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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0395
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2. Kirchenordnung [1575/1580]

solche geringschetzung und verachtung deß h.
abentmahls zum höchsten entunehrt wirt.
[13. Von den hochzeiten]34
νUnd nach dem bis hieher mit dem unzeitigen kirch-
gang bey den hochzeiten ein große, ja schimpfliche
unordnung gewesen, so statuiren, setzen und ordnen
wir, das nun hinfüro alle diejenigen, so sich verheü-
rathen und in unserer pfarren einer, zu Münster
oder Milbach, zu kirchen gehn wöllen, gzu IX uhren
in der kirchen erscheinen und sich daran bey straff
h10 ßh (die ein jeder preütigamm unnachläßlich zu
bezahlen pflichtig) nichts verhinderen35 laßen soll,
daruff dan beede kilchwartten36, ’allhie zu S. Leo-
digarien und Milbachi, bey ihren ayden acht haben
und die verbrecher37 dises unsers gebotts angeben
sollen.
Dieweil auch, unangesehen deß verbotts, biß dahero
bey hochzeiten ein große anzahl hochzeit gäst be-
ruffen und geladen worden, und bey solcher menge
volks allerhand unordnung, etwan mit zancken, ha-
deren, unordenlichem schreyen und tanzen, gespürt,
solchem unordenlichen wesen aber, | sovil immer
möglich, zufur[zu]kommen, wöllen wir, das hinfür-
ter bey einer jeden hochzeit mehr nit dan fünffj

scheiben hochzeitleüth38 gehalten werden sollen.
Welcher preutigam aber mehr haben würde, der soll
von jeder also verbottner scheiben eink gulden un-
nachläßlich und unangesehen der person verfallen
sein.
Demnach auch bis daher sich vilmalsl zugetragen,
das beym hochzeitlichen kirchgang die hochzeiterin
eintweder albereit39 schwanger oder doch uffs we-
nigst fleischliche vermischung vorgangen, und je-
doch nit desto minder verschlagner und verdeckter
weise under jungfrewlichem schmuckh im krantz zu
kirchen gangen, welchem ubelstand, als ein sonder
der kirchen ärgernuß, sovil möglich vor zu sein und
anderem darauß folgenden unhail zubegegnen, set-
zen und wöllen wir hiemit ernstlich, das fürohin ein
jeder hochzeiter mit und neben der hochzeiterin vat-
ter oder vogt oder, da deren keiner were, einem ver-
wandten oder wem es sonst von ihrentwegen gebürt,
vor uns, einem rath, erscheinen., nit allein umb die
hochzeit, sonder auch umb die außkündigung40 bit-
ten und erst volgends bey eines jeden orts pfarrern
sich ebenmeßig samenthaft einstellen und solch un-
ser, eins raths, beschechen bewilligen ihme ufflegen
und bescheinen41 und darüber deßen fernern be-
scheids erwarten sollen. Anderst haben unsere pfar-
rer disen befelch, sie keins wegs außzuruffen.e

[II.] mVom heiligen ehestandm
ξZum andren: Weil Gott, der herr, den heyligen ehe- schlechts gleich im paradiß uff- und eingesetzt42,
stand zu mehrung und erhaltung menschlichs ge- darzu Christus, nunser einiger seligmachern, dersel-

ν Anno 1575. Sambstag post Michaelis.
ξ Anno 1555, 1570 et 1575.

8 Gestr. in B: summers zeit zu VIII uhren und im winter.
h-h In B korr. aus: fünff pfund pfenning.
i-i Gestr. in B.
j B: 6 (Korr. aus: fünf).
k B: 2 (Korr. aus: ein).
l A: sich vil sich vilmals.
m-m C: Vom h. ehestand, auch straff des ehebruchs, hurerey
und anderer unzucht.
n-n C: der herr.

34 Die Überschrift ist aus dem Register auf S. 369. ergänzt.

35 Zu sich verhindern (sich aufhalten, sich verspäten) s.
Grimm, DWb 25, Sp. 570.
36 Küster, s. FWb 8, Sp. 969; Grimm, DWb 11, Sp. 828;
DRW 7, Sp. 1009.
37 Übertreter der Ordnung, s. Grimm, DWb 25, Sp. 163.
38 Fünf Tische mit Hochzeitsgästen, s. Grimm, DWb 14,
Sp. 2387 (dort auch mit Beispiel aus einer Hochzeitsord-
nung).
39 Bereits, s. Wb. d. elsäss. Mundarten 2, S. 300f.
40 Öffentliche Bekanntmachung, s. FWb 2, Sp. 1126f.
41 Ihm zur Einsicht vorlegen und (rechtsförmig) beweisen,
s. FWb 2, Sp. 536 und FWb 3, Sp. 1661.
42 Vgl. 1Mos 2,18.24.

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