Einleitung
Ratsherren bildeten zusammen mit den sechs regierenden und den sechs Alt-Zunftmeistern den Großen
Rat24.
B. Kirchen und Klöster
Bis zur Reformation gehörte die Pfarrei Mülhausen zum Bistum Basel. Sie war Teil des Dekanats Inter
colles, zu dem etwa 40 Pfarreien im Gebiet zwischen Mülhausen und Hüningen (Huningue) zählten. Die
Anfänge der Mülhauser Pfarrei liegen im Dunkeln; vermutlich gehen sie auf die Zeit zurück, als die Abtei
St. Stephan in Straßburg das Patronatsrecht besaß. Für eine solche Ansetzung spräche, daß die Pfarrkirche
auch dem Hl. Stephan geweiht war25. Eine erste archäologisch nachweisbare Kirche wurde Mitte des 12. Jh.
durch den Straßburger Bischof aufgrund einer großzügigen Schenkung von Kaiser Friedrich Barbarossa
errichtet. Als erster Pfarrer erscheint 1187 auf der Basler Diözesansynode ein Magister Daniel; nach Moe-
der handelt es sich bei diesem Daniel um einen Kaplan Kaiser Friedrichs I.26Im 13. Jh. wechselte das
Patronatsrecht bzw. die Kollatur der Pfarrkirche mehrfach zwischen dem Straßburger Bischof und dem
Kaiser. Erst nach dem 1308 vollzogenen Austausch (s. oben S. 155) ging das Recht endgültig an den Kaiser
über27. 1349 verlieh Kaiser Karl IV. Patronatsrecht und Kollatur dem Deutschen Orden. Seitdem übte der
Komtur der Deutschordenskommende in Mülhausen, stellvertretend für den Landkomtur der Ballei Elsaß-
Burgund, dieses Recht aus28. Erst 1527 ging es durch Verkauf vom Deutschen Orden an die Stadt Mülhau-
sen über (s. unten Nr. 6a und b).
Zur Mülhauser Pfarrei gehörten die Filialkirchen St. Afra in Riedisheim und St. Markus in Leibersheim.
In Mülhausen selbst zählten die Marienkapelle, die Nikolauskapelle, die Katharinenkapelle im Guteleute-
oder Leprosenhaus, die Hl. Geistkapelle beim Spital und die Michaelskapelle auf dem Friedhof zur Pfarr-
kirche29. Neben der Mülhauser Pfarrei gab es noch eine Pfarrei in dem nördlich der Stadt gelegenen Illzach,
das 1437 durch Kauf an Mülhausen gelangt war. Das Recht der Ernennung des Pfarrers lag hier bei
Bürgermeister und Rat der Stadt Mülhausen30.
An der Pfarrkirche St. Stephan waren der Pleban und zwei Helfer tätig. Hinzu kam eine größere Anzahl
von Kaplänen an den in der Pfarrkirche oder in den zur Pfarrkirche gehörenden Kapellen befindlichen
Altären. Um 1300 gab es bereits sieben Kapläne; bis 1428 war ihre Zahl auf 16 gestiegen. In diesem Jahr
fand eine Reorganisation und Reduzierung der Präbenden auf elf statt. Zu Beginn der Reformation hatte
ihre Zahl aber wieder den Stand von 1428 erreicht31. Die Kapläne bildeten untereinander eine Bruderschaft.
Diese Capplanen-Bruderschaft, auch Marien- oder Stephansbruderschaft genannt, wurde im Dezember 1512
von Papst Julius II. bestätigt32.
Neben der Pfarrkirche mit ihren Kapellen besaß Mülhausen eine Kommende des Deutschen Ordens und
eine des Johanniterordens; darüber hinaus beherbergte die Stadt ein Franziskaner-, ein Augustinereremiten-
und ein Klarissenkloster; hinzu kamen noch eine Terminei der Basler Dominikaner und eine Prokurei des
Klosters Lützel (Lucelle)33. Die 1230 gegründete Kommende des Deutschen Ordens, die in der Unterstadt
nahe des Marktes und der Pfarrkirche lag, nahm unter den geistlichen Häusern den ersten Rang ein. Dem
sehr wohlhabenden Konvent gehörten zahlreiche Brüder aus adeligen Geschlechtern (Andlau, Hirtzbach,
24 Vgl. Moeder, Institutions, S. 112-117.
25 Vgl. Clauss, Historisch-topographisches Wörterbuch,
S. 712f.; Moeder, Église, S. 6.
26 Vgl. Moeder, Église, S. 6f. und 10; Livet, Histoire de
Mulhouse, S. 23.
2' Vgl. die Auflistung in Moeder, Église, S. 23f.
28 Vgl. Moeder, Études, S. 112.
29 Vgl. die Zusammenstellung in Clauss, Historisch-topo-
graphisches Wörterbuch S. 713 sowie Moeder, Église,
S. 26.
30 Vgl. Moeder, Église, S. 80.
31 Ebd., S. 26f. und 106.
32 Mossmann, Cartulaire 4, Nr. 1994, S. 483-486; Moe-
der, Confréries, passim.
33 Vgl. den Überblick in Clauss, Historisch-topographi-
sches Wörterbuch, S. 713f. und Livet, Histoire de Mul-
house, S. 41-43.
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Ratsherren bildeten zusammen mit den sechs regierenden und den sechs Alt-Zunftmeistern den Großen
Rat24.
B. Kirchen und Klöster
Bis zur Reformation gehörte die Pfarrei Mülhausen zum Bistum Basel. Sie war Teil des Dekanats Inter
colles, zu dem etwa 40 Pfarreien im Gebiet zwischen Mülhausen und Hüningen (Huningue) zählten. Die
Anfänge der Mülhauser Pfarrei liegen im Dunkeln; vermutlich gehen sie auf die Zeit zurück, als die Abtei
St. Stephan in Straßburg das Patronatsrecht besaß. Für eine solche Ansetzung spräche, daß die Pfarrkirche
auch dem Hl. Stephan geweiht war25. Eine erste archäologisch nachweisbare Kirche wurde Mitte des 12. Jh.
durch den Straßburger Bischof aufgrund einer großzügigen Schenkung von Kaiser Friedrich Barbarossa
errichtet. Als erster Pfarrer erscheint 1187 auf der Basler Diözesansynode ein Magister Daniel; nach Moe-
der handelt es sich bei diesem Daniel um einen Kaplan Kaiser Friedrichs I.26Im 13. Jh. wechselte das
Patronatsrecht bzw. die Kollatur der Pfarrkirche mehrfach zwischen dem Straßburger Bischof und dem
Kaiser. Erst nach dem 1308 vollzogenen Austausch (s. oben S. 155) ging das Recht endgültig an den Kaiser
über27. 1349 verlieh Kaiser Karl IV. Patronatsrecht und Kollatur dem Deutschen Orden. Seitdem übte der
Komtur der Deutschordenskommende in Mülhausen, stellvertretend für den Landkomtur der Ballei Elsaß-
Burgund, dieses Recht aus28. Erst 1527 ging es durch Verkauf vom Deutschen Orden an die Stadt Mülhau-
sen über (s. unten Nr. 6a und b).
Zur Mülhauser Pfarrei gehörten die Filialkirchen St. Afra in Riedisheim und St. Markus in Leibersheim.
In Mülhausen selbst zählten die Marienkapelle, die Nikolauskapelle, die Katharinenkapelle im Guteleute-
oder Leprosenhaus, die Hl. Geistkapelle beim Spital und die Michaelskapelle auf dem Friedhof zur Pfarr-
kirche29. Neben der Mülhauser Pfarrei gab es noch eine Pfarrei in dem nördlich der Stadt gelegenen Illzach,
das 1437 durch Kauf an Mülhausen gelangt war. Das Recht der Ernennung des Pfarrers lag hier bei
Bürgermeister und Rat der Stadt Mülhausen30.
An der Pfarrkirche St. Stephan waren der Pleban und zwei Helfer tätig. Hinzu kam eine größere Anzahl
von Kaplänen an den in der Pfarrkirche oder in den zur Pfarrkirche gehörenden Kapellen befindlichen
Altären. Um 1300 gab es bereits sieben Kapläne; bis 1428 war ihre Zahl auf 16 gestiegen. In diesem Jahr
fand eine Reorganisation und Reduzierung der Präbenden auf elf statt. Zu Beginn der Reformation hatte
ihre Zahl aber wieder den Stand von 1428 erreicht31. Die Kapläne bildeten untereinander eine Bruderschaft.
Diese Capplanen-Bruderschaft, auch Marien- oder Stephansbruderschaft genannt, wurde im Dezember 1512
von Papst Julius II. bestätigt32.
Neben der Pfarrkirche mit ihren Kapellen besaß Mülhausen eine Kommende des Deutschen Ordens und
eine des Johanniterordens; darüber hinaus beherbergte die Stadt ein Franziskaner-, ein Augustinereremiten-
und ein Klarissenkloster; hinzu kamen noch eine Terminei der Basler Dominikaner und eine Prokurei des
Klosters Lützel (Lucelle)33. Die 1230 gegründete Kommende des Deutschen Ordens, die in der Unterstadt
nahe des Marktes und der Pfarrkirche lag, nahm unter den geistlichen Häusern den ersten Rang ein. Dem
sehr wohlhabenden Konvent gehörten zahlreiche Brüder aus adeligen Geschlechtern (Andlau, Hirtzbach,
24 Vgl. Moeder, Institutions, S. 112-117.
25 Vgl. Clauss, Historisch-topographisches Wörterbuch,
S. 712f.; Moeder, Église, S. 6.
26 Vgl. Moeder, Église, S. 6f. und 10; Livet, Histoire de
Mulhouse, S. 23.
2' Vgl. die Auflistung in Moeder, Église, S. 23f.
28 Vgl. Moeder, Études, S. 112.
29 Vgl. die Zusammenstellung in Clauss, Historisch-topo-
graphisches Wörterbuch S. 713 sowie Moeder, Église,
S. 26.
30 Vgl. Moeder, Église, S. 80.
31 Ebd., S. 26f. und 106.
32 Mossmann, Cartulaire 4, Nr. 1994, S. 483-486; Moe-
der, Confréries, passim.
33 Vgl. den Überblick in Clauss, Historisch-topographi-
sches Wörterbuch, S. 713f. und Livet, Histoire de Mul-
house, S. 41-43.
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