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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Dörner, Gerald [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0312
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Mülhausen

Das nündt Gebott:
γDu solt kein falsche zügnuß reden wider dinen
nechsten.
Das zähend Gebott:
δDu solt dich nit lassen gelusten di- |B 2r| nes
nechsten huß, dines nechsten Eewybs, siner diensten
oder vychs, nach alles deß, das dines nechsten ist,
solt du nit begären.
Summa aller gebotten:
Du solt den Herren, dinen Gott, lieb haben uß
gantzem dinem hertzen, uß gantzer diner seel, uß
gantzem dinem gemüt und uß allen dinen krefften.
Dises ist das fürnämist und gröst gebott.
Das ander dem glych:
Hab lieb dinen nächsten als dich selbs.
In disen zweyen gebotten hanget das gantz gesatz
und alle Propheten. Matth. 22b [37-40].
[XXII. Sonntag}
εFrag: Wie werdend dise gebott geteilet?
Ant.: In zwo taflen: Die erst hat vier gebott, die
on mittel Gott zugehörend. Die ander hatt sechse,
die gehörend zum näbend menschen.
Frag: Es dunckt mich ein hüpsche ordnung syn in
beyden taflen, weists?
Ant.: ζJa, Dann in der ersten, da gebotten wirt,
man sölle nit frömbde götter haben, wirdt zum er-
sten das hertz, denn der mund und zuletst das werck
zu deß hertzen bewärung erforderet.
Frag: Du redst waar. Wie in der anderen?
Ant.: ηWie die liebe gegen dem nächsten wirt ge-
γ Deut. 19 v. 15.
δ Rom. 7 v. 7.
ε Zwo taflen der gebotte Gottes.
ζ Von der liebe gegen Gott, dem Herren.
η Von der liebe gegen dem nechsten.
θ Verbott bösen begirden.
ι Rom. 7 v. 7.
κ Erfüllung der gebotten. Mat. 5 v. 20.21 / Matth. 5
v. 8.9.
λ Esa. 29 v. 13.

botten, geschicht der anfang an Vatter |B 2v| unnd
müter, welchen nach Gott nüt sol vorgehalten wer-
den. Bald wirt verbotten wys und form, yemants zu
verletzen, unnd hebt an den grusamisten an unnd
kompt als durch stafflen29 an die understen. Voruß
ist die verletzung deß läbens, demnach der Eefrou-
wen oder Eemans, zum dritten deß guts und zum
vierdten deß lümbdens30.
Frag: Ist nit noch ein gebott überig?
Ant.: θJa, das von den bösen gelüsten.
Frag: Wie das?i
Ant.: ιDaß wir wüssend, daß wir nit nun31 allein
mit dem werck sündend, sonder ouch mit der be-
gierd.
κFrag: Helt man ouch die Zähen Gebott, wo man sy
allein eüsserlich thut, so man nit stilt, noch die Ee
bricht?
Ant.: λNein, Gott wil zuvorab das hertz han.
[XXIII. Sonntag]
Frag: Wir ist ein abgötterer?
Ant.: Der etwas lieber hat dann Gott; das ist sin
abgott.
[XXIIII. Sonntag}
Frag: Was wil Gott im anderen Gebott?
Ant.: μEr verbütet uns, daß man inne gar nit
verbilde32, ouch kein andere bildtnuß mache zu ei-
nem Gottesdienst. Dann er sye der rächt Herr unnd

μ Deut. 4 v. 15.16.17.18 / Isa. 40 v. 18 / Act. 17 v. 29 /
Rom. 1 v. 25 / 1. [Druck: 2.] Cor. 8 v. 4.
b Druck: 21.
29 Stufen, Grade, s. FWb 11, Sp. 23f.
30 Leumunds, s. Idiotikon 3, Sp. 1273.
31 Nur, s. GRiMivr, DWb 13, Sp. 995.
32 Bildlich darstelle, in plastische Form bringe, s. Idiotikon
4, Sp. 1200; Grimm, DWb 25, Sp. 114.

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