Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Dörner, Gerald [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0222
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Mülhausen

6b. Stellungnahme des Rates zur Anfrage des Komtursa
[nach 27. Juli 1524]1

[1.] Geistlich briefe: Wie man dem alten lutpriester
bevolhen der briefe halb, deren keineb vom lator2
zuempfahen noch zuverkhunden, daby laßt man das
bliben unnd wil ime kein sunnderung3 machen. Ist
ouch dem comenthur nit not solicher sunderung.
[2.] Banschatz: Der firtag halb hat man ein straff
von alter harkomen; die haben sy ernuwertc Des-
glichen haben min herrn des eebruchs halb ouchd ein
ordnung und straff gesetzt; daby sol es ouch bliben.
[3.] Ee verkhunden: Ist nit von altem harkomen,
sunder von nüwem uffgesetzt, unnd ein gelt daruff
gesetzt4; eon eines rates verwilligunge5 sol hinfur
nyemans gezwungen werden. Wellen sy aber ver-
khunden, mögen sy [es] thun, doch kein gelt davon
nemen.
[4.] Item zur frugmesß oder fronmeß sol man in-
furen, wie ouch der alt bruch gewesen, wie das den
parthyen gelegen.
[5.] Kindtouffen: Diewil in tütsch teuffen mer an-
dacht bringt und dem gotzwort glichformig, ouch
den leyen verstenndig und andechtig, so laßt mans
bym selben bliben, das man hinfur in tütsch sol
touffen.

a Textvorlage (Handschrift): AM Mulhouse Nr. 3833
(ohne Blattzählung).
b Gestr.: uff.
c Gestr.: Daby laßt mans bliben.
d Erg. über der Zeile.
Erg. über der Zeile.
f Erg. über der Zeile.

1 Zur Datierung vgl. Nr. 6a, Anm. 1.
2 Boten, s. Niermeyer 1, S. 763.
3 Ausnahme, s. Idiotikon 7, Sp. 1159.

[6.] Eesachen halb: Was da der lutpriester weist, mit
der schrifft zuerhalten6 oder verantwortten, mag er
zulassen. Was ime aber zu swer zuerhalten, mag er
wisen, dahyn es gehort. Wither wil man sich des
diser zitt nit beladen7. |
[7.] Firtag halb zu predigen: Ist vormals uff ettliche
derselben tag ouch geprediget. Doch wil man den
lutpriester nit binden, uff derselben tag zu predigen.
Sunder, wil ers nit thun, sol er den predicanten oder
ander lasßen predigen.
Nota: Die predicanten oder ein uß den helffern
oder capplanen zu versehen uffstellen und kein
frembden on eins rats verwilligung.
[8.] Meß singen: Laßt man by der ordnung gemacht
bliben, das die priester mit dem schulmeister das
ampt singen sollen. Der mettin8, tertz und sext halb
mogen sy singen oder nit, das wil man inen heym-
setzen9. Wer ouch wol gut, das solichs mit merer an-
dacht und furcht dann bißhar beschee.
[9.] Ordensluet infüren etc.: Deßhalb ist yetz ant-
wort on not10. Wenn aber derglichen zufal kompt,
mag der lutpriester darumb min herren ratsfragen.
[10.] Vier opffer: Man wil nyemans zwingen, diewil
das wort Gots nyemans darzu tringt und man
keinf gerechtigkeit darumb weißt.

4 Für die Abkündigung der Ehe scheint der Leutpriester
eine Gebühr erhoben zu haben.
5 Zustimmung, s. Grimm, DWb 25, Sp. 2278.
6 Zu erhärten, beweisen, s. Grimm, DWb 3, Sp. 835.
7 Sich damit nicht befassen, s. FWb 3, Sp. 1178f.
8 Matutin.
9 Anheimstellen, überlassen, s. DRW 5, Sp. 639. Bereits in
der Anweisung vom 28. April 1524 (Nr. 5) hatte der
Magistrat den Geistlichen die Entscheidung hierüber
freigestellt.
10 Unnötig.

202
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften