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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0378
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Münster im Münstertal

ster ihm zugehörig, daß er auch gebott und verbott
über wun48, waidt und wasser habe, und aber dage-
gen die von Münster fürgewandt, daß ein praelat
weder gebott noch verbott noch hoche obrigkeit in
statt oder thal hette, sondern daß dieselben dem hei-
ligen reich zugehörte, vermög kayser Friderichen
schirmbrieff de anno 123549, darvon sy copey für-
gelegt, und statt und thal solch recht und gerechtig-
keit von dem heiligen reich inngehabt und noch
auch darvon demselben järlich einhundert acht
unnd zwantzig gulden lifert, laut burgermeister und
rats der statt Münster vierten beschwerdt artikul,
wie weit nun eines praelaten recht und gerechtigkeit
mit verbott und gebott sich erstrekhe, daß wird in
nachfolgenden des herren administratoris gravami-
nibus und beschwerden von stuck zu stuck vergli-
chen.
νDann von wegen burgermeister und raths zu Mün-
ster fünfft Gravamen der wäld halben, daß der vorig
praelat, herr Heinrich von Jestetten, sich gebotts
und verbotts über der statt und des thals eigene
wäld angemaßt, auch in denselben eigens gewalts
holtz gehauen, der herr administrator aber hergegen
sich auf den Marquartischen vertrag referirt50, ist
derselbig clagpunct dermassen verglichen und ver-
tragen worden: Dieweil die letste zeit und lange
jahrh mit den wälden, so vermög angeregten Mar-
|140r| quartischen vertrags dem gottshauß allein zu-
gehört, verenderung sich zugetragen, also, daß auß
bewilligung der alten praelaten statt und thal-
flekhen ire sondere wäld besitzen und nüessen,
ξund dem gottshauß allein vier wäld, alß Gipich,
Geißbach, Feseneckh und Schweinspach, frey und
vollkommentlich mit allen gerechtigkeiten, gebotten
und verbotten verbliben seindt, darinn niemand we-
ν Wäldt und holtzhauw.
ξ Vier wäld Gibbich, Geispach, Feseneckh, Schweinspach
gehoren eim abbt mit gebotten und verbotten.
ο Closterthor.

h B: jahr här.

48 Wiese, die gemäht wird, s. Wb. d. elsäss. Mundarten 2,
S. 832.
49 Vgl. dazu die Einleitung S. 339 und Maier, Stadt und
Reichsfreiheit, S. 76.
50 Zum Marquardschen Vertrag von 1339 (abschriftlich in

der dürr noch grünes holtz hauen oder aufma-
chen51 soll, daß es demnach bey solchem verbleiben
und statt und thalflekhen ire sondere wäld nutzen
und niessen sollen, doch dergestalt, da künfftiger
zeit ein praelat die statt umb bauholtz auß iren wäl-
dern zu seiner notturfft ansprechen52 wurde, daß
ime solches von inen unversagt seyn soll.
°Denn sechßten burgermeister und raths von Mün-
ster streitige puncten, des abbts stattporten belan-
gend, daß der hievorig abbt Heinrich solch port
nicht allein bey tag, sonder auch bey nacht gar offen
und unbeschlossen gelassen und doch nichts desto
weniger die vorder port in die statt zugehalten und
der burgerschafft den durchgang gantz und gar ab-
gestrikt53, haben die beede parteyen sich dahin be-
willigt, daß es solcher porten halben in allweg bey
dem hierob vermeldten Reingräfischen und Erpa-
chischen vertrag verbleiben solle. Doch soll dem
herrn administrator der auß- und eingang durch die
hinderport ungesperrt seyn, doch daß er die in all-
weg nach ime wider zu thue. Welches wort der por-
ten halben also lautend:
Von der schlüssel wegen, so ein abbt zu seinem
thor von der statt Münster haben soll, entscheyden
wir sy, daß der abbt fürter alß bißher dieselben |140v⎥
schlüssel nach aller notturfft versehen und versor-
gen solle, daß der statt darvon [kein] breste54 oder
kein schad uferstande.
So facht der Erpachisch vertrag an: Zu wissen,
alß verschiner jaren zwischen dem ehrwürdigen her-
ren Peterman, abbt, und dann: Des datum Donners-
tag, den zwen und zwantzigsten Octobris, im
1556ten Jahr, welche wort ermelts vertrags also lau-
ten55:
AM Munster AA 3, Nr. 21 und AM Munster AA 4,
Nr. 1) vgl. die Einleitung, S. 340f. und Ohl, Geschichte,
S. 118-131.
51 Entfernen, s. FWb 2, Sp. 553.
52 Bitten, s. FWb 1, Sp. 1466.
53 Untersagt bzw. vorenthalten habe, s. FWb 1, Sp. 424f.
54 Nachteil, s. FWb 4, Sp. 1090f.
55 Der Erbachsche Vertrag zwischen Abt Joachim Breu-
ning und Stadt und Tal Münster von 1556 ist überliefert
in AM Munster AA 3, Nr. 33 und AM Munster AA 5,
Bl. 202ff., vgl. Scherlen, Inventar, S. 3f.

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