Alhie predige ich weittleüffig11 vonn Jhesu Chri-
sto, welche ein breitte unnd weitte, tieffe unnd höhe
Christi seye12, vonn beiden seinen underschidlichen
naturen, nemlich der gottheitt unnd menschheitt, so
in einer person vereiniget seindt13. Vonn seinem
ampt aber handle ich weittleüffig, wie er uns vonn
Gott, dem vatter, zur weißheitt, gerechtigkeitt, heil-
ligung unnd erlösung gemacht14 für allen unsern
sünden, so durch die einige auffopfferung seines
leibs inn ewigkeitt seind gereinigett15.
Darnach, auff das Christus desto baß16 erkennet
werde, so underscheide ich die gottheitt, welche, ob
sie woll eine ist, sag ich doch, das inn ihr drey un-
derschidliche, ewige unnd inn einer gottheitt beste-
hende personen, der vatter, der sohn unnd der heil-
lig geist, gleiches wesens seyenn17.
Der welt erschaffung, erhaltung unnd regierung eig-
ne ich disem Gott inn dreyen personen also volkom-
men zu, das nichts inn dieser welt geschehe ohn sein
wissenn unnd willenn, ya, alle ding seind bey ihm
gewiß vorgesehenn unnd von ewigkeit her beschlos-
senn, welche durch sein unnergründtliche weißheitt
zertheillett18 werden nach seinem wolgefallen. Will
aber hiemitt mitt nichtenn zu verstehen geben, |
Gott seye ein anfänger der sünden, sintemal offen-
bar ist, das die sünde durch einen menschen, nem-
lich den Adam, ist inn die welt komen19, vonn wel-
cher wir noch alle beflecket seind, daher auch alles
ubel sein ursprung hatt unnd nicht vonn Gott20,
10 Röm 3,21-22.
11 Ausführlich, s. Grimm, DWb 28, Sp. 1302.
12 Vgl. Eph 3,18.
13 Vgl. Nr. 4, Art. 2.
14 1Kor 1,30.
15 Vgl. Nr. 4, Art. 7 und 8.
16 Besser.
17 Vgl. Nr. 4, Art. 1 und 2.
welcher doch nicht desto minnder nach seiner güette
und weißheitt deren woll weiß zugebrauchen21.
Unnd also halt ich vonn der ewigenn fürsehung Got-
tes.
[4.] Vonn seiner ewigenn waal aber oder predestina-
tion rede ich klärlich unnd messigklich22, welcher
erkantnus doch also gemein bey uns ist, das solche
wenig nunmehr befrembdt, so sie hörenn, das sich
Gott vonn ewigkeitt erbarme, wes er will, und ver-
stocke, welchenn er will23, unnd hiedurch nicht al-
lein sein barmhertzigkeitt, sonder auch sein gericht
erzeiget, das gericht, sage ich, uber die verstossene,
die barmhertzigkeitt aber uber die außerwel-
tenn24. Dann, gleich wie die erwelung ein ware brun-
quel ist, auß welcher die rechte erkandtnuß der
barmhertzigkeitt Gottes solle geschöpfet werden,
auß welcher der glaub entspringet, auß welcher auch
die guotte werckh iren ursprung habenn, also ist
auch die verwerffung ein anzeigung des zorns unnd
gerichts Gottes, ein offenbarung der zerstörung, ein
zeugnuß der verlassung unnd ein vorbereittung zu
dem dag der trübsall unnd bekümernuß. |
Vonn solchenn dingen aber rede ich, sover es mich
zur gottseligkeitt unnd heiligkeitt bedunckht dienst-
lich zusein, inn welcher uns nichts wurtt fürgestel-
let, dann was uns zuwissenn vonn nötten ist, ob woll
ettliche solchs als unnutz und unnöttlich verwerf-
fen, so doch herwider durch vill ursachenn und zeüg-
nussen einem yeglichen glaubigen bewußt ist, das
solcher ding unwissenheitt mancherley unfäll25 dem
menschen zubringe, als da ist undanckbarkeitt, ver-
messenheitt, verzweifflung und unsicherheitt. Dann
welcher die wunderbarlich erhaltung der geschöpff
18 Ausgeteilt, verteilt, s. Lexer 3, Sp. 1088; Grimm,
DWb 31, Sp. 789.
19 Röm 5,12.
20 Vgl. Nr. 4, Art. 4.
21 Vgl. Nr. 4, Art. 5.
22 Maßhaltend, s. DRW 9, Sp. 346.
23 Vgl. Röm 9,15.18.
24 Vgl. Nr. 4, Art. 5.
25 Unheil, s. Grimm, DWb 24, Sp. 524.
126