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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0316
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Mülhausen

huß, hußradt, ja ouch fromme Oberkeiten, ein from-
me hußfrouw, fromme kind, gutte verwandten und
fründ, frid, ein gesunder stand deß gemeinen Regi-
ments, wyßheit, erbarkeit, gsundtheit unnd was
derglychen. |B 5v|
Frag: Dütet41 brot dise ding alle?
Ant.: αEs dütet den Hebreeren narung und uf-
enthaltung42 (als ich bin geleert worden43) und da-
här die anderen ding alle, wie ichs erzelt hab.
Frag: Warumb thust du härzu: Täglich?
Ant.: Daß wir diser ding täglich bedörffen.
Frag: Warumb sprichst du: hüt?
Ant.: βZu düten, daß wir alle tag also bitten söl-
lend.
γFrag: Mag dise bitt nit auch verstanden werden
von dem geistlichen brot, weliches Christus ist oder
das wort deß Evangeliums?
Ant.: Ja, es mag, wie etlich meinend. Ich bin
aber also geleert, daß ich wüßte, daß ouch zytliche
ding uns von im gegeben werdend, nach dem doch
das himmelisch brot in der ersten bitt begert ist.
[XLII. Sonntag]
δFrag: Was bittest du in der fünfften?
Ant.: εEtwas grosses, Namlich die frucht deß
Evangeliums, ablaß der sünden.

ζFrag: Warumb thust du nit lieber gnug für dine
sünd?
Ant.: ηIch vermags nit, so schwach bin ich. Ich
hab ein gifft getruncken, welches lyb und seel also
geschwecht hat, daß sy aller krafft, die sünd hinweg
zethun, mangelnd. Und söliches, wie ichs bekenn,
unnd über das vertrüw der güte deß vatters, bitten
ich ablaß durch Christum.
θFrag: Du sprichst ouch: Als wir vergäbend. War-
umb das? |B 6r|
Ant.: ιSo ists offenbar, daß mir nit vergäben
wirt, ich vergäbe dann ouch minem nächsten.
[XLIII. Sonntag]
κFrag: In der sechsten, was bittest?
Ant.: xDie welt ist voller versüchungen von dem
lusterer44, dem tüfel. Es sye dann, daß uns der him-
melisch vatter schirme, so mögend wir deß tüfels
strick nit entgon. Und darumb bitt ich, wenn er uns
ouch biß zu den versuchungen gefürt werden laßt,
daß er uns doch nit lasse hinyn gefürt werden, das
ist, von inen überwunden.
[XLIIII. Sonntag]
μFrag: In der sibenden?
Ant.: νDer tüfel ist böß unnd die sünd böß. Es
sind ouch böse ding, die dem leyb zufellig45. Von de-

a Psal. 145 v. 15.16 / Matth. 6 v. 31.32 / 1. Tim. 6 v. 8.
β Luc. 18 v. 1.
γ Das geistlich brott. Joan. 6 v. 35.
δ 5. Verzyhung der sünden.
ε Gal. 2 v. 16.17.
ζ Wir könnend nit für die sünd genug thun.
η Luc. 17 v. 10 / Rom. 7 v. 23 / 1. Tim. 1 v. 15.16.
θ Im glöubigen gebätt erzeigt sich die liebe.
ι Matth. 6 v. 14 / Marc. 11 v. 25.
κ 6. Daß uns die versuchung nit überwinde.
λ Matth. 4 [v. 1—11] / Matth. 26 v. 41 / 1. Cor. 10 v. 13.
μ 7. Worvon uns Gott erlösen sölle.
ν 1. Petr. 5 v. 8 / 2. Tim. 2 v. 22.

41 Bedeutet, s. Idiotikon 13, Sp. 2094f.
42 Lebensunterhalt, s. FWb 2, Sp. 373f.
43 Das hebräische להם besitzt als Substantiv die Bedeutung
„Brot“ und „Speise“ (von Menschen und Tieren) sowie
als Verb die Bedeutung „essen“ (s. Ps 23,1).
44 Lusterer bzw. lausterer bezeichnet den „heimlichen Lau-
scher“; das Wort l(a)usteren hat neben der Bedeutung
„(heimlich) lauschen“ aber auch die Bedeutung „jeman-
den heimlich ins Ohr raunen“ bzw. „einflüstern“, s.
Grimm, DWb 12, Sp. 361f.; Idiotikon 3, Sp. 1480f.
45 Zugehörig sind, s. Grimm, DWb 32, Sp. 350.

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