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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0294
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Mülhausen

Es sol ouch ein yeder mitgenoß des Herren tisch
in im selbs brüfen, das in sölicher glouben unnd ver-
truwen zu Gott trybe yetzt zu einem |B 1rI nüwen,
Gott forchtsamen, Christlichen läben. Deßglychen
wirt hie bezügt, das wir vereinbaret46 seyend in den
geistlichen lyb Christi und also ungetrennt von siner
kirchen oder gemeind, so in einigkeit des gloubens
begriffen. Und ist innhalt unsers gloubens sölicher:
Ich gloub etc. Such davornen am achten blatt
A47.
Hie singt oder spricht man den Glouben.
Lieben Christen, in sachen des gloubens söllend wir
uns der articklen benügen und niemant, der söliche
gloubt, frävenlich urteilen. Es söllend auch uns
die allein verbannet syn, die das wort Gotts zu flie-
hen und zu bannen befilcht: nemlich Abgötterer,
Gottslesterer, verachter des worts Gottes unnd der
heiligen Sacramenten, des Tauffs und des Herren
Nachtmal, Verflücher irer elteren, Ungehorsame irer
oberkeit und so den iren zinß und zoll zugeben sich
widersetzend, Todschläger oder die iren nyd nit ab-
stellend, Mutwillig krieger, dieb, röuber, wucherer,
die mit irem müssiggang dem nächsten über-
lägen48, Hurer, eebrecher, trunckenböltz, falschzun-
gen und undertrucker der gerechtigkeit49. Wär söl-
che sind und nit darvon abstond, die wöllind hie der
gmeinschafft still ston. Wo aber einer in sölchen
lasteren begriffen50 wurde, der wölle brüderliche
straaff in gutem ufnemmen und, so er ein gemeind
geergert, sich mit einem nüwen läben mit deren ver-
sünen.
Sittemal51 aber wir alle Sünder sind52, damit wir
dester baß und andächtiger bät- |B 1vIten und die
Sacrament empfahen, wöllend wir unser sünd un-

serm Herren Gott und vatter erzellen und klagen:
O Almächtiger Gott unnd himmelischer Vatter,
wir armen sünder bekennend, das wir von unser
kindtheit an biß uff die stund gesündet habend in
überträttung diner gebotten, in bösen gedancken,
worten, willen und wercken, auch in grossem un-
glauben unnd undanckbarkeit, also das wir nit wir-
dig sind, unsere ougen in himmel ufzuheben oder
dine kinder genennt zewerden. Wir bittend dich, du
wöllist uns durch din barmhertzigkeit unnd durch
die eere dines namens zu gnaden mit verzyhung un-
serer sünd nemmen.
Herr erbarm dich. Christe erbarm dich. O Herr
erbarm dich unnd biß53 uns gnädig und barmhertzig.
Hörend unseren trost:
Der barmhertzig Gott hat in dise wält sinen ein-
gebornen sun gesandt, uns zu einem gewüssen un-
derpfand siner gnaden54, dann sin Sun als ein un-
schuldig lamb geopffert ist, für unns gnug gethon
und unser sünd getragen hat55, damit, welicher in
unseren Herren Jesum glaubt, nit verdärbe, sonder
erlange verzyhung aller sünden und das ewig
läben56. In sölichem glauben und verheissungen ver-
trüwend wir gelediget und gefryet werden von allen
sünden. Deß sey lob dem vatter und dem sun und
dem h. geist, Amen.
Wo man nit singt die Psalmen hernach, so spricht
man: Uß tieffer not etc.57: |B 2r|
Us der tieffe rüff ich, Herr, zu Dir.
Herr, höre min stimm. Laß dine oren mercken uff
die stimm mines flehens.
So du wilt achthaben uff missethat, Herr, wär wirt
beston?

46 Vereinigt, s. Grimm, DWb 25, Sp. 273. 50 Ertappt, ergriffen, s. FWb 3, Sp. 653f.
47 S. 272f. 51 Weil.
48 Zur Last fallen, s. Grimm, DWb 23, Sp. 383. 52 Vgl. Röm 3,23.
49 Vgl. dazu die neutestamentlichen Lasterkataloge: Mk 53 Sei.
7,21-22; Lk 18,11; Röm 1,29-31 und 13,13; 1Kor 5,10-11 54 Vgl. Eph 1,14.
und 6,9-10, 2Kor 12,20-21; Gal 5,19-21; Eph 5,3-6;Kol 55 Vgl. Joh 1,29. ■
3,5-9; 1Tim 1,9-10; 2Tim 3,2-4; Tit 1,7 und 3,3; 1Petr 56 Vgl. Joh 3,16.
2,1 und 4,3.15. 57 Ps 130 (der VI. Bußpsalm). Vgl. oben S. 270.

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