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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0306
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Mülhausen

Christliche Fragstuck, nit allein für die jungen kinder,
sonder auch für die alten und ungeleerten lüt,
fast13 nutzlich und notwendig

Fragen über den Touff
[Der I.Sonntag]14
αFrag: Bist du ein Christ?
Antwort: βJa, Gott sey lob.
γFrag: Wenn hast du angefangen ein Christ syn?
Ant.: δAls bald, wie ich geboren und getoufft bin.
[II. Sonntag]
εFrag: Machet dann der touff ein Christen?
Ant.: ζEr ist als ein thür zu Christenlichem
wäsen.
Frag: Was geschicht dann, wenn das Christlich
wäsen anhebt?
Ant.: In dem Touff bin ich widergeboren, und
die widergebornen sind Christen.
Frag: Vermag das wasser sovil?
Ant.: ηNit schlächtlich15 das wasser, sonder das
wasser deß Touffs.
Frag: Wie das?
Ant.: Es hat das wort unnd den Herren Chri-
stum, welcher würckt in bysyn deß worts durchs
wasser. [A 4v|

α Christenmensch.
β Act. 11 v. 26.
γ Geburt und widergeburt.
δ Joan. 3 v. 3.4.5.
ε Tauff.
ζ Rom. 6 v. 3 / Galat. 3 v. 27 / Tit. 3 v. 5.
η 1. Pet. 3 v. 20.
θ Eph. 5 v. 26. Erbsünd.
ι Rom. 6 [Druck: 7] v. 3 / Matth. 12 v. 45.
κ Rom. 6 v. 13.19 / Ephes. 5 v. 11 /1. Pet. 5 v. 6 / Matth. 6
v. 13.
λ Verharrung im Glouben.
μ Philip. 1 v. 6.

[III. Sonntag]
Frag: Was würckt er?
Ant.: θEr macht ein nüwen menschen, dann er
reiniget von der erbsünd, die ein brunn und aader ist
aller üblen.
Frag: Ists war, das du sagst, warumb fallend dann
die gewachßnen wider in die sünd? Der brunn ist
frylich nit wol ußgeschöfft?
Ant.: 'Die schuld wirt abgewäschen und nit der
präst16. Darumb, es sey dann sach, daß wir wider-
standind durch den glouben Christi, so fallend wir
uß trib deß prästens widerumb, und so wir blibend
in der unbußfertigkeit, werden wir verdampt.
Frag: Warumb laßt es Gott also nach?17
Ant.: κDaß wir unser läbenlang mit der sünd
strytind und mit dem tüfel, der sünd urheber, dar-
zwüschend aber den Herren on underlaß anrüffind
und im stäts anhangind.
[IIII.Sonntag]
λFrag: Wilt du ein Christ bliben?
Ant.: μJa, mit der gnad Gottes.

13 Sehr.
14 Die Angabe der Sonntage, an denen die einzelnen Stücke
des Katechismus behandelt werden sollen, stehen wie die
Bibelstellen und die Inhaltsangaben jeweils am Rand des
Drucks, sind um der Übersichtlichkeit willen hier aber
aus dem Marginalapparat in den Text hineingenommen
worden (eckige Klammern und Kursivdruck).
15 Einfach, bloß, s. Grimm, DWb 15, Sp. 543f.
16 Eigentlich Mangel, Fehler, aber auch Erbsünde, s. Idio-
tikon 5, Sp. 839f. (s.v. bresten). Das Wort prästen spielt
in der Theologie Zwinglis eine große Rolle.
17 Nachlassen = gestatten, zulassen, s. Grimm, DWb 13,
Sp. 86.

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