Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0272
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Mülhausen

seinem ampt farleßig sein wurdef, soll je einer solchs
vonn dem andern den superattendatenn oder der
oberkeit rüeyen und anbringeng6, damit inn der
schul nichts versumpt werde. |114r|
Unnd was sachen sich hie machen7 oder zutragen,
diewyl einer alhie wondt, mit den unsern, wyb oder
manß personen, niemandt ußgenommen, dieselbig
ann kein frembdt gericht zubekummern noch für-
zenemmen. Ob glich einer nach der geschicht, so sich
hie verloffenn hette, vonn der statt kommen und
zogen unnd ime solche sachenn, untz er nit mehr hie
were, vorbehalltenn wollte, sonder alhie zu Mülhu-
ßen vor gericht oder radt, dahin dan solche sachenn

f Einschub in B: etwas zu clagen hette.
g Korr. in A aus: angelegen.
h Gestr. in A.: sich.
i Gestr. in A: je ein theil.
j Fortsetzung in B: Item, wann man stürmbt, tags oder
nachts, mit gewerter handt gestrackhs ann das ort, da-
hin er verordnet, oder, im fall er ann khein sonderbar ort
verordnet were, zum pahner furs rathauß lauffen, da-
selbst bleiben unndt, was ime zethun bevohlen würd,
daßelbig nach seinem bessten wißen unndt vermögen
außrichten, inn sonnderheit da dannen nit khommen
ohne eines burgermeisters oder deß pahnerherren wißen
unndt willen.
Welchem auch hinfüro ann einem thor zuehüetten oder
uf die nachtwacht gebotten würdt, der soll sein hutt
unndt wacht mit seinem eigenen leib unndt wolgerüst,
nämblich mit seiner gantzen rüstung unndt uberwehr
[= auf der Schulter getragene Hauptwaffe wie Gewehr,
Spieß, Hellebarde, s. Idiotikon 16, Sp. 910] oder mit ei-
ner fertigen fewrbuchen [sic] oder hanndtrohr mit leben-
digem feüwr sambt seiner zuegehörd unndt seittenwehr
[= an der Seite getragene Nebenwaffe wie Schwert,
Dolch oder Messer - s. ebd., Sp. 911], vleißig versehen
unnd khein ann sein statt gewinnen ohne eines burger-
meisters erlaubnus unndt bewilligen. Dann, welcher sol-
ches nit thun wurd, demselben würdt ein ehrsamer rath
sein gebüerende straff, alß der sein ehr unndt eydt uber-
sehen, mit ernst widerfahren laßen unndt darin nie-
mandts verschonnen.
Es soll auch niemandts mehr dann sechs gestrichen
sester frücht für ein vierttel zue müelin thun, deßglei-
chen auch sein mähl nit eher darauß empfanngen, er
habe dann zuvor den ordenlichen zoll gelößt unnd dem
müller uberlüffert.
Item, daß niemandt khein saltz khauffen, dann allein hie
uf dem saltzkasten oder umb die, so es daselbst erkhaufft
haben.

gehörenn, recht nemmen und geben unnd sich
deßelben rechtenns on alles weygern benüegen la-
ßen.
Unnd waverr ein ersame oberkheit einen schul-
meyster oder provisor zuurlauben oder derselben ei-
ner, inen nit mehr zudienen, sonnderh ire sachen
annders anzustellen, gesinnet sein wurden, daß je
ein theil dem annderm solchesi ein halb jar zuvor
abkhünden und zuwüßen thun soll.
Item, wann man stürmbdt, tags oder nachts etc.j, ut
im Artickell buch.

Wer den annderen sicht schaden thun inn der statt oder
uf dem velde, der soll daß bey seinem geschworenn eydt
anzeigen.
Item, daß kheiner khein reübig gutt, welcher hanndt daß
sein mag, khauffen soll, ohne einiges burgermeisters
wißen unnd willen.
Welcher der statt zoll oder gefell sicht oder hördt ver-
schlagen oder veruntrewen, der soll daß melden unnd
anbringen. Auch der stattmauren, steg unnd weg zue
gutten ehren haben.
Welcher etwas verkhaufft oder khaufft, daß zollbar ist,
der soll mit dem kheuffer oder verkheuffer zum zoller
gehen unndt dem anzeigen, umb was oder wieviel er
khaufft oder verkhaufft habe, damit der zoller wiße, den
gebüerlichen zoll uffzueheben.
Es sol auch kheiner mit dem annderen khein erb theillen,
er seye heimbisch oder frömbt, die statt unndt ihre
ambtleuth seyen dann zuvor unnd eher (wie aber ein
zeittlanng geschehen) umb ihr gewerff, auch anndere
schulden unnd sachen, gantz unnd gar außgericht, ver-
nüegt [= zufriedengestellt - s. Idiotikon 4, Sp. 701] unnd
bezahlt worden.
Item, daß niemandt khein ellendt noch annder holtz auß
dem Murhaw noch auß dem holtz deß Hirtzbachs füeh-
ren noch tragen soll inn kheinem weg.
Item, daß niemandts auf kheinem graben, teuch oder
tentschen [= Damm] gehn, noch etwas darauf hawen,
hanndtlen, wäfferen oder vischen soll, inn kheinerlei
weg, wie daß allen edlen unnd geystlichen sambt ihren
diensten unndt verwanndten auch verbotten, außgenom-
men die Trenckhbach zue beiden seitten, die ist der bür-
geren, hindtersaßen unndt ihren khinderen zue vischen
erlaubt.

6 Rügen und anzeigen, s. FWb 1, Sp. lOllf. .
7 Sich machen = geschehen, s. Grimm, DWb 12, Sp. 1388.

252
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften