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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0298
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Mülhausen

O Herr, bespreng also mit dinem blut unsere hert-
zen, das wir als danckbare fürthin nit uns selbs
suchind, aber74 din lob, nit uns, aber dir läbind, und
seyind warlich din und diner knech- |B 6r| ten diener
unnd dir yngelybt als die glider75, so durch din blut
gereiniget und erlößt sind. Darumb wir auch nun
söliche gutthät unserer erlößung mit dancksagung
begärend zeprysen und yngedenck zesyn, wie sy uns
in dem bruch des Herren nachtmals zübedencken
befolhen sind. Das wöllet nun mit erhöchtem gemüt
als in dem angsicht Christi und siner engel beden-
cken.
Hörend die wort von deß Herren Nachtmal:
Der Herr Jesus, in der nacht, in welcher er verraten
ward, hat genommen das brot und mit dancksagung
gebrochen unnd gesagt: Nemend, ässend, das ist
min lyb, der für eüch gebrochen wirdt. Das thund
minen zu gedencken. Deßglychen, als das Nachtmal
geschehen was, hat er auch das trinckgeschirr ge-
nommen und gesagt: Diß trinckgeschirr ist das Nüw
testament in minem blut, welchs für eüch und vil
vergossen wirt zu vergäbung der sünden. Das
thund, so offt ir trinckend, in min gedächtnuß.
Dann so offt ir essend diß brot und trinckend diß
tranck, verkündend den tod des Herren, biß er kom-
met76.

Damit aber unser dancksagung Gott dester
angnämer sey, wöllend wir mit einander in Christ-
licher lieb unsern himmelischen Vatter anruffen:
Lassend uns bätten:
Vatter unser, der du bist in himmeln. Geheiliget
werde din namm. Zukomme uns din |B 6vI rych. Din
will der geschäch uf erden wie im himmel. Unser
täglich brot gib uns hüt. Unnd vergib uns unser
schuld, als und wir vergäbend unseren schuldneren.

Und nit ynfür uns in versuchung, Sonder erlöß uns
vom bösen. Dann din ist das rych und die krafft
unnd die herrligkeit von ewigkeit zu ewigkeit,
Amen77.
Ein yeder, so die Sacrament empfahen wil, sey be-
wäret by im selbs78, damit er das urteil nit emp-
fahe79, dann Gott wil ein heilig dapffer volck haben.
Darumb on gleyßnery80 bezügend Christliche liebe
und einigkeit.
Nun kommend unnd essend von dem brot deß Her-
ren und trinckend uß sinem kelch.
Der des Herren brot gibt, sagt:
Din glaub in das sterben des lybs Christi erhalte
dich in das ewig läben.
Der des Herren kelch gibt, sagt:
Din glaub in das vergiessen des bluts Christi
sterck dich in das ewig läben.
In mittler zeit singt man ein Psalmen oder zwen, biß
yedermann zugangen ist. Nach dem spricht er ein
gebätt:
Der Herr sey mit uns.
Lassend uns bätten:
Verlyche uns, barmhertziger Gott, das wir allzyt
ynngedenck seyind der gutthat des sterbens unnd
lydens unsers Herren Jesu, also |B 7r| das wir in ei-
nem unschuldigen läben dir wol gefallind, in einem
waren glouben dir anhangind, auch in rechtgeschaf-
fener liebe von diner heiligen gemeind unns nimmer
abtrennen lassind, durch Jesum Christum, unsern
Herren.
Der beschluß mit dem Psalmen: Es wöll uns Gott
gnädig syn81:

74 Sondern.
75 Vgl. 1Kor 12,18.
76 1Kor 11,23-26.
77 Mt 6,9-13.

78 Prüfe sich selbst, s. oben Anm. 44.
79 Vgl. 1Kor 11,28-29.
80 Heuchelei, Falschheit, s. FWb 6, Sp. 2352f.
81 Es folgt Ps 67.

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