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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0373
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1. Kientzheimer Vertraga
19. März 1575
1575
Küenßheimisch Vertrag. Schwendische Vertrag.

Zu wissen, als sich ettlich zeithero zwischen dem
ehrwürdigen und edlen herren Adam Holtapf-
felln1 und seinem vorfaren Heinrichen von Jestet-
ten2, abbt und convennt deß gottzhuß zu Münster
inn St. Gregorienthal an einem, so dann den ehrsa-
men und weisen, meister und rath derselben statt
und thals Münster anderstheils, vilerhandt irrungen
und spenn haltenb, daher dann der allerdurchleüch-

a Textvorlage A (Handschrift): AM Munster AA 3, Bl.
135v-149v. Textvorlage B (Handschrift): AM Munster
AA 5, Bl. 156r-178r. Abdruck: Ohl, Geschichte,
S.257-281.
b B: erhalten.

1 Adam von Holzapfel (Holsaffel) war in den Jahren
1575-1577 zunächst Administrator des Klosters, bevor
er dann 1577 in den Besitz der Abtswürde gelangte. Vgl.
Ohl, Geschichte, S. 255; Bornert, Monastères II,1,
S. 472.
2 Heinrich von Jestetten wurde bereits als Kind Konven-
tual des Klosters Murbach im Elsaß. Als nach dem Tod
Georgs von Masmünster 1542 Johann Rudolf Stör von
Störenburg zum Fürstabt gewählt wurde, versuchte Je-
stetten sich mit Gewalt in den Besitz der Abtei Murbach
zu bringen, wurde aber gefangengesetzt. Erst 1544 kam
durch die Vermittlung des Kaisers ein Vergleich mit Stör
von Störenburg zustande. Von 1544 bis 1549 findet Je-
stetten Erwähnung als Administrator des Klosters
Hugshofen (Honcourt), von 1556 bis 1561 dann als Abt
des Klosters Neustadt a. Main. In den Jahren 1562-1568
war Jestetten Abt des Klosters Hugshofen. Seine Beru-
fung zum Abt von Münster ging auf habsburgische In-
itiative zurück. 1573 verzichtete er jedoch auf die Abtei
Münster. Ein Jahr später wurde er vom Würzburger Bi-
schof zum Abt des Klosters Banz ernannt. In Banz starb
er am 21. April 1575. Vgl. Ohl, Geschichte, S. 250;
Bornert, Monastères II,1, S. 472; Dieter J.
Weiss, Das exemte Bistum Bamberg 3: Die Bischofs-
reihe von 1522 bis 1693, Berlin 2000 (= Germania sacra
NF 38), S. 194.

tigst, großmächtigst und unüberwindlichst fürst
und herr, herr Maximilianus, der ander dis namens,
Römischer kayser etc.3, unser allergnädigster herr,
uff maister und rath der statt Münster allerunder-
thänigst ansuchen, ein commission4 uf den wolge-
bornen herrn, herrn Lazarum von Schwendi, frey-
herrn zu Hohenlandsperg, Tryburg und Burckheim
etc.5, irer kayserlichen maiestät etc. rath, so dann

3 Zu Kaiser Maximilian II. vgl. das Biogramm unter Ha-
genau, Nr. 1, Anm. 8.
4 Auftrag, Mandat.
5 Lazarus von Schwendi (1522-1584), aus einem nieder-
adeligen Geschlecht Oberschwabens, trat nach Studien
in Basel und Straßburg 1546 in die Dienste Kaiser Karls
V. Auf kaiserlicher Seite nahm er an den Feldzügen ge-
gen den Schmalkaldischen Bund an der Donau und in
Sachsen teil. Nach der Abdankung Karls V. war Schwen-
di mehrere Jahre für Philipp II. von Spanien tätig. 1564
kehrte er jedoch in die Dienste der deutschen Habsbur-
ger und des Kaisers zurück. Nach der Niederlegung der
Hauptmannschaft 1568 entwickelte Schwendi in Denk-
schriften umfassende Pläne zur Verbesserung der mili-
tärischen Schlagkraft des Reiches durch eine neue, auf
den Reichskreisen basierende Wehrverfassung. Er plä-
dierte für eine Loslösung von Spanien und der römischen
Kurie. Auf den Reichstagen und beim Kaiser setzte er
sich für den Religionsfrieden und eine Überwindung der
konfessionellen Gegensätze ein.
1552 wurde Schwendi von Karl V. in den erblichen Rit-
terstand erhoben und mit dem Titel eines kaiserlichen
Hofrats versehen. Im Jahr 1560 erhielt er die Pfand-
schaft über das Schloß und die Herrschaft Burkheim am
Kaiserstuhl. 1563 erwarb er die im Elsaß gelegene Herr-
schaft Hohlandsberg von den Grafen von Lupfen. Für
seine Verdienste als Feldherr in Ungarn ernannte ihn
Maximilian II. 1568 zum erblichen Freiherrn von Hoh-
landsberg. Zu den weiteren Besitzungen Schwendis ge-
hörten Triberg im Schwarzwald und Kirchhofen im
Breisgau.
Vgl. ADB 33, S. 382-401; NDB 24, S. 65f.; BBKL 19,

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