Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0399
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2. Kirchenordnung [1575/1580]

anno etc. 78 uffgericht und offentlich publicirt man-
dat, satzung und ordnung wider den ehebruch, blut-
schand, nottzug, jungkfraw schwächung, hurerey
und dergleichen unzucht und laster66, wie dasselb
der lenge nach diser unserer kirchenordnung in-
serirt67, hieher repetirt, widerhohlt und unseren
beeden pfarrern sambt ihren zugeordneten kirchen-
pflegern68 ernstlich ufferlegt, eingebunden und be-
fohlen haben, solcher ordnung getreulich nachzu-
kommen und zu erhaltung guter disciplin, zucht und
erbarkeit den christlichen bann wider diejenige
mann und weibspersonen, so die kirch mit offentli-
chen sünden, schand und lester geärgert, ohn anse-
hen der person zu üben und in dem niemands zu-
verschonen, wie sie dann deßen vor dem strengen
richterstuel unsers herren und heylands Jesu Christi
rechenschafft geben werden und müeßen69. Und
lautt solch mandatum excommunicationis oder
christlichen banns also: Legatur illa excommunica-
tio alibi privatim conscripta.
Also wöllen wir auch unser den 24. Junii anno etc.
80 verbeßerte Constitution, das quelten, schwamen
und sontagsdäntz betreffend70, so wir den 26. Junii
und 9. Augusti bestimbts jahrs in unsern beeden kir-

chen offentlich haben verkünden laßen, umb gelieb-
ter kürtze willen hieher repetirt und dasselb in allen
seinen clauseln, puncten und artickeln bey denen
daruffgesetzt peenen und straffen unverbruchenlich
zu halten mit ernst gebotten haben, also zuverstehn,
das ein jeder spilman, so zu dantz macht, X ß ver-
beßeren71 solle.
Als auch bis dahero sich vilmahl begeben, wann ein
ehemensch vor dem anderen gestorben, das das
uberbleibend sich etwan | in wenig wochen oder ta-
gen widerumb anderwerts ehlich verlobt und ver-
sprochen und also deß abgestorbnen wider gute sit-
ten und disciplin gar bald vergeßen, welches laster
mit gutem gewißen der oberkeit weder zudulden
noch zuleiden, weßhalben so wöllen wir gehalten ha-
ben: Wa einich ehemensch, das were mann oder
fraw, nach ableiben desselben abgestorbnen ehe-
menschens sich vor einem viertel jahr widerumb eh-
lich verloben, versprechen oder verheurathen wirt,
das dasselbige, es sey weib oder mann, gleich gehal-
ten und jedes, ohne einich ansehen der personen,
umb zehen pfund unnachläßlich gestrafft werden
soll.w |

[III.] Wider das gottslesteren

σFürs dritt, weil Gott, der herr, im anderen gebott
ernstlich gebeutt, das wir seinen hey[ligen] namen
bnit vergebenlich führen sollenb72, auch die uber-
tretter dises seines gebotts zum offtermal gantz
ernstlich und erschrockenlich gestrafft hatt73, so
wöllen wir demnach alles gottslesteren, fluchen und
schweren, wie das namen hatt oder haben mag, al-
lerdings verbotten haben, mit diser außtruckenli-

σ Anno 1555, 1570, 1575.

b-b C: nitt unnützlich füeren oder inn mund nemen sollen.
c-c C: fraw oder mann.
d-d Fehlt in C.

66 Damit ist das „Mandat von der excommunication oder
dem christlichen bann“ vom 13. September 1578 gemeint
(Nr. 4). Vgl. dazu auch die Einleitung S. 346.
67 Der Text des Mandates selbst ist nicht in die Kirchen-

chen betrawung, das, welche personen, es sey gleich
cmann oder frawc, knab oder tochter, jung oder alt,
knecht oder magt, bey dem tauff, leiden, marter,
wunden und creutz unsers herrn und heylands Jesu
Christi, item bey der allmacht, krafft und barmhert-
zigkeit Gottes, dauch bey den hey[ligen] sacramen-
tend oder sonst in all ander weg schweren wirt, es
geschehe gleich auß böser gewohnheit oder beweg-

ordnung aufgenommen worden. Vermutlich war ein Ex-
emplar des Mandats der Kirchenordnung beigefügt.
68 Zu den Kirchenpflegern s. die Einleitung, S. 348 sowie
Nr. 4, S. 389f.
69 Vgl. Mt 25,31-32, Röm 14,10 und 2Kor 5,10.
70 In diesem Band unter Nr. 6.
71 Zur Strafe zahlen, s. Grimm, DWb 25, Sp. 107.
72 2Mos 20,7; 5Mos 5,11.
73 Vgl. z.B. 3Mos 24,10-16.

379
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften