Mülhausen
Diß, lieben fründ, wirt eüweren Kinden, so sy zu
iren tagen kommen, von nöten syn. Darumb, |A 6v|
ir gevätter32, sind daran, damit diß Kind durch eüch
und sine elteren uff das fürderlichest in dem Chri-
stenlichen glouben underricht unnd dahin gehalten
werde, das es nit den tempel sines lybs, in dem der
Heilig geist wonen sol33, mit einem sündigen läben
beflecke. Leerends, das es Gott förchte, liebe und
diene. Ermanend es, das es flyssig das wort Gottes
höre und dem nach läbe, halte die demut, absündere
sich nit von Christlicher gemeind, beschäme sich nit
des crützes und vervolgung, so von der warheit oder
Christen gloubens wegen entston möcht, sonder in
hoffnung des ewigen läbens, in Christlicher bekant-
nuß und läben verharre biß an das end. Das lassend
eüch umb Gottes willen ernstlich befolhen syn.
Dann es ist ye ein grosses, die Kind versumen34 und
in inen die sünd in der jugend lassen ynwurtzlen.
Nun aber yetz zemal angesehen, das wir all in der
überträttung Ade35, unsers ersten vatters, kommen
sind in so harte gfencknuß der sünd, also das der
böß geist grossen gewalt und ansprach36 wider uns
hat, als wider die Kinder des zorns, wo unns Gott,
der vatter, durch den verdienst unsers Herren Jesu,
sines eingebornen suns, nit widerumb begnadet und
durch den selbigen geist nit wider gebirt37, dann wir
sölchs uß unseren krefften nit vermögend.
Darumb söllend wir Gott ynbrünstigklich anrüf-
fen, das aller Christen kinder und ouch diß gegen-
wirtig Kind sölicher gnaden teilhafftig sey und blyb,
das es von der gefencknuß gefryet [A 7r| und fürthin
gevölgig38 werd dem Heiligen geist, der es erlüchte
von den angebornen finsternussen mit Gottsäligem
glouben unnd erkantnuß Christi und ynbrünstig
mach in warer liebe Gottes, in welcher liebe, so es zu
sinen tagen kumpt, die frucht unnd werck des geists
unnd nit des fleischs erschyne. In sonderheit yetzt
wöllind Gott trüwlich bitten, so ich das Kind mit
dem wasser touff unnd nimm in die zal der Christen,
das es by im yngeschriben sey in dem buch und in
der zal der ußerwelten39, damit es warhafftig gezelt
und genennt werd ein glid und kind der Christen-
lichen gemeind. Söliches zu erwerben, sprechend mit
andacht:
Vatter unser.
Der Herr sey by eüch.
Lassend uns bätten:
Almächtiger Gott, diewyl ouch das kind von ei-
nem tag nit ist on anhang der angebornen sünd und
dem fluch Ade underworffen, ist unser demütig bitt
zu dir, o lieber Vatter, du wöllist ansähen din barm-
hertzigkeit und dises kind, das da ist din Creatur,
durch Christum, dinen Sun, begnaden und teilhaff-
tig machen des heiligen pundts, den du hast mit
dinem volck und mit dem Heiligen geist in warem
glouben, sin hertz versichern, uff das die innerliche
reinigung und widergeburt des geists warlich durch
den usserlichen touff bedütet werd, und das es also
in den tod Christi getoufft werd, mit im begraben
und durch in von den todten uferweckt sey40, zu lob
diner herrligkeit und zu gutem dem nächsten,
Amen. IA 7vI
Nun wöllend wir im das zeichen des h. Tauffs mit-
teilen und es damit erkennen als ein miterben der
verheissung Christi unnd ein mitglid in dem lyb
oder kirchen Christi, im zu einer erinnerung, so es zu
sinen tagen komme, das es ein Christ sey und fürter
nit der wült, sonder Gott dienen sölle.
Ir begärend, daß diß kind getauffet werde?
Antwort: Ja.
So wüssend, das der tauff ein zeichen sey des
Christenlichen Glaubens, welcher also lutet:
Ich gloub in Gott vatter, den allmächtigen, der er-
schaffen hat himmel und erden, Und in Jesum Chri-
stum, sinen eingebornen Sun, unsern Herren, Der
32 Paten.
33 Vgl. 1Kor 3,16 und 6,19.
34 Vernachlässigen, s. Grimm, DWb 25, Sp. 1045.
35 Adams.
36 Anklage, s. FWb 1, Sp. 1460-1462.
37 Vgl. 1Petr 1,3.
38 Folgsam, gehorsam, s. FWb 6, Sp. 465f.
39 Vgl. Off 3,5; 20,12.15.
40 Vgl. Röm 6,3-4.
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Diß, lieben fründ, wirt eüweren Kinden, so sy zu
iren tagen kommen, von nöten syn. Darumb, |A 6v|
ir gevätter32, sind daran, damit diß Kind durch eüch
und sine elteren uff das fürderlichest in dem Chri-
stenlichen glouben underricht unnd dahin gehalten
werde, das es nit den tempel sines lybs, in dem der
Heilig geist wonen sol33, mit einem sündigen läben
beflecke. Leerends, das es Gott förchte, liebe und
diene. Ermanend es, das es flyssig das wort Gottes
höre und dem nach läbe, halte die demut, absündere
sich nit von Christlicher gemeind, beschäme sich nit
des crützes und vervolgung, so von der warheit oder
Christen gloubens wegen entston möcht, sonder in
hoffnung des ewigen läbens, in Christlicher bekant-
nuß und läben verharre biß an das end. Das lassend
eüch umb Gottes willen ernstlich befolhen syn.
Dann es ist ye ein grosses, die Kind versumen34 und
in inen die sünd in der jugend lassen ynwurtzlen.
Nun aber yetz zemal angesehen, das wir all in der
überträttung Ade35, unsers ersten vatters, kommen
sind in so harte gfencknuß der sünd, also das der
böß geist grossen gewalt und ansprach36 wider uns
hat, als wider die Kinder des zorns, wo unns Gott,
der vatter, durch den verdienst unsers Herren Jesu,
sines eingebornen suns, nit widerumb begnadet und
durch den selbigen geist nit wider gebirt37, dann wir
sölchs uß unseren krefften nit vermögend.
Darumb söllend wir Gott ynbrünstigklich anrüf-
fen, das aller Christen kinder und ouch diß gegen-
wirtig Kind sölicher gnaden teilhafftig sey und blyb,
das es von der gefencknuß gefryet [A 7r| und fürthin
gevölgig38 werd dem Heiligen geist, der es erlüchte
von den angebornen finsternussen mit Gottsäligem
glouben unnd erkantnuß Christi und ynbrünstig
mach in warer liebe Gottes, in welcher liebe, so es zu
sinen tagen kumpt, die frucht unnd werck des geists
unnd nit des fleischs erschyne. In sonderheit yetzt
wöllind Gott trüwlich bitten, so ich das Kind mit
dem wasser touff unnd nimm in die zal der Christen,
das es by im yngeschriben sey in dem buch und in
der zal der ußerwelten39, damit es warhafftig gezelt
und genennt werd ein glid und kind der Christen-
lichen gemeind. Söliches zu erwerben, sprechend mit
andacht:
Vatter unser.
Der Herr sey by eüch.
Lassend uns bätten:
Almächtiger Gott, diewyl ouch das kind von ei-
nem tag nit ist on anhang der angebornen sünd und
dem fluch Ade underworffen, ist unser demütig bitt
zu dir, o lieber Vatter, du wöllist ansähen din barm-
hertzigkeit und dises kind, das da ist din Creatur,
durch Christum, dinen Sun, begnaden und teilhaff-
tig machen des heiligen pundts, den du hast mit
dinem volck und mit dem Heiligen geist in warem
glouben, sin hertz versichern, uff das die innerliche
reinigung und widergeburt des geists warlich durch
den usserlichen touff bedütet werd, und das es also
in den tod Christi getoufft werd, mit im begraben
und durch in von den todten uferweckt sey40, zu lob
diner herrligkeit und zu gutem dem nächsten,
Amen. IA 7vI
Nun wöllend wir im das zeichen des h. Tauffs mit-
teilen und es damit erkennen als ein miterben der
verheissung Christi unnd ein mitglid in dem lyb
oder kirchen Christi, im zu einer erinnerung, so es zu
sinen tagen komme, das es ein Christ sey und fürter
nit der wült, sonder Gott dienen sölle.
Ir begärend, daß diß kind getauffet werde?
Antwort: Ja.
So wüssend, das der tauff ein zeichen sey des
Christenlichen Glaubens, welcher also lutet:
Ich gloub in Gott vatter, den allmächtigen, der er-
schaffen hat himmel und erden, Und in Jesum Chri-
stum, sinen eingebornen Sun, unsern Herren, Der
32 Paten.
33 Vgl. 1Kor 3,16 und 6,19.
34 Vernachlässigen, s. Grimm, DWb 25, Sp. 1045.
35 Adams.
36 Anklage, s. FWb 1, Sp. 1460-1462.
37 Vgl. 1Petr 1,3.
38 Folgsam, gehorsam, s. FWb 6, Sp. 465f.
39 Vgl. Off 3,5; 20,12.15.
40 Vgl. Röm 6,3-4.
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