2. Zuchtordnung 1613
Von dem Zu und Voll Trinken
Und dieweil auß dem sehr schädlichen unnd Viehi-
schen Laster des zu- und volltrinkens, wie man es
leider täglich sihet unnd erfahren thut, viel uppig-
keit, ubel und unrath29, alß das grewlich Gotts-
lestern, Schwehren, Mordt, Todtschlag, Ehebruch
und andere dergleichen schandliche und verderbli-
che Sünden entstehen und entspringen, Dadurch
dann gleicher gestalt der Barmherzig Gott zu gro-
ßem Zorn über uns alle bewegt, auch gewisse sehr
erschreckenliche Straffen und Verderbens in seinem
heyligen Wort durch die heyligen Propheten, und
sonderlich Jesaiam am fünfften Capitel [11-12], fur-
bildet und betrawet30, So ist derhalben gleicher ge-
stalt an alle und jede unsere Burger, Hindersässen,
Zugehörige und Verwandten unser, deß Rhats,
ernstliche, getrewe Christliche und Vätterliche War-
nung und vermahnung, daß ihr euch alle sampt und
sonders solches unchristlichen und schandlichen
Lasters des Zu- und Volltrinkens gäntzlichen wollen
enthalten.
Dann welcher oder welche hinfüro solches übertret-
ten und darwider handlen sich auff der Gassen,
Zunfftstuben oder anderst, wo es seye, gleich an was
ort das wölle, unehrbar, ungebürlich unnd unzüch-
tig halten würde, der oder dieselbigen sollen, so mit
dem Thurn, so31 an Geld oder anderer gestalt, je
nach der ubertretung, darumb ernstlichen und her-
tiglichd gestrafft werden, Wie dann das auß solchem
Laster herrührende viehische juchtzen, brüllen und
schreyen bey Tag und Nacht auff den Gassen unnd
in den Wurtshäusern, auch Zunfftstuben gäntzlich
bey Thurnstraff verbotten sein solle. Hernach wisse
sich allermenniglichen endlich zu richten und vor
schaden zu verhüten. Und geschicht auch ane dem-
selben allen und jeden neben dem, daß es gewißlich
höhere straff, nach gestalt des verbrechens, habe gegen
den Verbrechern vorzunemmen.
d Abdruck: fertiglich.
29 Schaden, s. Grimm, DWb 24, Sp. 1231.
30 Androht, s. FWb 3, Sp. 425f.
31 So [...] so = entweder [...] oder.
ein Gottgefällig, Christlich werk ist, unser, eines
Rhats, angenemmer, gefälliger will und ernstliche
meinung.
Von Hochzeiten
Wiewol auch wir verschiener zeithero nicht mit ge-
ringen beschwerden und verdruß befunden, das
nicht allein die hievor unsere außgangene, auff allen
Zunfftstuben verlesene und auffgeschlagene Man-
data unnd Verbott, die unordnungen, unnützen und
uberflüssigen Kosten bey und auff den Hochzeiten
belangendt, deßgleichen die von uns darauff gesetz-
te Straffen, verächtlich uberschritten, Sonder,
desses alles unangesehen und unerwogen, solche
mißbräuch, unordnung, uberfluß und unnütz ver-
schwenden täglich und je länger je mehr einreissen,
einwurtzeln und uberhand nemmen wöllen, Derhalb
ist unser, eines Rhats (die es vätterlich und Trewlich
gemeinen32), ernstlicher will, meinung und bevelch,
setzen, ordnen unnd wollen, das so wol bey haltung
der Handstreichen33 als auch bey Hochzeiten aller
uberfluß vermitten und eingestelt werden sollen.
Insonderheit, welcher ein Irten-Hochzeit34 in einem
Würtshauß halten will, der solle, er seye frembd
oder heimisch, nicht mehr dann Sechtzig Personen
an Mann und Frawen, Jungen Gesellen und Jung-
frawen (niemandts außgenommen) laden, Der aber
uber diese Anzahl mehr laden und haben wirdt, jhe
von zehen Personen zwen und von fünff Personen
ein Gulden ohnnachlässig zu erlegen schuldig sein,
Und das Fröhnen der Jungfrawen35, so biß anhero
beschehen, hiemit abgethan und verbotten sein. Es
sollen auch die Ledigen Gesellen oder andere, so auff
ein Irten Hochzeit geladen werden, in kein andere
Herberg oder Würtshaus zu Essen und Trinken ge-
32 Im Sinn haben, meinen, s. FWb 6, Sp. 844f.
33 Das mit einem Essen verbundene Verlobungsfest, s. Wb.
d. elsäss. Mundarten 2, S. 625.
34 Bei der Irtenhochzeit trägt jeder Gast seine Rechnung, s.
Wb. d. elsäss. Mundarten 2, S. 918.
35 Was in diesem Zusammenhang mit dem Fröhnen der
Jungfrauen gemeint ist, ließ sich nicht ermitteln.
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Von dem Zu und Voll Trinken
Und dieweil auß dem sehr schädlichen unnd Viehi-
schen Laster des zu- und volltrinkens, wie man es
leider täglich sihet unnd erfahren thut, viel uppig-
keit, ubel und unrath29, alß das grewlich Gotts-
lestern, Schwehren, Mordt, Todtschlag, Ehebruch
und andere dergleichen schandliche und verderbli-
che Sünden entstehen und entspringen, Dadurch
dann gleicher gestalt der Barmherzig Gott zu gro-
ßem Zorn über uns alle bewegt, auch gewisse sehr
erschreckenliche Straffen und Verderbens in seinem
heyligen Wort durch die heyligen Propheten, und
sonderlich Jesaiam am fünfften Capitel [11-12], fur-
bildet und betrawet30, So ist derhalben gleicher ge-
stalt an alle und jede unsere Burger, Hindersässen,
Zugehörige und Verwandten unser, deß Rhats,
ernstliche, getrewe Christliche und Vätterliche War-
nung und vermahnung, daß ihr euch alle sampt und
sonders solches unchristlichen und schandlichen
Lasters des Zu- und Volltrinkens gäntzlichen wollen
enthalten.
Dann welcher oder welche hinfüro solches übertret-
ten und darwider handlen sich auff der Gassen,
Zunfftstuben oder anderst, wo es seye, gleich an was
ort das wölle, unehrbar, ungebürlich unnd unzüch-
tig halten würde, der oder dieselbigen sollen, so mit
dem Thurn, so31 an Geld oder anderer gestalt, je
nach der ubertretung, darumb ernstlichen und her-
tiglichd gestrafft werden, Wie dann das auß solchem
Laster herrührende viehische juchtzen, brüllen und
schreyen bey Tag und Nacht auff den Gassen unnd
in den Wurtshäusern, auch Zunfftstuben gäntzlich
bey Thurnstraff verbotten sein solle. Hernach wisse
sich allermenniglichen endlich zu richten und vor
schaden zu verhüten. Und geschicht auch ane dem-
selben allen und jeden neben dem, daß es gewißlich
höhere straff, nach gestalt des verbrechens, habe gegen
den Verbrechern vorzunemmen.
d Abdruck: fertiglich.
29 Schaden, s. Grimm, DWb 24, Sp. 1231.
30 Androht, s. FWb 3, Sp. 425f.
31 So [...] so = entweder [...] oder.
ein Gottgefällig, Christlich werk ist, unser, eines
Rhats, angenemmer, gefälliger will und ernstliche
meinung.
Von Hochzeiten
Wiewol auch wir verschiener zeithero nicht mit ge-
ringen beschwerden und verdruß befunden, das
nicht allein die hievor unsere außgangene, auff allen
Zunfftstuben verlesene und auffgeschlagene Man-
data unnd Verbott, die unordnungen, unnützen und
uberflüssigen Kosten bey und auff den Hochzeiten
belangendt, deßgleichen die von uns darauff gesetz-
te Straffen, verächtlich uberschritten, Sonder,
desses alles unangesehen und unerwogen, solche
mißbräuch, unordnung, uberfluß und unnütz ver-
schwenden täglich und je länger je mehr einreissen,
einwurtzeln und uberhand nemmen wöllen, Derhalb
ist unser, eines Rhats (die es vätterlich und Trewlich
gemeinen32), ernstlicher will, meinung und bevelch,
setzen, ordnen unnd wollen, das so wol bey haltung
der Handstreichen33 als auch bey Hochzeiten aller
uberfluß vermitten und eingestelt werden sollen.
Insonderheit, welcher ein Irten-Hochzeit34 in einem
Würtshauß halten will, der solle, er seye frembd
oder heimisch, nicht mehr dann Sechtzig Personen
an Mann und Frawen, Jungen Gesellen und Jung-
frawen (niemandts außgenommen) laden, Der aber
uber diese Anzahl mehr laden und haben wirdt, jhe
von zehen Personen zwen und von fünff Personen
ein Gulden ohnnachlässig zu erlegen schuldig sein,
Und das Fröhnen der Jungfrawen35, so biß anhero
beschehen, hiemit abgethan und verbotten sein. Es
sollen auch die Ledigen Gesellen oder andere, so auff
ein Irten Hochzeit geladen werden, in kein andere
Herberg oder Würtshaus zu Essen und Trinken ge-
32 Im Sinn haben, meinen, s. FWb 6, Sp. 844f.
33 Das mit einem Essen verbundene Verlobungsfest, s. Wb.
d. elsäss. Mundarten 2, S. 625.
34 Bei der Irtenhochzeit trägt jeder Gast seine Rechnung, s.
Wb. d. elsäss. Mundarten 2, S. 918.
35 Was in diesem Zusammenhang mit dem Fröhnen der
Jungfrauen gemeint ist, ließ sich nicht ermitteln.
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