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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Dörner, Gerald [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0230
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Mülhausen

Zum dritten, daß man auch thue ein gemein an-
dechtig gebett für alleß anligen der christen-
heit23. Darnach, so gang ein jeglicher an sein arbeit
oder inn sein hauß oder verharre do weitterß ze-
betten, wie eß einem jeglichen geschickt ist.
[II.] Inn der wochen aber sol man sich also halten:
Alle tag, am morgen, so daß volck zu kirchen gett,
alß umm die 8, so mag man aber anfachen mitt ei-
nem psalmen, auff gutt teutsch zusingen durch daß
gantz volck hinweg24 einhelliglich. Darnach predi-
gen, darnach betten, wie am Sontag25, darnach
auch, wo eß die sach erfordert, zum tisch gonn deß
herren. Und zuletscht Gott widerumb loben mitt ei-
nem lobgsang. Und also werd eß alle tag inn der
wochen gehalten. Der Non halber und der Vesper
und der Vigily, auch deß Salveß halber, wie manß
sol halten inn der wochen, geben wir etwa die ant-
wort, wie gsagt ist von dem Sontag. Und wie man
diese ding Christlich meg halten oder nitt, ist
gnugj oben antzeigt26.
Weytter, so ist auch ein mißbrauch mitt dem was-
sertouff, den muß mank auch melden. Der wasser-
touff, deß man vor Gott zur fromkeit nitt bedarff,
ist vor den menschen nottwendig, ja, auch umm der
kirchen und menschen willen allein von Gott einge-
setztl27. Derhalben, so will nitt recht sein, daß man
den touff gebrauch, so die gemein nit gegenwertig
ist. Darumb, will man touffen, so touff man, wann
die gemein vorhanden ist, vor oder nach dem erst-
beschribenen ußwendigen gotzdienst etc. |
Item der kirchgang deren, die sich hand begeben inn
den eelichen stand, ist auch umm der menschen wil-

j Gestr.: gnugsam oben angezeigt.
k Erg. über der Zeile.
l Korr. aus: verordnett.
m-m Erg. am Rand.
23 Vgl. oben S. 208.
24 In der versammelten Gemeinde.
25 Vgl. S. 208.

len verordnett und vor Gott nitt nottürfftig, aber
vor den menschen. Und ist nitt anderß den ein züg-
niß, die sie geben der gemein, daß sie nitt sitzen oder
sitzen wellen zu uneren, sondern zu eren. So will
auch nitt recht sein, daß man den kilchgang thue
hinder dem liecht, sonder mim tag undm wann die
gemein vorhanden ist. Und, daß man grossem un-
geschick und mengem28 irtumb meg fürkumen, so
soll man kein ee oder kilchgang lossen fürgon, eß sey
dann vorhin außgeschrien29 und verkündet.
Also vil vermag30 die geschrifft von dem außwen-
digen kirch, prengißnen31 gotzdienst. Und daß ist
eigentlich unser antwort auff m[iner] g[nedigen]
h[erren] frag von dem usserlichen gotzdienst. Wa
meinen herren weitter wurden begeren, darumb die
geschrifft zuheren, werden wir geflissen sein, nitt al-
lein üch, meinen herren, sonder auch eim jeglichen,
der daß nitt für wahr halten wolt, rechenschafft zu
geben auß der heiligen gottlichen geschrifft etc.
Nun aber deseß alles, so hie oben gsagt ist vom auß-
wendigen gotzdienst, wirt nitt also fürgeben den
christen alß ein gsatz. Man bedarff es auch einem
christen nitt gebietten. Aber ist er ein christ und
durch den glouben frumm worden vor Gott, so wirt
er sich nitt lassen beniegen32 seiner fromkeit und sei-
neß glickß und heil. Er wirt eß auch den menschen
zu versten geben, waß grosser gütte und barmhert-
zigkeit im Gott ummsunst bewysen hatt, und daß
selbig mitt disen oder der gleichen zeichen oder züg-
nissen bekennen.
Item dieser usserlicher gotzdienst wirt nitt also
notwendig von einem jeden christen erfordert, alß
meg man on den nitt selig werden. Aber inn solcher

26 Vgl. S. 209.
27 Vgl. Mt 28,19; Mk 16,16.
28 Manchem.
29 Ausgerufen, bekanntgemacht s. FWb 2, Sp. 1334f.
30 Beinhaltet, berichtet, s. Idiotikon 4, Sp. 111f.
31 Prunkliebenden, s. FWb 4, Sp. 937.
32 Sich [...] begnügen mit, s. Idiotikon 4, Sp. 701 (benüe-
gen), Wb. d. elsäss. Mundarten 1, S. 764.

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