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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0302
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Mülhausen

Din gloub in das vergossen blut erhalte dich in
das ewig läben.
Lieber bruder oder schwester, hie hast du dich be-
zügt, das du syest ein glid des lybs Jesu. Darumb
biß yngedenck, das wär im yngelybt ist, hat gewüß
das ewig läben.
Zu end, so die Sacrament nit empfahend oder emp-
fahend:
Biß wol yngedenck der gnädigen verheissung
Gottes, die uns Gott so manigfaltig ver- |C 3r| heis-
sen hat durch die Propheten unnd Apostel, das den
glöubigen das ewig läben zugesagt unnd das sy am
jüngsten tag werdend uferston, nit zu einem zer-
störlichen, aber105 ewigen läben, unnd Gott von an-
gesicht zu angesicht ansehen106, zugesellet allen hei-
ligen und ußerwelten Gottes.
Laß nit uß diner gedächtnuß, wie Christus für
uns so eins bitteren, schmächlichen, schmertzlichen
tods gestorben, und bitt im grund dines hertzens,
das sölich sin aller krefftigst und gnügsamest ver-
dienst in der stund dines abscheids zwüschend diner
seel und siner gerechtigkeit gesetzt werde. Ja, gloub
gentzlich für din sünd genugsam gelitten unnd
durch Christum dir die wonung des ewigen liechts
und fröud bereitet syn107. In sölicher hoffnung
sterck din hertz unnd din geist; und din willen setz
in die hend Gottes. Der da uß nichten hat erschaffen
himmel unnd erden, der wirt ouch dem menschen,
der zu siner bildtnuß erschaffen108 und durch sin Sun
erlöset, behalten109, das er nit verdärb. Christus, der
crütziget ist, sey dir ein gnugsame versicherung aller
der verheissung. Gott, der Herr, sterck dich und
verlyhe dir, ritterlich zu fächten wider alle anfech-
tung und zu sigen und verharren im glouben.
Der Herr sey by dir, beschirm dich vor allem
übel unnd erfüll dich mit allem guten in ewigkeit,
Amen.

105 Sondern.
106 Vgl. 1Kor 13,12.
107 Vgl. Joh 14,2.

Von dem lyden Christi: Lectiones uß den Propheten
und Evangelisten. Item liß das LIII. capitel Esaie
durch uß110. |C3v
Von der Kranckeit: Paulus II. Corinth. am funfften
[14-21]:
Die liebe Christi tringt uns also, Dann wir haltend
das, so einer für alle gestorben, so sind sy all gestor-
ben. Und Christus ist darumb für alle gestorben, uff
daß die, so da läbend, nit inen selbs, sonder dem, der
für sy gestorben und uferstanden ist. Darumb, von
nun an kennend wir niemand nach dem fleisch; und
ob wir auch Christum kennt habend nach dem
fleisch, so kennend wir ihn doch yetz nit mehr. Dar-
umb, ist etwan ein nüwe, so ist das alt vergangen.
Sihe, es ist alles nüw worden. Aber das alles von
Gott, der uns mit im selbs versünet hat durch Jesum
Christum und uns geben das ampt, das die
versünung prediget. Dann Gott was in Christo und
versünet die wält mit im selber und rechnet inen ire
sünd nit zu unnd hat under uns ufgericht das wort
von der versünung. So sind wir nun bottschafften an
Christus statt, als vermanete Gott durch uns. So
bittend wir nun an Christus statt: Werdend
versünet mit Gott. Dann er hat den, der kein sünd
wußte, für uns zur sünd gemacht, uff das wir wur-
dind in ihm die gerechtigkeit, die vor Gott gilt.
Der LXXXVI. Psalm Davids:
Herr, neig din or unnd erhör mich, dann ich bin
ellend und arm.
Bewar min seel, dann ich bin heilig. Hilff du, min
Gott, dinem Knecht, der sich uff dich verlaßt.
Herr, sey mir gnädig, dann ich rüff täglich zu dir.
|C 4r|
Tröst die seel dines knechts, dann, Herr, zu dir heb
ich min seel.
Dann du, Herr, bist gut und gnädig, von grosser
güte allen denen, die dich anrüffend.

108 Vgl. 1Mos 1,27. ■
109 Bewahren.
110 Vollständig, s. Grimm, DWb 2, Sp. 1583f.

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