Mülhausen
7. Rechtfertigung der reformatorischen Neuerungen durch den Magistrata
1. Juli 1527
Hanndlung der vier botten von den XII ortten der eydtgnosschafft har gesandt.
Uff Montag nach Petri unnd Pauli1 anno etc. XXVII.
Was und wie inen geandtwurt.
Wir, Burgermeister, rate, die zunfftmeister und die
sechs, die man nennet die groß rate zu Mulhusen,
bekennen offennlich mit disem abscheid, das uff
hutt datum vor unns erschynen sind unnser getru-
wen, lieben eydtgnossen der XII orten loblicher
eidtgnoßschafft vier gesanndte botten, nemlich von
Uri, Underwalden, Fryburg und Solothurn, unnd
unns furgehalten, wie wir und die unnsern sundere
personen mitb der Luterischen oder Zwinglischen
sect und nuwen mißglouben behafft und gemeinlich
oder sunderlich in unnser statt wider unsern alten,
waren, christenlichen glouben und wider gemeiner
christenlicher kirchen gut ordnung und satzung
gehandelt, gehalten und gebrucht, mit treffelicher
begerung und ernstlichem ermanen, das wir von sol-
chem nuwen mißglouben abstan, besunder die pfaf-
fen, so uber ir eidßpflicht und glubt wider christen-
licher kirchenordnung vermeinte eewiber genomen,
nit by unns gedulden, sunder sy darumb straffen
undc von unns vertriben sollen, ouch der heiligen
sacrament nach christenlicher kirchen bruch in-
satzung und ordnung by unns in eren halten und
glouben und die, so solichs verschmechen und ver-
achten, nach der strennge zu straffen und keins wegs
zugedulden, sunder ouch unns in andern christenli-
chen, guten bruchen und gewonheiten, wie unnser
fordern herbracht undd zu inen in pundtnuß komen
syen, und dem merenteil der eidtgnosschafft glich-
formig halten und nit von inen sundern wellen, wit-
hers innhalts ires anbringens, so sy unns mitsampt |
einer geschribenen instruction nach der lennge zum
ernstlichsten anbrachte2.
Daruff haben wir unns beraten und ungefarlich die
antwort geben: Erstlich, das wir alles das, so unnser
gesworne pundt vermogen, gegen inen getruwlich
halten und von inen keins wegs sundern wellen, sun-
der alles, das frommen luten und redlichen eidt-
gnossen zustat, uffrecht und erlich erstatten3, so-
wyth unnser ere, libe, gut und gantz vermogen
reicht, wie wir dann bißhar (anders wir nit wissen)
ouch gethan haben, des wir unns ungezwifelt hyn-
wider zu inen als unnsern getruwen, lieben eidtgnos-
sen ouch vertrosten.
Sodenn, antreffende die geistlichen ding des
gloubens und christenlicher ordnung etc., da wir
Luterischer und Zwinglischer secten geschuldigt
werden, haben wir inen furgehalten unnser erste uff-
geschlagen mandata, die sy ouch anzeigt an der
kilchthuren gelesen han, daruß gnug zuverstan, das
wir keins unchristenlichen furnemens, sunder allein
inf den almechtigen Got und sinen ewigen son Jesum
Christum, unnsern einigen seligmacher, all unnser
trost und hoffnung setzen und begeren, das sin hei-
ligs wort nach ußwißung beder testamenten by unns
gepredigt werden sol, on allen mennschlichen zu-
satz, und das unnsere predicanten ouch kein andern
bevelh haben, mit erbietung, wa yemands vermei-
nen wird, das sy anders predigten, dem sollen sy red
und antwort geben uß heiliger schrifft, darzu wir sy
a Textvorlage (Handschrift): StaatsA Basel, Fremde
Staaten: Mülhausen A 5 (ohne Blattzählung).
b Erg. über der Zeile.
c Erg. über der Zeile.
d Gestr.: wir.
e Gestr.: haben.
f Erg. über der Zeile.
1 Der Peter- und Paulstag fällt auf den 29. Juni.
2 Vgl. dazu Mossmann, Cartulaire 5, S. 146 mit dem Be-
schluß der in Luzern versammelten eidgenössischen Orte
vom 19. Juni 1527.
3 Erfüllen, s. DRW 3, Sp. 278f.
204
7. Rechtfertigung der reformatorischen Neuerungen durch den Magistrata
1. Juli 1527
Hanndlung der vier botten von den XII ortten der eydtgnosschafft har gesandt.
Uff Montag nach Petri unnd Pauli1 anno etc. XXVII.
Was und wie inen geandtwurt.
Wir, Burgermeister, rate, die zunfftmeister und die
sechs, die man nennet die groß rate zu Mulhusen,
bekennen offennlich mit disem abscheid, das uff
hutt datum vor unns erschynen sind unnser getru-
wen, lieben eydtgnossen der XII orten loblicher
eidtgnoßschafft vier gesanndte botten, nemlich von
Uri, Underwalden, Fryburg und Solothurn, unnd
unns furgehalten, wie wir und die unnsern sundere
personen mitb der Luterischen oder Zwinglischen
sect und nuwen mißglouben behafft und gemeinlich
oder sunderlich in unnser statt wider unsern alten,
waren, christenlichen glouben und wider gemeiner
christenlicher kirchen gut ordnung und satzung
gehandelt, gehalten und gebrucht, mit treffelicher
begerung und ernstlichem ermanen, das wir von sol-
chem nuwen mißglouben abstan, besunder die pfaf-
fen, so uber ir eidßpflicht und glubt wider christen-
licher kirchenordnung vermeinte eewiber genomen,
nit by unns gedulden, sunder sy darumb straffen
undc von unns vertriben sollen, ouch der heiligen
sacrament nach christenlicher kirchen bruch in-
satzung und ordnung by unns in eren halten und
glouben und die, so solichs verschmechen und ver-
achten, nach der strennge zu straffen und keins wegs
zugedulden, sunder ouch unns in andern christenli-
chen, guten bruchen und gewonheiten, wie unnser
fordern herbracht undd zu inen in pundtnuß komen
syen, und dem merenteil der eidtgnosschafft glich-
formig halten und nit von inen sundern wellen, wit-
hers innhalts ires anbringens, so sy unns mitsampt |
einer geschribenen instruction nach der lennge zum
ernstlichsten anbrachte2.
Daruff haben wir unns beraten und ungefarlich die
antwort geben: Erstlich, das wir alles das, so unnser
gesworne pundt vermogen, gegen inen getruwlich
halten und von inen keins wegs sundern wellen, sun-
der alles, das frommen luten und redlichen eidt-
gnossen zustat, uffrecht und erlich erstatten3, so-
wyth unnser ere, libe, gut und gantz vermogen
reicht, wie wir dann bißhar (anders wir nit wissen)
ouch gethan haben, des wir unns ungezwifelt hyn-
wider zu inen als unnsern getruwen, lieben eidtgnos-
sen ouch vertrosten.
Sodenn, antreffende die geistlichen ding des
gloubens und christenlicher ordnung etc., da wir
Luterischer und Zwinglischer secten geschuldigt
werden, haben wir inen furgehalten unnser erste uff-
geschlagen mandata, die sy ouch anzeigt an der
kilchthuren gelesen han, daruß gnug zuverstan, das
wir keins unchristenlichen furnemens, sunder allein
inf den almechtigen Got und sinen ewigen son Jesum
Christum, unnsern einigen seligmacher, all unnser
trost und hoffnung setzen und begeren, das sin hei-
ligs wort nach ußwißung beder testamenten by unns
gepredigt werden sol, on allen mennschlichen zu-
satz, und das unnsere predicanten ouch kein andern
bevelh haben, mit erbietung, wa yemands vermei-
nen wird, das sy anders predigten, dem sollen sy red
und antwort geben uß heiliger schrifft, darzu wir sy
a Textvorlage (Handschrift): StaatsA Basel, Fremde
Staaten: Mülhausen A 5 (ohne Blattzählung).
b Erg. über der Zeile.
c Erg. über der Zeile.
d Gestr.: wir.
e Gestr.: haben.
f Erg. über der Zeile.
1 Der Peter- und Paulstag fällt auf den 29. Juni.
2 Vgl. dazu Mossmann, Cartulaire 5, S. 146 mit dem Be-
schluß der in Luzern versammelten eidgenössischen Orte
vom 19. Juni 1527.
3 Erfüllen, s. DRW 3, Sp. 278f.
204