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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Dörner, Gerald [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0331
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Einleitung

„Vierzehner“)30. Gegen die Bevormundung durch das Kloster kam es 1333 zu einem Aufstand der Hand-
werker, in dessen Verlauf der Abt für kurze Zeit zum Verlassen der Stadt gezwungen wurde31.
Nicht zuletzt zum Schutz des eigenen Handels engagierte sich Weißenburg sehr früh in verschiedenen
regionalen Zusammenschlüssen. So gehörte es 1247 zum Oberrheinischen Städtebund und schloß sich 1254
auch dem Rheinischen Städtebund an. 1278 ging es ein Bündnis mit den Städten Colmar, Schlettstadt und
Hagenau ein. Mehrfach war es an Landfrieden beteiligt, so in den Jahren 1366 und 1373. Nach dem ersten
trat Weißenburg 1381 auch dem zweiten Rheinischen Städtebund bei. Wegen des Konfliktes mit der Kur-
pfalz wurde es 1488 schließlich Mitglied des Schwäbischen Bundes, schied aber ähnlich wie Straßburg nach
1512/13 wieder aus. Der für Weißenburg wichtigste regionale Zusammenschluß war aber die Dekapolis. Die
Stadt bildete dabei den Abschluß des Bundesgebiets nach Norden hin, bis sich im Jahr 1521 Landau der
Dekapolis anschloß. Durch den Beitritt Landaus und das Ausscheiden Mülhausens (1515) verschob sich der
Schwerpunkt der Dekapolis insgesamt nach Norden32.

B. Kirchen und Klöster
Kirchlich gehörte Weißenburg zu dem sich auf beiden Seiten des Rheins erstreckenden Bistum Speyer.
Während der Reformationszeit verlor die Diözese fast zwei Drittel ihrer Kirchen und ihres Vermögens33.
Die Stadt Weißenburg besaß zwei Pfarreien: die ältere Pfarrei St. Johann und die jüngere St. Michaels-
pfarre, die zugleich die Seelsorge in den Orten Schweigen und Weiler ausübte. Beide Pfarrkirchen waren der
Abtei inkorporiert; die Ernennung der Pfarrer und Kapläne lag somit in den Händen des jeweiligen Abtes
des Klosters Weißenburg34.
Außerhalb der Stadt auf dem Stephansberg befand sich das 1020 von Abt Liuthard gegründete Stift
St. Stephan mit 12 Kanonikaten. Bei der Umwandlung der Abtei in ein Kollegiatstift im Jahr 1524 wurde
St. Stephan diesem inkorporiert. Als erster Orden ließen sich 1214 die Deutschherren in Weißenburg nieder;
1251 siedelte sich mit den Johannitern dann ein zweiter Ritterorden an. Von den Mendikanten gründeten
zunächst die Franziskaner 1252 einen Konvent in Weißenburg; es folgten 1279 die Augustinereremiten und
1288 die Dominikaner. Von den Frauenorden finden die Dominikanerinnen 1246 Erwähnung. Nur kurze
Zeit scheint ein Kloster der Reuerinnen in der Stadt bestanden zu haben (um 1260). Anfangs des 14. Jh.
siedelten die Dominikanerinnen von Marienbronn nach Weißenburg über35.
Mit der Einführung der Reformation leerten sich die meisten Konvente. Das von den Mönchen aufge-
gebene Augustinerkloster wurde 1526 vom Propst des Stiftes erworben und später an das Spital geschenkt.
Die Gebäude des Franziskaner- und des Dominikanerklosters kaufte die Stadt. Im Franziskanerkloster
richtete sie Kaufläden ein, während das Dominikanerkloster von 1553 an als Spital verwendet wurde36.

30 Vgl. Eyer, Wissembourg, S. 21f.; Weigel, Wissem-
bourg, S. 79f.
31 Vgl. Eyer, Wissembourg, S. 20f.
32 Vgl. Weigel, Wissembourg, S. 73-75.
33 Vgl. Gatz, Bischöfe, S. 832f.
34 Vgl. Bornert, Monastères II,2, S. 423.
35 Vgl. Eyer, Wissembourg, S. 22-26; Weigel, Wissem-
bourg, S. 76f.; Bornert, Monastères II, 2, S. 423f.; Oc-
tave Rabayoie Landsmann, Die Kirchen, Ordens-

häuser und Hospitäler der Stadt Weißenburg ohne die
Benediktinerabtei, in: Vierter Jahresbericht des Vereins
zur Erhaltung der Altertümer in Weissenburg und
Umgebung (1909), S. 47-64; Luzian Pfleger, Zur
Geschichte des Weissenburger Dominikanerklosters, in:
Neunter Jahresbericht des Vereins zur Erhaltung der
Altertümer in Weissenburg und Umgebung (1913),
S.135-139.
36 Vgl. Adam, Kirchengeschichte Elsaß, S. 388.

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