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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0165
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8. Bericht des Predigers Arnaud Banc über die Lehre der Gemeinde [1561]

gemeindt Gotes, die bedarff andere bilder unnd doc-
tor, nemlich das wort Gotes, lauter gepredigt durch
die gelerte unnd getrewe diener Gotes, darzue geord-
net, die weldt zulernen, Gall. 3. cap. [2]. Es ist wol
war, das sie nit so leiblich sindt als die götzen, dann
sie sind stum.
Unnd das beß nit straffen oder schelten, darge-
gen schreien die diener | Gotes, wider die weldt unnd
ire schalckhait88. Deßhalben haben die ware diener
der kirchen Gotes fur ire arbait [als]g widergel-
tung89 oft neid, haß, böse zured unnd verfolgung, so
haben die götzen unnd ire diener guete underhal-
tung unnd sind wol angethon90. Von wegen deß con-
cilliums ist ein wunder, das die menner so frevenlich
seindt, das wort Gotes also zuverwerffen. Denn solt
man anbeten oder eeren, was das bildt weist oder
leert, so wurdts unwarhait sein. Solt man anbeten,
was man darahn sicht, so wurdt es holtz, goldt, sil-
ber, stein und etwa andere materi sein. Der formen
halben wurts wie eines mans oder anderer creaturen
gleichnus sein. Ist aber der gewalt Gotes nit genug-
sam geweßen, deß mans frevelichkhait im zaum zu-
halten? Dann er sagt durch seine propheten, das
man in keinem ding gleichmachen unnd sunderlich
dem todten bildt. Dann Got ist ein ewiger gaist, le-
bet under allen creaturen, das leben gibt. Unnd der
götz ist ein zergenglich, todt ding, das weder gaist,
leben, entpfindung nach vermogen hat, Esaia 40
[18], 41 [29], 44 [9-10], Jerem. 10 [3-5.11.14-15]

g Hs.: unnd.
88 Schlechtigkeit, Boshaftigkeit.
89 Belohnung, s. Grimm, DWb 29, Sp. 1012f.
90 Gekleidet, s. FWb 1, Sp. 1551f.
91 Epiphanios von Salamis (310/20-403), ab 366 Bischof
von Konstantia (Salamis) auf Zypern, war an zahlrei-
chen dogmatischen Auseinandersetzungen der Alten Kir-
che beteiligt („Patriarch der Orthodoxie“). Von Epi-
phanios sind vier Schriften gegen die Bilder überliefert:
1. eine um 394 entstandene Abhandlung, 2. ein fragmen-
tarisch überlieferter Brief an Kaiser Theodosios, 3. eine
ebenfalls nur als Fragment erhaltene dogmatische Epi-
stel sowie 4. sein Testament (in Hans Georg Thüm-
mel, Die Frühgeschichte der ostkirchlichen Bilderlehre,
Berlin 1992 [= TU 139], S. 298-302). Im byzantinischen

unnd Abacuc am 2. cap. [18-19]. Derhalben, in der
kirchen | Gotes haben die waren glaubigen nit wollen
leiden, das einiche bildtnus da waren, wie wir deßen
ein exempel von dem heiligen mann Epiphano, bi-
schoven zue Zipern91, welcher in einem dorff, ge-
nannt Anablatha, in ein tempel der christen hienein
gieng unnd sahe ein duch hangen, in welcher die
bildtnus Christi oder eines andern heiligen gemalet
war, welches er brach92, angesehen, das wider der
auctoritet der geschrift eines menschen bildnus in
der kirchen Christi gehenckht were93. Sehend hievon
die werckh Tertulliani, Clementi, Cipriani, Augusti-
ni, Eüsebii unnd anndere alte doctoren, die
ofendtlich verdammen und verwerfen alle bilder, so
zum Gotes dienst und zulernen ufgericht sindt.
Also unnd inhalt der heiligen geschrifft, der aposteln
unnd der alten heiligen vätter brauch haben guet
recht, alle bilder, so zum heiligen dienst in die tem-
pel unnd in die heüßer ufgericht, zuverwerffen, die-
weil solches wider das wort Gotes ist, weil auch al-
weg eerer94 der heiligen unnd der bilder seindt unnd
einfeltige, die eß mißbrauchen, dermaßen, das von
nöthen ist, das die instrument der abgoterey inen
hinweg gethan seien. Doch verwerffen oder ver-
damen wir nit | die kunst deß schneidens, abrei-
ßens95 oder malens, auch ire arbait nit, soverr sie es
nit in die obgesagte ding nit brauchen wider das ge-
bot Gotes.

Bilderstreit wurde er als Autorität zitiert. Vgl. LThK3 3,
Sp. 723-725; RAC 5, 900-927; Lexikon der antiken
christlichen Literatur, S. 226-228; Karl Holl, Die
Schriften des Epiphanios gegen die Bilderverehrung, in:
Ders., Gesammelte Aufsätze zur Kirchengeschichte 2,
Tübingen 1928, S. 351-387; Hans Georg Thümmel,
Die bilderfeindlichen Schriften des Epiphanios, in: BySl.
47 (1986), S. 169-188.
92 Zerriß, s. FWb 4, Sp. 1014f.
93 Epiphanios berichtet diese Episode (sie fand während
eines Palästinabesuchs statt) in einem Brief an den Pa-
triarchen Johannes von Jerusalem aus dem Jahr 393.
Überliefert ist sie in einem Brief des Hieronymus (Ep.
LI, 9 = CSEL 54, S. 411f.).
94 Verehrer, s. Grimm, DWb 3, Sp. 67.
95 Eine Zeichnung von etwas anfertigen, s. FWb 1, Sp. 287.

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