Münster im Münstertal
uff einen ersamen rath der statt Hagenaw6 aller-
gnädigst ußgeenlassen und ire gnaden und sy zu
commissarien, solch spann güetlichen oder rechtli-
chen hinzulegen7 und zu erörtern, verordnet, daß
demnach ihre gnaden und ein ersamer rath gedach-
ter statt Hagenau zu güetlicher hinlegung angereg-
ter spenn beide theil uff Zinstag8, den fünffzehenden
Martii, diß noch lauffenden fünff und sibentzigsten
jars alhier gen Khienßheim9 für ire gnaden und dann
eines ehrsamen raths |136r| erstgedachter statt Ha-
genaw abgeordnete, die ehrnvesten und hochgelehr-
ten herren Philippsen von Gotteßheim und Rochi-
um Botzheim, beide alte stättmeister, und Andream
Schollen, der rechten doctorn, stattschreiber und
syndicum daselbst, vertagt10, und alß sy zu beder-
seits gehorsamlich erschinen und namlichen von we-
gen des gottzhuß Münster der obgemeldt ehrwürdig
herr Adam Holtzapffel, administrator erstgedach-
ten gottzhauß, sampt den auch ehrwürdigen, ehrn-
vesten und hochgelehrten Johann Sitterich, der
recht licentiaten, official des fürstlichen bischoffli-
chen hoffs zu Basell, sodann herren Michael Texto-
ry, beider rechten doctorn, fürstlicher durchlaucht
ertzhertzog Ferdinanden zu Österreich etc. rath und
cammer procurator der regierung zu Enßheim11,
auch herr Georg Streitten, hochgedachter12 fürstli-
cher durchlaucht rath und zinßmeister der landvog-
tey Hagenaw, alß beystender und zugeordnete, so
dann eines ersamen rats der statt Münster abge-
α Pfarrer zu Münster.
S. 1235-1239; RGG4 7, Sp. 1074; Kaspar von Grey-
erz, Un moyenneur solitaire. Lazarus von Schwendi et
la politique religieuse de l’Empire au XVIe siècle tardif,
in: Arnold / Decot, Frömmigkeit und Spiritualtät,
S. 147-160; Thomas Nicklas, Um Macht und Ein-
heit des Reiches. Konzeption und Wirklichkeit der Po-
litik bei Lazarus von Schwendi (1522 - 1583), Husum
1995.
6 Zum Rat der Stadt Hagenau vgl. die Einleitung zum
entsprechenden Kapitel in diesem Band S. 403f.
7 Beizulegen, s. DRW 5, Sp. 1020f.
8 Dienstag.
9 Kientzheim (bei Kaysersberg) gehörte zur Herrschaft
Hohlandsberg; Lazarus von Schwendi besaß hier ein
Schloß.
sandte. Und alß dieselbigen nach eröffnetem tag
und gemachtem eingang zu beederseits ire grava-
mina und streitige puncten in schrifften übergeben
und fürgebracht, auch hinc inde13 ferner mundtlich
der notturfft nach verhört worden, seind dieselbigen
nach lang gepflegter, fleissiger unterhandlung nach-
folgender gestalt durch ire gnaden und erstgedachte
eines ehrsamen raths der statt Hagenaw abgeord-
nete alß kayserliche commissarii in der güte wie
folgt verglichen worden:
[I.] αUnd alß burgermeister und rath der statt Mün-
ster in iren gravaminibus und beschwerdt articuln
erstlich fürbracht, wiewol ein abbt zu Münster in
Sanct |136v | Gregorienthal ye und allwegen beiden
pfarrherren zu Münster und Mülbach, auch dem
schulmeister14, ir gebürende competenz15 entricht
und dasselb nit allein zu zeiten, alß noch die alte
catholische religion zu Münster in übung gewesen,
sonder auch seither, alß maister und rath sampt ge-
meiner burgerschafft alß ein stand des Heiligen
reichs vermög des heylsamen uffgerichten und be-
stätigten religions fridens16 die Augspurgische Con-
fession uf- und angenommen, wie dann die hievor
gewesene zween prelaten, abbt Petroman von Apo-
nex17 und abbt Joachim Breuning18, ohn alle ver-
waigerung gutwillig gethon, daß doch, desselben un-
angesehen, der gewesen abbt Heinrich von Jestet-
ten, nachdem er neülichen zur abbtey19 kommen,
10 Vertagen = „einen bestimmten Tag oder Termin anset-
zen“, s. Grimm, DWb 25, Sp. 1857.
11 Ensisheim.
12 Vorher erwähnter (gemeint ist Erzherzog Ferdinand), s.
DRW 5, Sp. 1113.
13 Hinc inde bzw. hinc et inde = von beiden Seiten.
14 Der Schulmeister in Münster, s. die Einleitung zu Nr. 5,
S. 348f.
15 Mit competenz werden die Einkünfte eines geistlichen
Amtes bezeichnet, s. DRW 7, Sp. 1200f.
16 Gemeint ist der Augsburger Religionsfriede von 1555, s.
dazu auch die Einleitung S. 342.
17 Petermann von Aponnex war Abt des Klosters Münster
in den Jahren 1539-1550. Er starb 1554. Vgl. Bornert,
Monastères II,1, S. 472.
18 Joachim Breuning (Brining) war Abt von 1550 bis 1560.
Dann verzichtete er auf sein Amt. Ebd., S. 472.
19 Abtswürde, s. FWb 1, Sp. 432.
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uff einen ersamen rath der statt Hagenaw6 aller-
gnädigst ußgeenlassen und ire gnaden und sy zu
commissarien, solch spann güetlichen oder rechtli-
chen hinzulegen7 und zu erörtern, verordnet, daß
demnach ihre gnaden und ein ersamer rath gedach-
ter statt Hagenau zu güetlicher hinlegung angereg-
ter spenn beide theil uff Zinstag8, den fünffzehenden
Martii, diß noch lauffenden fünff und sibentzigsten
jars alhier gen Khienßheim9 für ire gnaden und dann
eines ehrsamen raths |136r| erstgedachter statt Ha-
genaw abgeordnete, die ehrnvesten und hochgelehr-
ten herren Philippsen von Gotteßheim und Rochi-
um Botzheim, beide alte stättmeister, und Andream
Schollen, der rechten doctorn, stattschreiber und
syndicum daselbst, vertagt10, und alß sy zu beder-
seits gehorsamlich erschinen und namlichen von we-
gen des gottzhuß Münster der obgemeldt ehrwürdig
herr Adam Holtzapffel, administrator erstgedach-
ten gottzhauß, sampt den auch ehrwürdigen, ehrn-
vesten und hochgelehrten Johann Sitterich, der
recht licentiaten, official des fürstlichen bischoffli-
chen hoffs zu Basell, sodann herren Michael Texto-
ry, beider rechten doctorn, fürstlicher durchlaucht
ertzhertzog Ferdinanden zu Österreich etc. rath und
cammer procurator der regierung zu Enßheim11,
auch herr Georg Streitten, hochgedachter12 fürstli-
cher durchlaucht rath und zinßmeister der landvog-
tey Hagenaw, alß beystender und zugeordnete, so
dann eines ersamen rats der statt Münster abge-
α Pfarrer zu Münster.
S. 1235-1239; RGG4 7, Sp. 1074; Kaspar von Grey-
erz, Un moyenneur solitaire. Lazarus von Schwendi et
la politique religieuse de l’Empire au XVIe siècle tardif,
in: Arnold / Decot, Frömmigkeit und Spiritualtät,
S. 147-160; Thomas Nicklas, Um Macht und Ein-
heit des Reiches. Konzeption und Wirklichkeit der Po-
litik bei Lazarus von Schwendi (1522 - 1583), Husum
1995.
6 Zum Rat der Stadt Hagenau vgl. die Einleitung zum
entsprechenden Kapitel in diesem Band S. 403f.
7 Beizulegen, s. DRW 5, Sp. 1020f.
8 Dienstag.
9 Kientzheim (bei Kaysersberg) gehörte zur Herrschaft
Hohlandsberg; Lazarus von Schwendi besaß hier ein
Schloß.
sandte. Und alß dieselbigen nach eröffnetem tag
und gemachtem eingang zu beederseits ire grava-
mina und streitige puncten in schrifften übergeben
und fürgebracht, auch hinc inde13 ferner mundtlich
der notturfft nach verhört worden, seind dieselbigen
nach lang gepflegter, fleissiger unterhandlung nach-
folgender gestalt durch ire gnaden und erstgedachte
eines ehrsamen raths der statt Hagenaw abgeord-
nete alß kayserliche commissarii in der güte wie
folgt verglichen worden:
[I.] αUnd alß burgermeister und rath der statt Mün-
ster in iren gravaminibus und beschwerdt articuln
erstlich fürbracht, wiewol ein abbt zu Münster in
Sanct |136v | Gregorienthal ye und allwegen beiden
pfarrherren zu Münster und Mülbach, auch dem
schulmeister14, ir gebürende competenz15 entricht
und dasselb nit allein zu zeiten, alß noch die alte
catholische religion zu Münster in übung gewesen,
sonder auch seither, alß maister und rath sampt ge-
meiner burgerschafft alß ein stand des Heiligen
reichs vermög des heylsamen uffgerichten und be-
stätigten religions fridens16 die Augspurgische Con-
fession uf- und angenommen, wie dann die hievor
gewesene zween prelaten, abbt Petroman von Apo-
nex17 und abbt Joachim Breuning18, ohn alle ver-
waigerung gutwillig gethon, daß doch, desselben un-
angesehen, der gewesen abbt Heinrich von Jestet-
ten, nachdem er neülichen zur abbtey19 kommen,
10 Vertagen = „einen bestimmten Tag oder Termin anset-
zen“, s. Grimm, DWb 25, Sp. 1857.
11 Ensisheim.
12 Vorher erwähnter (gemeint ist Erzherzog Ferdinand), s.
DRW 5, Sp. 1113.
13 Hinc inde bzw. hinc et inde = von beiden Seiten.
14 Der Schulmeister in Münster, s. die Einleitung zu Nr. 5,
S. 348f.
15 Mit competenz werden die Einkünfte eines geistlichen
Amtes bezeichnet, s. DRW 7, Sp. 1200f.
16 Gemeint ist der Augsburger Religionsfriede von 1555, s.
dazu auch die Einleitung S. 342.
17 Petermann von Aponnex war Abt des Klosters Münster
in den Jahren 1539-1550. Er starb 1554. Vgl. Bornert,
Monastères II,1, S. 472.
18 Joachim Breuning (Brining) war Abt von 1550 bis 1560.
Dann verzichtete er auf sein Amt. Ebd., S. 472.
19 Abtswürde, s. FWb 1, Sp. 432.
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